B.C.

17.-31.12.2017

 

Wir - voll integriert!

Eigene Wohnung, eine Ersatzfamilie und X-Mas steht vor der Tür - das Leben rockt!

Sonntag, 17.12.2017 - Victoria

 

Alle, die am Vortag gearbeitet haben, hängen auf der Arbeit ein bisschen durch! Besonders Agnes Chefin Shannon verkrümelt sich in eine Ecke :) Es ist viel los und Agnes bekommt 36 Dollar Trinkgeld vom Vortag! Anschließend geht es nach Hause, dort wir noch kurz gewaschen, das ist es dann auch schon wieder :) 

 

Montag, 18.12.2017 - Victoria

 

Die Tage vergehen irgendwie immer schnell! Heute haben wir beide frei und beschließen, Stollen für Mittwochabend (Deutschklasse) zu backen. Dazu benötigen wir noch ein paar Zutaten aus dem Supermarkt, z.B. Butter (im Rezept heißt es "Süßrahmbutter" und wir müssen erst einmal googeln, was der Unterschied zu normaler Butter ist und wie sich sowas wohl auf Englisch nennt) und Zitronen. Nachdem wir das eingekauft haben, geht es ans Backen. Stollen ist ja, so sagt man, eine Kunst, was aber wohl hauptsächlich an der Frischhefe liegt, die es in Kanada nicht gibt. Mit Trockenhefe ist alles entspannter! Allerdings steht im Rezept etwas von "Vorteig" und dass man in 500g Mehl eine Mulde drücken, dort Hefe, Milch und Zucker reinfüllen und das Ganze mit dem Mehl vermischen soll. Agnes vermischt also 14g Trockenhefe, 100ml Milch und 75g Zucker brav mit 500g Mehl und stellt fest, dass das leider zu wenig Flüssigkeit für zu viel Mehl ist. Also googeln wir Vorteig. Herrje. Da vermischt man in dieser Mulde tatsächlich nur ein wenig Hefe mit dem Zucker-Milch-Gemisch und deckt alles leicht mit Mehl zu. Bei Trockenhefe muss das aber nicht sein (ein Glück!!), so dass man direkt alle Zutaten (zimmerwarm!) hinzufügen kann. Zack, zack, alles reingeschmissen (besonders nervig ist dabei das Abraspeln der Zitronenschale), geknetet und gut. Parallel wird noch Marzipanrohmasse hergestellt. Dafür ist Daniel verantwortlich, der Mandelmehl, Puderzucker, Eier und Mandelaroma zusammengießt und daraus tatsächlich schmackhafte Marzipanrohmasse herstellt. 

Dann heißt es: Warten, denn der Teig muss gehen. Ein merkwürdiger Teig! Er ist total schwer durch die ganze Butter und Milch. Später stellt sich heraus, dass man den Stollenteig auch  als schweren Hefeteig bezeichnet. Agnes ist verunsichert und mischt noch ordentlich Mehl unter den Teig. Er ist so anders als normaler Hefeteig! Und gehen tut er nach einer Stunde auch nicht vernünftig, so dass Susan vorschlägt, doch den Ofen anzumachen und den Teig in diesem gehen zu lassen. Allerdings kann man den Ofen nicht auf 50 Grad stellen, es fängt bei 150 Grad an, so dass das keine gute Idee ist. Allerdings steigt die Ofenwärme durch die Herdplatten gewissermaßen nach oben, so dass wir den Teig einfach auf einer Herdplatte platzieren. Und tatsächlich, nach einer Stunde hat er an Volumen gewonnen, ist allerdings auch etwas flüssig geworden (zumindest fließt Butter links und rechts hinunter). Na was wir uns da eingebrockt haben!!! 

Wir haben zwischendurch Hunger bekommen und machen Couscous mit Sour Creme und Hühnerbrust. Lecker. 

Inzwischen ist es schon abends und vier Freunde, von denen wir eine Person bereits kennen, kommen zu Besuch. Wir dürfen uns dazugesellen und trinken Glühwein und essen Christmas Cake (Früchtekuchen mit Brandy). Wir stellen fest, dass Brenda, die wir schon kennen, und ihr Mann zur gleichen Zeit wie wir auf Big Island sein werden! Das ist cool! "See you in Hawaii", sagen wir zum Abschluss :)

Zwischendurch haben wir den Stollen (einen großen und einen kleinen Probestollen) in den Ofen gesteckt und warten gespannt. Als die Freunde weg sind, sind die Stollen durch und wir verkosten den Probestollen. Er ist gut geworden! Richtig lecker. Da er noch warm ist, können wir nur alle nicht wirklich beurteilen, ob Stollen so schmecken sollte :) Da heißt es: Bis Mittwoch gedulden....

Dienstag, 19.12.2017 - Victoria

 

Daniel muss heute arbeiten, bis einschließlich Samstag! Dafür hat er nächste Woche ein paar freie Tage. Agnes düdelt zu Haus ein bisschen rum, außerdem telefoniert sie ein paar Stunden mit ihrer Mum! Das ist schön. Gegen Mittag ruft Larry Agnes, denn es ist ein Paket aus Deutschland angekommen! Jippi! Dabei stand am Vortag noch auf der Paketverfolgungsseite, dass das Lieferdatum im schlechtesten Fall der 29.12. werden könnte. Agnes packt das Paket aus, denn der Karton muss ja nicht mit nach Vancouver - die Geschenke reichen. Es sind ganz viele ganz wunderbare Naschies im Päckchen, außerdem Gastgeschenke für Susan, Larry und deren Familie. Total liebevoll! 

