Warum reisen?

 

Fernweh und Neugierde auf die Welt - warum ich jetzt in Kanada lebe



"Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf." (Oscar Wilde)

 

Ich glaube, die Bilder sprechen für sich: Mein Geist ist bereits veredelt worden - ebenso wie mein Gaumen :)

Fernweh hatte ich seit meinem Erasmus-Auslandsjahr 2009/2010. Die Erfahrung, in einem anderen Land neue Eindrücke zu gewinnen, Erlebnisse zu genießen, sich eine andere Sprache anzueignen, Freunde zu finden, an positiven und negativen Geschehnissen zu wachsen und schließlich tatsächlich anzukommen, hat mich positiv geprägt und in mir das Bedürfnis geweckt, diese großartige Erfahrung noch einmal Realität werden zu lassen. 

2016 verfestigte sich diese Idee irgendwie - noch einmal was erleben, bevor ich "zu erwachsen" bin. Natürlich gab es da viel abzuwägen: Wohnung, Job, Rente, Verpflichtungen... Ich hatte mir schließlich seit sechs Jahren in Hannover  ein ziemlich angenehmes Leben aufgebaut. Ich sprach oft mit meinen reisefreudigen Kollegen über die Sehnsucht, die Welt zu entdecken und sie motivierten mich, Kanada tatsächlich anzugehen. 

Aber alleine? Ohne Daniel? Das kam nicht in Frage. Und so sprachen Daniel und ich lange und oft darüber, anfangs noch mit vielen Fragezeichen, aber mit der Zeit wurden unsere Pläne immer konkreter. Als Kanada dann Mitte 2016 noch 1000 Working Holiday Visa vergeben hatte, schien das ein Zeichen zu sein - vor allem, da wir beide ziemlich schnell eines erhielten. 

Ab da wurde es konkret - obwohl es sich lange nicht so anfühlte. Die Idee, für ein Jahr in einem Land zu leben, das so unendlich weit weg zu sein scheint, war viel zu abstrus, als dass es sich "wahr" hätte anfühlen können. Es gab einfach auch viel zu viel zu organisieren, als dass Zeit geblieben wäre, den Plan als tatsächlich eintretendes Ereignis zu begreifen! Noch nicht mal, als ich meine Wohnungsschlüssel für meinen Nachmieter abgegeben habe, fühlte es sich echt an. Oder als ich meiner Mum in Hamburg tschüss gesagt hab. Ehrlich gesagt realisiere ich auch wenige Monate nach unserem Abschied aus Deutschland noch gar nicht so richtig, dass wir in Kanada leben - ich nehme ja via Whatsapp, Facebook und Instagram am Leben meiner Familie und Freunde genauso teil wie zuvor.

Und trotzdem hat sich so viel verändert - und ich genieße es in vollen Zügen. Das Eingewöhnen, das Bestaunen des Ungewöhnlichen, das Finden neuer Kontakte, das Entdecken neuer Städte und Umgebungen, das Erlernen einer altbekannten und trotzdem neuen Sprache, das allmähliche Ankommen. Dieser Mix aus Neuem erleben und Alltag erlangen ist berauschend und macht so viel Spaß! 

 

"Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen läßt." (Adolph Freiherr von Knigge)

 

Wir haben -20 Grad gemeistert und uns an sieben Dollar teuren Käse gewöhnt - was soll noch passieren?  Und selbst wenn - es gibt immer ein zu Hause, in das wir zurückkehren können!

 

Also - liebe Zweifler und Unsichere - zögert nicht - macht Euch einfach auf den Weg. Es lohnt sich!