Gegen 16 Uhr ruft Daniel an, dass er nun mit der Arbeit durch sei. Agnes schwingt sich aufs Rad und sie treffen sich bei Mc Do (wo der Kaffee nicht mehr einen Dollar kostet!), um gemeinsam zum Weihnachtsliedersingen ins Government House zu fahren. Das soll um 17 Uhr beginnen, wir treffen drei Minuten vorher ein. Super getimet! Es ist richtig voll, die Autos stauen sich nur so. Wir holen uns einen Keks und einen alkoholfreien Apfelcider auf dem Weg zu dem Saal, in dem das Singen stattfinden wird, ab und finden tatsächlich noch Sitzplätze. Die Leute strömen nur so in den Raum, sogar auf den oberen Balkonen stehen unendlich viele Menschen! 1000e, tatsächlich! Auf den Plätzen liegen Gesangshefte, es kann also losgehen. 

Natürlich begrüßt uns die Vizegouverneurin (Left-Handed Governor) Judith Guichon mit einigen Worten. Dann übergibt sie an die Klavierspielerin, eine ältere, dunkelhäutige Frau, die den richtigen Spirit versprüht und ganz schön viel Pepp hat. Sie bringt die Menge immer wieder zum Lachen mit ihren Sprüchen! Wir singen uns mit "Joy To The World" und "Go! Tell It On The Mountains" ein. Die "Chorleiterin" hat ein bisschen was zu meckern: Wir sollen beim Singen bitteschön auch den Mund bewegen! Nochmal, ab Zeile xxx :) Wir hangeln uns durch Lieder, von denen wir noch nie gehört haben ("Must Be Santa"), aber auch durch Altbekanntes wie "O Christmas Tree", ja, dabei handelt es sich tatsächlich um "Oh, Tannenbaum"! Einiges müssen wir alle nochmal singen, es ist wirklich richtig toll und macht einen Riesenspaß! Das Ganze geht länger als eine Stunde, fast sogar 1h20! So viele Klassiker am Stück. 

Anschließend sind wir richtig k.o. davon und hüpfen noch eine Runde in den Whirlpool. Danach chillen wir noch ein bisschen mit Susan und Larry :D Sie erzählen, dass die Freundin, die Ende des Monats kommt, um das Haus in Susans und Larrys Abwesenheit zu hüten, seit gut 30 Jahren an Hepatitis C leidet. Das liegt daran, dass sie seinerzeit eine Bluttransfusion hatte, die nicht aus Kanada kam, weil nicht genug Blut vorrätig war, sondern aus den USA. Und die konnten von bestimmten Zielgruppen wie Gefangenen Blut nehmen, ohne es überprüfen zu lassen. Das DRK war daran Schuld. Und leider hat die Freundin so eine schlechte Transfusion bekommen. Wir reden auch noch ein bisschen über zwei Freunde, John und Marianne, die in einem Dorf in einem wunderschönen Haus wohnen (wir waren schon einmal dort), aber etwas gebrechlich sind und z.B. im Schnee im eigenen Haus "gefangen" sind. Sie kann nicht mehr Auto fahren und er hat Angst davor. Aber in ein betreutes Wohnen wollen sie auch nicht gehen... Ja, alles ganz schön kompliziert!


Mittwoch, 20.12.2017 - Victoria

Daniel steht wieder um 7 Uhr auf, um dann um 7.30 Uhr zur Arbeit zu fahren. Agnes quält sich um 9 Uhr hoch, sie will in die Stadt, um ein Weihnachtsgeschenk für Daniel zu kaufen. Es dauert dann noch ein bisschen, bis sie in die Pötte kommt, genauer gesagt ist es dann tatsächlich schon wieder 13 Uhr :) Dafür hat sie immerhin sauber gemacht, weil am Freitag ganz viele Gäste zum "A Christmas Carol" Gucken kommen, die unser Bad benutzen werden. 

Bei herrlichem Sonnenschein und mit Wallander im Ohr geht sie in die Stadt, ergattert ein Geschenk für Daniel und shoppt noch ein paar Klamotten für Hawaii im Thrift Shop. Da kostet fast alles höchstens 9 Dollar, die meisten Dinge eher weniger. Sie hat sich überlegt, dafür einige dicke Winterpullis, die sie bei H&M in D gekauft hat, zum Ende von Kanada dort zu lassen. Denn irgendwie muss das Gepäck ja auch wieder mit nach Hause :) Im Anschluss shoppt sie noch ein paar Ballerinas in Schwarz. 

Um 16.30 Uhr hat Daniel Schluss und wir treffen uns vorm Einkaufszentrum. Wir gehen zusammen nach Hause, trennen uns allerdings an einer Kreuzung, weil Daniel schnell mit dem Fahrrad nach Hause fahren, Agnes aber noch einkaufen und Postkarten nach Hause schicken will. Außerdem macht sie einen Friseurtermin für Freitag fest. 

Zu Hause angekommen, gibt es für uns beide noch schnell ein bisschen Couscous, bevor wir uns um 20 vor sieben mit Susan auf den Weg zur Deutschklasse machen. Heute heißt es: Partyalarm! Alle bringen etwas zu essen mit, mehr wird wohl nicht passieren. Wir sind super gespannt auf den Stollen vom Vorvortag, weil der sich ja als etwas schwierig zu handhaben gestaltet hatte. Es gibt Mandarinen, Pfeffernüsse, Lebkuchen, Kekse, Esskastanien und Glühwein - wir sind rundum versorgt! Und: Der Stollen schmeckt super! Genau so, wie er sein sollte!

Die Gespräche sind interessant, wir bekommen noch ein paar Ausflugstipps, die sich aber nur für den Sommer eignen (wir müssen halt wiederkommen!). Ein Mitglied des Kurses, Justin Sain, erzählt so ganz nebenbei, dass er mal in Hollywood gelebt hat, weil er Stuntman war! Er hat u.a. Hugh Jackman gedoublet in X-Men 1 und 2, war bei I, Robot am Set und auch bei den Fantastic Four. Mit 12 wusste er schon, was er später machen will und hat seitdem trainiert, Gymnastik, Trampolin, Motorrad fahren etc. Irgendwie stark! Die anderen erzählen auch ein bisschen was aus ihrem Berufsleben, aber auch lustige private Geschichten. 

Um 20.15 Uhr ist der Kurs beendet, Susanne umarmt uns und fragt, ob wir noch einmal wiederkommen. Vielleicht im Januar!

Zu Hause sortieren wir noch den Müll in die dafür vorgesehenen Plastikboxen, da er morgen abgeholt wird. Wir naschen alle noch ein bisschen Stollen und das ist es dann auch! Reicht ja auch :)

Donnerstag, 21.12.2017 - Victoria

 

Auch heute muss Daniel arbeiten. Agnes steht auf und wurschtelt ein bisschen rum. Dann ist Deutschstunde. Währenddessen rufen John und Marianne an, die heute zu Besuch kommen sollen und etwas außerhalb wohnen, an. Es hat rund um Victoria geschneit und John ist deshalb sehr ängstlich. Obwohl Larry angeboten hatte, die beiden abzuholen, lehnt er ab und sagt, sie bleiben besser zu Hause. Sehr schade!!!

Am Mittag fragt Susan, ob Agnes mit Larry und ihr zur Bäckerei gehen will. Oh ja! Wir nehmen also unsere Thermobecher mit, kaufen im Café an der Esquimalt Plaza Kaffee und ziehen dann in die Bäckerei weiter. Dort bestellen wir Berliner, die recht günstig und lecker sind. Anschließend müssen Susan und ich noch einkaufen und kaum, dass wir zu Hause sind, fängt Agnes an, drei Stollen zu backen. Das geht leider nur solange, bis sie feststellt, dass sie zu wenig Hefe hat. Also nochmal zum Country Grocer! Der Stollenteig wird fertiggemacht und dann zum Ruhen weggestellt. In der Zwischenzeit kommt Daniel nach Hause, er muss sich erstmal ausruhen. Gegen 18 Uhr gibt es Abendessen, Stew. Also Eintopf mit Gemüse, Fleisch und Kartoffeln. Richtig lecker! Anschließend fahren wir zusammen zum "Englischen Pantomime", kurz "Panto". Das ist ein besonderes Theatergenre, eine Art Mischung aus Theaterstück, Märchen, Komödie und Musical. Bei den Aufführungen wird gesungen, getanzt, Slapstick aufgeführt (oft von als Frauen verkleideten Männern und umgekehrt), während die Handlung meist einem Volksmärchen oder einer bekannten Sage folgt. Die Aufführungen sind oftmals zur Weihnachtszeit. Dieses Mal wird "Cinderella", Aschenputtel, aufgeführt. Die Darsteller sind Laien - Kinder, Jugendliche und Erwachsene, das Publikum ist entsprechend durchmixt Das Stück wird in einer Kirche aufgeführt und ist ausverkauft! 

Wir können uns so richtig nichts darunter vorstellen und sind gespannt! Die Handlung ist tatsächlich die von Aschenputtel, allerdings sind einige Charaktere, die es im Märchen nicht gibt, hinzugefügt worden (wie Buttons, einen Gehilfen von Cinderella). Die bösen Stiefschwestern werden von Männern gespielt, sie sind die witzigsten Charaktere des Stücks. Ab und zu wird gesungen und getanzt, z.B. zu YMCA auf dem Ball des Prinzen, auf dem Aschenputtel ihren Schuh verliert. Das Zugucken ist richtig unterhaltsam, weil man als Zuschauer buhen darf, wenn die böse Stiefmutter kommt, man kann johlen usw. Sehr interaktiv. Die Kostüme und das Bühnenbild sind sehr liebevoll gemacht und die Schauspieler sind gar nicht schlecht! 

Nach gut zwei Stunden mit Pause sind wir auf dem Heimweg. Es gibt noch einen Absacker in Form von Irish Cream und Agnes muss die Stollen in den Ofen schieben. Der Duft ist herrlich und nach gut 50 Minuten und vielen witzigen Zug- und Busgeschichten mit Larry und Susan sind die Stollen fertig. Hoffentlich sind sie so gut geworden wie das Exemplar von Mittwoch!

Freitag, 22.12.2017 - Victoria

 

Am Morgen geht Daniel zur Arbeit, Agnes kauft ein paar Weihnachtsgeschenke für Daniel in der Stadt ein. Um 15 Uhr hat sie einen Friseurtermin. Der schnellste Friseurbesuch aller Zeiten, nach noch nicht einmal 20 Minuten ist alles vorbei! Es ist etwas kurz geworden, aber schön. Als Muster diente der wunderbare Haarschnitt aus Toronto von Abel! 

Als Daniel nach Hause kommt, hat er nicht allzu viel Zeit zum Ausruhen, denn wir müssen bald wieder los. Mit Susan und Larry fahren wir in einen Pub, um uns mit der freitäglichen Filmgang zu treffen :) Larry und Susan schauen jeden Freitag mit einer festen Gruppe einen Film, wobei die Gastgeberrolle routiert. Heute sind die beiden dran, nach dem Pub werden also alle das untere Kaminzimmer belegen. Gezeigt wird "A Christmas Carol" von Charles Dickens, ein Film, den wir beide noch nicht kennen. 

Im Pub ist es irre laut, weil am Nebentisch eine Gruppe jüngerer Leute Weihnachtsfeier hat. Die wollen eine Ansprache halten und bitten uns um Ruhe. Also sowas! Wir freuen uns, als sie wieder weg sind! Die Runde ist ganz nett und interessant, eine Dame kommt aus Kapstadt, ein älterer Herr, John Sylvester, hat früher für die CIA gearbeitet. Immer neue Stories! 

Das Essen ist leider nicht so doll, aber egal. Dann cruisen wir nach Hause, allerdings fällt Susan erst bei Ankunft am Haus wieder ein, dass sie auf zwei Frauen im Auto hätte warten sollen. Die beiden sind nicht so gut in Sachen Orientierung und sind auf dem Weg nach Esquimalt, wo das Haus steht, wohl verloren gegangen. Ein Glück tauchen sie 20 Minuten, nachdem alle Gäste angekommen sind, auch an der Haustür auf. Wir bedienen die Gäste mit Getränken, es gibt Glühwein und Knabberkram. Die Gespräche sind nett, aber der Film ist ganz schön irre! Susan regelt, dass John Jenkins (bester Name aller Zeiten, wir freuen uns immer, wenn jemand "John Jenkins" sagt) und seine Frau uns am 1. Januar zum Flughafen fahren! Wie toll ist das denn?! Die Verbindung mit dem Bus ist in der Tat nicht so großartig. 

Danach trinken wir noch einen kleinen Absacker und machen uns dann auf den Weg ins Bett. 

Samstag, 23.12.2017 - Victoria

 

Wir müssen beide arbeiten, bei Daniel ist die Hölle los, bei Agnes gar nix! Shannon berichtet, dass sie mit ihrem Geschäft gerade extremen Stress mit der Ladeninhaberin des "Biscuit Bitch" in Seattle habe. Shannon und ihr Mann haben die Idee für den Namen und das Essen zwar von der Besitzern, sie haben ihr das vorher aber mitgeteilt und um Erlaubnis gebeten. Auch wurde alles anwaltlich festgehalten. Nun sind die Kunden in Seattle wohl aber so empört darüber, dass es in Victoria einen Laden mit dem gleichen Konzept geht, dass sie Shannon aufs Übelste auf der Facebook-Seite des Ladens und per Mail beschimpft haben. Shannon fühlte sich gezwungen, die Facebook-Seite offline zu stellen, auch dürfen wir unsere Shirts mit einem Slogan, der auch in Seattle verwendet wird, nicht mehr tragen. Sie will sich umbenennen in "The Biscuit" oder "Biscuit  Bean" oder sowas. Ihr ging es wohl richtig schlecht, klar, das kann ja auch existenzbedrohend sein. Nun hat sie Angst, dass die Leute wegen des Disputs nicht mehr in den Laden kommen. Hoffentlich nicht...

Abends sind wir gemütlich!

Sonntag, 24.12.2017 - Victoria

 

Es ist Weihnachten! Am Morgen fühlt es sich aber noch nicht so richtig danach an, denn Agnes muss arbeiten. Es ist aber gar nichts los, überhaupt gar nichts. Shannon beschließt deshalb, den Laden um 14 Uhr dichtzumachen, um 15 Uhr kann Agnes nach Hause fahren. Sie darf ganz viele Rest mit nach Hause nehmen, Grits, Hühnchen und Sauce Hollandaise. 

Dort ist Daniel gerade dabei, Brot zu backen, das wir mit nach Vancouver nehmen wollen. Agnes muss schnell duschen, weil sie nach der Arbeit immer nach Biscuits muffelt :) Außerdem schmeißt sie noch schnell die Wäsche rein. Auch beschließt sie, noch schnell ein Lemon Loaf zu zaubern, denn das Rezept klingt denkbar einfach. Als alles im Ofen ist, wollen wir Bescherung machen. Daniel ist in Schlafklamottis, Agnes hat sich ein bisschen zurechtgemacht und wir fangen an. Agnes hat ein paar Geschenke aus der Heimat bekommen, jippi, ein wunderschöner Pulli mit Streifen. Dann ruft Susan. Daniel soll bitte mal kurz die Rosenköhler schneiden :D Großartig! 

Anschließend packen wir weiter aus. Aus der Heimat gibt es Geld und nach Rückkehr einen Kanadakalender, außerdem liebe Post. Von Daniel erhält Agnes dicke Handschuhe und eine Schlafbrille mit der Kanadaflagge drauf. Voll toll! Daniel kennt seine Geschnke schon, denn Agnes hat kurze Hosen für Hawaii eingekauft, die Daniel zuvor anprobieren musste (wegen der Garantie, die nach sieben Tagen abläuft). Er weiß aber nicht, dass er auch noch ein Shirt sowie Tee und Untersetzer mit den roten Stühlen, die er so gerne mag und die man überall in Kanada sieht, bekommt. 

Nach der Bescherung ist das Lemon Loaf fertig, die Brote werden leider irgendwie nicht gut, sie backen nicht vernünftig durch. Ob Daniel zu viel Wasser reingemengt hat? Man weiß es nicht. Wir genießen die Reste von Agnes Arbeit und den Zitronenkuchen im Bett, außerdem schauen wir ein bisschen Serie. Eine wunderbare Bescherung!

Um 22.30 Uhr müssen wir dann wieder los, weil wir zu einem Gottesdienst gehen und Susan schon zeitig da sein muss, da sie bei den Vorbereitungen hilft. Es ist kalt und ein bisschen schneeig draußen, ih! Aber auch schön - weiße Weihnachten halt. 

Der Gottesdienst ist prima, es wird viel gesungen, die Predigt ist zeitgemäß, der Chor läuft immer wieder durch die Kirche (was etwas seltsam auf uns wirkt) und es gibt Abendmahl mit glutenfreien Oblaten :D Ein super Abend!

Montag, 25.12.2017 - Victoria & Vancouver

Heute fahren wir los! Ins weihnachtsabenteuerliche Chaos. Um 9 Uhr sind wir startklar, ein Glück, denn Larry hatte zwar 20 nach gesagt, aber ist ja immer sehr pünktlich. Außerdem hatte es in der Nacht geschneit, so dass man lieber ein bisschen mehr Zeit auf der Straße einplanen sollte. 

So bepacken wir also das Auto (als würden wir vier Wochen lang wegbleiben und nicht nur vier Tage) und sind natürlich viel zu früh an der Fähre! :)

Wir sitzen noch ein bisschen im Schiffsterminal rum, bis wir endlich losfahren können. Auf dem Schiff kaufen wir uns erstmal einen Kaffee, dann sichern wir uns Sitzplätze und packen Lemon Loaf aus, Susan hat Mandarinen für alle. Prima - ein gutes zweites Frühstück. Wir sind im Anschluss fast die ganze Zeit mit Larry draußen, er erklärt uns, was wir gerade draußen sehen, an welchen Inseln wir vorbeifahren etc. Irgendwann wird es ziemlich windig, wir sind durchgepustet und verbringen die letzten Minuten im Warmen. 

Auf dem Festland angekommen, dauert es noch eine Stunde, bis wir am Haus von den Bergmans ankommen. Lisa und Jim, Sophia, Anders und Erik. Susan und Larry hatten gesagt, dass im Haus Chaos herrschen würde. Die Küche stand nämlich vor einem Jahr unter Wasser und die ganzen Schränke sind erst vor wenigen Tagen wieder eingebaut worden. Außerdem wurde aus der Garage ein Spielzimmer gemacht und auch sonst gab es einige Renovierungsarbeiten. Das Ende vom Lied ist auf jeden Fall, dass echtes Chaos im Haus herrscht. Überall steht etwas herum, die Räume sind nicht richtig eingerichtet, Wahnsinn. In der oberen Etage ist es etwas anders, das Wohnzimmer scheint von den Umbauarbeiten nicht betroffen gewesen zu sein. Dort steht ein Miniatur-Weihnachtsdorf und ein wunderschön geschmückter Baum. Lisa und Jim sind wunderbare, nette Menschen und die Ruhe in Person. Trotz Gewusel, Chaos, Pfannen, Töpfen, neuen Gästen und allem sind sie herzlich, nehmen sich Zeit, hören ihren Kindern zu und lassen sich einfach nie aus dem Konzept bringen. Es ist echt beeindruckend. Jeder andere wäre durchgedreht! 

Agnes hat Stollen und Brot mitgebracht. Der Stollen wird angeschnitten, er sieht perfekt aus. Wir gehen alle ins Wohnzimmer und snacken Stollen, Cracker, Käse und Susans Sausage Rolls. Diese Blätterteigteilchen mit Fleisch drin backt sie für jede Gelegenheit. Danach spielen wir ein lustiges Spiel, bei dem sich einer ein Elchgeweih aufsetzen muss und die anderen Ringe auf dieses Geweih werfen müssen. Es sind weiche, mit Luft aufgepustete Ringe, die nicht wehtun. Anschließend spielen Agnes und Daniel mit den Jungs Anders und Erik ein lustiges Ballspiel namens Spike Ball. Da wirft man einen kleinen Ball auf ein Netz in der Mitte, ein anderer fängt ihn und wirft ihn wieder aufs Netz. Macht Spaß und ist anstrengend!

 


Am frühen Abend decken wir alle den Tisch für das bald anstehende Festmahl. Es wird nämlich Truthahn, Füllung, Rosenkohl (den Daniel am Vortag geschält hatte), Erbsen, Möhren, geröstete Kartoffeln, Kartoffelpüree, Süßkartoffelpüree, Cranberry- und braune Soße geben. Ein Festmahl deluxe! Jeder wurschtelt in der Küche, bis es endlich soweit ist - es darf sich an den Tisch gesetzt werden. Bevor allerdings gefuttert wird, ziehen wir alle mit überkreuzten Armen an einem Knallbonbon und freuen uns über den Inhalt. Jeder erhält eine goldene Papierkrone, die er sich auf den Kopf zieht, ansonsten sind die Dinge, die im Knallbonbon versteckt waren, ganz unterschiedlich. Agnes hat einen Minibilderrahmen, Daniel Miniatur-Schraubendreher ergattert. 

Im Anschluss werden Schüsseln umhergereicht, bis jeder von allem was auf dem Teller hat. Es ist köstlich. 

Und dann fragen die Kinder, ob jetzt Zeit für die Bescherung ist. Alle versammeln sich im Wohnzimmer und nach und nach erhält jeder ein oder mehrere Geschenke bzw. Geschenktüten. Auch für uns ist was dabei, viel sogar! Von Larry, von Susan, von Rachel und Familie und von den Bergmans. Wir sind so glücklich und überwältigt! Die Töchter kennen uns ja gar nicht! 

Das Auspacken ist so toll, alle sitzen zusammen, jeder hat sich Gedanken gemacht, es ist gemütlich, warm und im Hintergrund läuft Weihnachtsmusik. Auch wir haben allen was geschenkt, hauptsächlich Niedereggerprodukte aus Lübeck, die Agnes Mutter ihr in einem Paket geschickt hatte. Für Larry gibt es (auch aus Lübeck) den kleinen Playmobil-Luther, weil er ja Pastor ist. Jim bekommt Riesentoblerone, die die Nacht nicht überlebt :)

Larry packt ein Spiel aus mit Namen Pie Face Shutdown", bei dem man früher oder später Sahne ins Gesicht bekommen. Ein grandioses Spiel, das wir nachher natürlich reihum spielen und dabei total viel lachen. Was für eine unfassbar bekloppte Idee! Man erdreht sich auf einem kleinen Rad eine Zahl und diese Anzahl dreht man an einem kleinen Hebelchen. Mit Glück bewegt sich die Sahne nicht vom Fleck, mit Pech kommt die Hand, auf der die Sahne ist, angeflogen und man hat Sahne im Gesicht! 

Nach dieser ganzen Aufregung sind wir völlig erschlagen und freuen uns auf unsere Luftmatratzen im Spielzimmer. Wir sind die einzigen, die dort im Zimmer schlafen. Leider ist es etwas kühl, so dass wir am nächsten Morgen eine kleine elektrische Heizung bekommen. 


Dienstag, 26.12.2017 - Vancouver

 

Ui, wir hatten beide eine gute Nacht, denn wir waren fix und fertig und sind total schnell eingeschlafen. Diese Nacht war es wärmer, weil wir eine elektrische Heizung im Zimmer hatten. Am Morgen schlägt Lisa vor, dass wir zum Hafen gehen sollen, um uns die schöne Küste anzusehen. Das Wetter ist passabel, es hat ein wenig geschneit. Mit den drei Kindern sowie Rachel, Geoff und ihrem Kind Alexandra bummeln wir zum Wasser und machen ein paar schöne Fotos. Später stoßen Larry und Susan zu uns, mit Susan gehen Daniel und Agnes noch einmal ans Wasser. Die Eltern von Alexandra - kurz Ali - haben immer ganz schreckliche Angst um sie, dass sie ausrutscht oder ins Wasser fällt oder sonstwas. Etwas anstrengend. Ihre Cousinen und Cousins lenken sie aber gut ab und beziehen sie mit ein. 

 

Am Mittag gibt es einen kleinen Snack, bevor wir uns gegen 15 Uhr aufmachen, um im Stanley Park mit dem "Bright Nights Train" zu fahren. Das ist ein kleiner Zug, ähnlich denen in Freizeitparks, der durch den weihnachtlich beleuchteten Park fährt. Lisa hatte sich im Vorhinein um Tickets gekümmert, so dass auch wir mitkönnen. 

Auf dem Parkplatz vom Stanley Park ist es irre voll und wir müssen etwas weiter weg parken, was aber nicht schlimm ist. Dann drängeln wir uns in der Warteschlange zum Train aus Versehen vor, weil Lisa nervös und ein wenig hektisch wegen der Abfahrtzeit des Zuges wird!

Die Zugfahrt dauert etwa 15 Minuten, vorbei zuckeln wir an Lichterketten in Büschen und Bäumen, Weihnachtsfiguren und sogar einem Lebkuchenhaus, aus dem ein Lebkuchenmännchen auf Stelzen herauskommt. Das macht echt Spaß. 

Nach der Fahrt bummeln wir noch gut 30 Minuten durch den Stanley Park, in dem es ganz schön ist, es gibt Buden, Musik und Lichter. Wir machen viele Fotos, aber irgendwann sind wir durchgefroren und wollen nach Hause. Dort findet noch ein kleines Abendessen statt, im Anschluss spielen wir zu viert Karten mit Lisa und Susan. Das Spiel heißt "Oh Shit". Es macht einen riesigen Spaß! Man bekommt in jeder Runde mehr Karten, jeweils eine Farbe ist Trumpf und man muss sagen, wie viele Trümpfe man wohl erzielen wird. Wenn man richtig liegt, bekommt man eine gewisse Anzahl an Punkten. Wir spielen 13 Runden, bis wir 13 Karten auf der Hand haben, und Agnes gewinnt! Haha, ist das zu glauben?! Sie ist nicht so ein Kartenspielgenie. 

Inzwischen ist es tatsächlich fast Mitternacht, so dass wir alle beschließen, schlafen zu gehen. 

Mittwoch, 27.12.2017 - Vancouver

 

Wir dürfen ausschlafen! Dass im Hause Bergman alles nicht so streng gehandhabt wird, haben wir inzwischen gemerkt! So machen wir uns in Ruhe fertig und begrüßen dann die drei neuen Gäste Chelsey, John und Brandon. Chelsey und Brandon sind die Enkelkinder von Larry, der einen Sohn adoptiert hatte. John ist Chelseys Freund. Die drei haben nicht allzu lange Zeit, weil Chelsey am Abend wieder  arbeiten muss. Die sind ganz nett und wir schnacken nett. Dann genießen wir noch alle gemeinsam ein Frühstück mit French Toast, bevor Daniel und Agnes sich auf den Weg nach Vancouver City machen. Die anderen werden wieder zu einem Pantomime gehen, aber für uns gab es keine Tickets mehr. Das ist auch gut so, denn wir haben große Lust, uns Vancouver anzuschauen. Das ist schließlich die Stadt, mit der man die große, weite Welt assoziiert, außerdem tauchte der Name schon in so vielen Foren auf und wir haben nur Gutes gehört! Leider ist es ziemlich regnerisch, aber das gehört wohl zu Raincouver dazu ;)

Lisa sucht uns einen Bus raus, den wir aber verpassen, weil sie uns noch einen Ministadtplan ausdruckt und uns anmarkert, was wir uns anschauen sollten. Da Chelsey und John zur gleichen Zeit wie wir losmüssen, werden sie überredet, uns zu einer Station zu bringen, von der aus wir gut zum sogenannten Sea Bus kommen können. Das ist nämlich ein "Bus", der übers Wasser nach Vancouver fährt! 

Die beiden willigen ein, wir haben einen netten Plausch auf der Fahrt und an der Umsteige-Station lassen sie uns raus. Hm - nun brauchen wir am besten ein Tagesticket. Wir fragen einen Busfahrer, der gerade nicht im Dienst ist, wo man ein solches kaufen könnte und er drückt uns zwei Einzelfahrkarten in die Hand - das Tagesticket gibt es nicht an dieser Station! Haha, wie lieb! Wir sind im ersten Moment ganz irritiert, weil wir nicht kapieren, was gerade passiert ist :)

Mit dem Einzelfahrschein düsen wir also zum Sea Bus, der uns nach Vancouver rübergondelt. Man sieht die Skyline vom Wasser aus, schön, aber zu regnerisch für coole Fotos. Wie gut, dass wir beschlossen haben, Ende Februar noch einmal wiederzukommen! 

Wir fangen mit Gastown an, marschieren dann durch Chinatown und einen chinesischen Garten, danach laufen wir an der Waterfront entlang. Dort sehen wir Immobilienangebote, die von 1 bis zu 13 Million CAD rangieren. Ein Mann schaut sie sich auch an und wir kommen ins Plaudern. Er verrät, dass er Diplomat auf Jamaica ist und sich tatsächlich für eine Wohnung interessiert. Allerdings seien die Preise viel höher als in Jamaica! Was witzig ist, ist, dass der Diplomat überhaupt nicht wie einer aussieht! Eher wie ein Sozialarbeiter im Freizeitmodus :)

Wir wollen danach mal die Downtown-Area erkunden. Die ist super schön und angenehm klein! Als erstes fällt uns das "El Furniture Warehouse" ins Auge, ein 4.95-Restaurant, das es mit gleichem Namen auch in Downtown Victoria gibt und in dem wir schon waren. Gut zu wissen!

Unser nächster Weg führt uns zu Tim Hortons, kurz entspannen. Weiter gehts zum Fairmont Hotel, zu einer Kirche, an der Art Gallery vorbei und dann tatsächlich ins Warehouse, denn es ist inzwischen Nachmittag und wir haben Hunger! Nach zwei Burgern wissen wir nicht so richtig, was wir machen sollen und googeln ein wenig. Uns fällt ein, dass Lisa uns die Capilano Suspension Bridge empfohlen, dort sollen schöne, weihnachtliche Lichter hängen. Wir suchen uns also den Bus raus, der uns da hinbringen wird, fahren hin und sind erstaunt, dass so viele andere Menschen auch da sind. Wir dachten, das ist halt irgendeine beleuchtete Brücke. Tja - Irrtum. Der Besuch der Brücke mit Baumwipfelpfad kostet 45 CAD, der Rundgang dauert etwa zwei Stunden. Uff. Also das ist uns zu teuer. So viel haben wir noch nicht mal im Foresta Lumina in Québec bezahlt!!! Wir sind empört und müssen noch ein paar Mal auf das Schild starren, um uns zu vergewissern, dass das keine optische Täuschung ist. 

Etwas missmutig stapfen wir also wieder los zum Bus, warten und dütschern dann in Ruhe nach North Vancouver zu Lisa und Co. Dort sind alle ziemlich erschlagen und sitzen und liegen gemütlich irgendwo rum. Das ist prima - wir sind auch nicht mehr so fit! So machen wir uns noch ein Brot und legen uns dann ins Bettchen. 


Donnerstag, 28.12.2017 - Vancouver & Victoria

 

Daniel und Agnes gönnen es sich, bis 9 Uhr auszuschlafen - denn heute wird nicht mehr anstehen als ein Frühstück und die Fahrt nach Victoria. So machen wir uns also in Ruhe fertig, frühstücken und packen ab kurz vor 11 die Sachen ins Auto. Die Fähre ist nicht gebucht worden, so dass wir rechtzeitig losmüssen, um den Fährplatz um 13 Uhr auf jeden Fall zu bekommen. Es ist ein regnerischer Tag, gut, dass wir heute losfahren. Sonst hätten wir bestimmt nur drinnen gesessen. Der Schnee ist ganz doll weggetaut, was das Fahren auf der Straße deutlich angenehmer macht. 

Um 12 Uhr erreichen wir die Fähre - ein Glück, wir werden auf jeden Fall mitkommen können! Nun müssen wir nur noch eine Stunde überbrücken. Also schlendern wir im Fährterminal auf und ab, bis endlich durchs Mikrofon ertönt, dass man sich bitte in die Autos begeben solle - die Fähre würde bald abfahren. Super! 

Auf der Fähre gönnen sich Larry und Susan einen Snack und einen Kaffee, uns ist das alles zu teuer. Die Preise sind - wie so üblich - echt extrem überteuert und wir hatten ja nun gerade einen Kaffee und ein Frühstückchen. 

Nach gut 1,5 Stunden Fahrzeit und ein bisschen Wallander-Hörbuch kommen wir in Victoria an. Es geht nach Hause, wir futtern Rührei mit Kartoffeln und gönnen uns noch ein paar Naschies von Weihnachten - das wars aber auch! Die Ruhe nach dem Gewusel der letzten Tage ist fantastisch!

Freitag, 29.12.2017 - Victoria

 

Heute muss Daniel zum vorletzten Mal zur Arbeit. Agnes darf zu Hause bleiben, sie muss erst am 30. und 31. ran! Agnes macht ein bisschen sauber, freut sich, dass Susan und Larry ihr zwei Pakete von der Post mitbringen, die an die beiden adressiert waren - eines von Daniels Mum und eines von ihrer Freundin Beri -, schreibt am Blog, arbeitet die Sightseeing-Punkte für Maui sowie Big Island aus und kauft gegen 15 Uhr noch ein. Es soll nämlich Nudeln mit Tomaten, Basilikum, Mozi und Knobi am Abend geben. Außerdem ist uns das Obst ausgegangen. 

Als Agnes noch am Einkaufen ist, kommt Daniel nach Hause und packt sein Paket aus, Agnes öffnet ihres später. Es ist so wunderbar, wir dürfen sogar nach dem 24. noch Weihnachten feiern! Wir erhalten süße Geschenke, Socken, Naschis, Kerzen, Cremes, Schmuck (für Agnes), Deo - vielen lieben Dank in die Heimat!!!

Larry und Susan fragen, ob wir mit zum freitäglichen Videoabend wollen, aber wir schwächeln beide ein bisschen. Daniel ist just wieder von der Arbeit gekommen, Agnes hat das Gefühl, sie wird ein bisschen krank und will sich schonen. (In der Familie in Vancouver waren ein paar Familienmitgliedern in den Startlöchern zu einer Erkältung...) So düdeln wir beide ein wenig herum, kochen lecker Nudeln und backen Muffins und gehen nicht allzu spät schlafen. 

Samstag, 30.12.2017 - Victoria

 

Zum letzten Mal arbeiten wir beide am gleichen Tag in Victoria. Daniel steht zu früh auf, er muss am Wochenende eigentlich erst um 8.30 Uhr und nicht um 8 Uhr auf der Arbeit sein. Susan und Larry sind schon seit 7 Uhr am Rödeln, Wäsche waschen, trocknen, wurschteln. Den Grund erfährt Agnes später: Heute fahren sie auf Reisen mit vielen Freunden. Sie haben ein riesiges Haus gemietet und feiern alle zusammen Silvester! Das hatten sie uns auch erzählt, aber irgendwie hatten wir beide nicht auf dem Schirm, dass heute schon der 30. ist. Alles geht so schnell! 

Wir verabschieden uns also, Susan sucht Agnes noch schnell ein Handgepäck für die Reise raus, dann muss sie losradeln. Daniel ist schon am Arbeiten. Bei Daniel ist wieder total viel los, im Bitchin Biscuit ist zeitweise viel, zeitwese nix los. Alle sind ein bisschen angeschlagen, eine Erkältungswelle geht um. 

Nach getaner Arbeit treffen wir uns gegen 17 Uhr zu Hause, Daniel bringt unendlich viele Törtchen und zwei Vanillepudding (Custards) mit nach Hause! Yay! Silvester kann kommen!!!

Wir springen noch in den Hot Tub, futtern Leckereien (Agnes hatte Chili Con Carne von der Arbeit mitgenommen), ansonsten entspannen wir nur noch. 

Sonntag, 31.12.2017 - Victoria

 

Es ist der letzte Tag des Jahres – Wahnsinn, wie schnell das Jahr dann doch umgegangen ist. Irgendwie fühlt es sich nicht wie das Jahresende an. Normalerweise bereitet man an diesem Tag irgendeinen Snack zu, den man mit zu einer Party bringt, kauft Sekt und sucht sich Neujahrsklamottis raus. Doch heute muss Agnes sich um Klamottis keine Sorgen machen – Shirt, Jeans und Schürze rufen, denn sie muss arbeiten. Auf Arbeit ist richtig viel los, die Kunden genießen die Biscuits. Shannon verteilt am Tagesende das Trinkgeld – 32 Dollar. Yay! Es ist Agnes letzter Arbeitstag und sie gönnt sich das Tagesspecial (Biscuit mit Avocadocreme, Pesto, Rucola und Bacon). Lecker. Shannon schlägt vor, dass wir, wenn Agnes aus Hawaii wiederkommt, noch gemeinsam mit den Kollegen was unternehmen, so als Abschluss. Die Inhaber des Kosmetikgeschäfts gegenüber hatten angeboten, dass wir dort Seife machen könnten – das klingt doch prima! Am 8.1. soll es soweit sein.

Um 16 Uhr kann Agnes nach Hause fahren. Daniel lümmelt noch im Bettchen rum. Wir hatten die Idee, gegen Mitternacht zum Hafen zu fahren, um von dort Feuerwerk anzugucken, doch ein Feuerwerk von der Stadt gibt es nicht jedes Jahr, weil es privat finanziert wird. Es gab wohl von 2016 auf 2017 wegen Kanada 150 ein großes, dieses Mal nicht. Also beschließen wir, zu Hause zu bleiben. Agnes hat sich in Vancouver auch ein bisschen erkältet, auch auf ihrer Arbeit waren alle (!) erkältet. So ist der Plan gar nicht schlecht. Wir haben unendlich viel zu futtern: Nudelsalat, Chili vom Vortag, Törtchen, Schoki aus diversen Paketen – es ist ein ziemlicher Traum. Wir düdeln also bis kurz vor Mitternacht rum, ziehen dann unsere Badesachen an, nehmen zwei LED-Kerzen mit und setzen uns in den Whirlpool. Wir finden, dass der Jahresanfang im Warmen doch eine ziemlich schöne Idee ist! 😊 Irgendwie ist es witzig, selbst um kurz vor Mitternacht hört man keinen einzigen Knaller! Ach Esquimalt! Um Mitternacht kracht es für wenige Minuten, ein Mann brüllt: „Happy New Year, you motherfucker“, ein Mensch spielt „Auld Lang Syne“ ganz schief auf seiner Trompete – es ist ein ganz anders als sonst. Um 20 nach zwölf sind wir total müde und gehen schlafen – schließlich sollen wir am nächsten Tag wieder früh aufstehen, John Jenkins wird uns um kurz nach 9 abholen und zum Flughafen fahren!