Ontario Teil 2

27.08. - 30.09.2017

 

Agnes und Daniel in der großen Stadt...

Von Arbeit, Abenteuern und Annehmlichkeiten :)

Sonntag, 27.08.2017 - Toronto

 

Daniel muss von 15 bis 23 Uhr arbeiten. Das war ein bisschen doof, weil er eigentlich von 18 Uhr an Schicht gehabt hätte, aber seine Arbeitgeber das gern recht spontan ändern. Daniel muss immer in eine App schauen (wenn er Wlan hat), ob sich in seinem Schichtplan was getan hat. Naja und wir hatten eigentlich geplant, eine geführte Zufuß-Tour durch Old Town zu machen. Bücherei und Lektionen machen. So bringt Agnes Daniel zur Arbeit und schlendert noch ein bisschen über das Straßenfest und verkostet drei Dumplings (nur des Namens wegen), gefüllte Teigtaschen mit Asiasoße. Ja. Ist ok 😊 Abends setzt sie sich vor die Bücherei und macht die Online-Lektionen von Tim Hortons. Man muss nämlich ungefähr 10000 Videos angucken und 100% erreichen, bevor man so richtig im Team ist. Oh man. Da geht es um die Zubereitung von Waren, um Lebensmittelsicherheit, um Kundenkontakt, was zu tun ist, wenn ein Räuber im Laden ist, wie man am besten nicht fällt, ausrutscht etc., wann welche Behälter wie zu wechseln sind, was man beim Wareneingang vom Lieferanten zu beachten hat, was es mit der Schnorton Foundation auf sich hat usw. Herrjemine. Das ist hart nervig. Um sicherzustellen, dass man sich die Videos angeschaut hat, muss man am Ende Fragen beantworten, Dinge in die richtige Reihenfolge bringen etc. Meistens sind die Antworten auf die Fragen nicht in den Videos, die man geschaut hat, sondern in Extravideos, die man dann auch noch schauen muss. Agnes war jedoch so kühn, einfach öfter mal ins Blaue zu raten. „Wie lange müssen die Teigtaschen ruhen, bevor sie zum Verkauf gegeben werden können?“ Vielleicht so vier Stunden. Mööööp. Falsch. Zwei Stunden. Aus Fehlern lernt man schließlich auch! Es stellte sich allerdings am Ende heraus, dass das so leider doch nicht ging… Agnes hat in der Lektion über „Slips, Trips and Falls“ durch das Raten keine 70% erreicht... Und ist ernsthaft durch die Lektion gefallen!!! Und plötzlich stand auf dem Bildschirm, dass die Lektion in Absprache mit dem Manager zu wiederholen sei!!!! Ayayayayayyyy. Daniel bekam sich nicht mehr ein, als Agnes ihm das erzählte. Er hat so doll gelacht! Es war auch wirklich witzig, oh man, was für eine Lektion! 😊 Am nächsten Tag wurde die Übung also artig wiederholt, ein Glück hat Saju, Agnes Manager, nichts gesagt :D

Montag, 28.08.2017 - Toronto

 

Wir müssen beide arbeiten, Agnes von 7 bis 12, Daniel von 15 bis 23 Uhr. Daniel bekommt auf seiner Arbeit Muskeln, weil er immer säckeweise Riesenkartoffeln durch eine Maschine pressen muss! Ansonsten bereitet er Soßen zu und schnibbelt Sachen. Mit ihm arbeitet noch ein anderer Backpacker aus Irland, der wohl ganz nett ist. Die Chefin ist oft grummelig und genervt, aber mit der haben die Arbeiter nicht so viel zu tun. Agnes musste auch ran, sie lernte Getränke. Uff, das ist hektisch! Aber Getränke sind nicht so schlimm. Man muss halt manchmal hin- und herlaufen, weil der Tee auf der einen Seite, der Iced Coffee auf der anderen hergestellt wird. Man muss die Becher und Deckel zu unterscheiden wissen und die ganzen Ausnahmen beachten, wenn jemand zum Beispiel laktosefreie Milch statt normaler will oder Süßstoff statt Zucker oder zusätzliches Sirup oder oder oder. Wahnsinn, was für Modifikationen man so machen kann – und die Leute machen das fleißig. Manche sind echt so blöd, oh man. Einer z.B. hat gesehen, dass wir den Kaffee aus zwei verschiedenen Kannen in seine Tasse gegossen haben. Wo ist das Problem?! Der eine Kaffee ist ja nicht schlecht, nur, weil er leer ist. Der normale Kaffee bei Tim Hortons hat – krankerweise – sowieso nur eine Lebensdauer von 20 Minuten, danach muss er weggegossen werden.. Naja, das nützt nix, man muss den Gast (nicht Kunden!) ja zufriedenstellen. Widerlich, so was. Und ein anderer war unzufrieden damit, wie sein Brötchen durchgeschnitten war (eine Hälfte war dicker als die andere). Er wollte ein anderes und wir mussten das entsorgen. Das ist doch irre. Man würde am liebsten sagen: „Man, euch geht’s hier aber echt zu gut. Was für eine Verschwendung.“ Aber das darf man nicht, dann kommt eine Beschwerde, die nicht nur einen selbst trifft, sondern das ganze Restaurant.

Schnorti – zumindestens Ontario-Schnorti – ist nämlich ziemlich klug mit seinem Bonussystem. Für die längste Zeit ohne Beschwerden gibt es eine Belohnung für das Team. Für viele positive Statements von Kunden gibt es eine Belohnung. Wenn sich jemand ewig nicht krankmeldet, bekommt er eine Belohnung, die sich (dank einer internen FB-Gruppe) natürlich auch aufs Team auswirkt (guter Manager und so). Echt, das ist voll clever. Es sorgt für diesen Gruppenspirit, bei dem man sich schuldig fühlt, die anderen im Stich gelassen zu haben.

Überhaupt ist alles bei Tim Hortons über Vergleich. In der App beispielsweise hat man immer gesehen, wie viele Punkte der „nationale Durchschnitt“ hatte, damit man sich freuen konnte, wenn man besser war. Und wer fleißig die „5 W’s“ befolgt ( ), wird ausgezeichnet, bekommt ein FB-Foto und ein bisschen Fame. Ja, ist extrem gewöhnungsbedürftig und nicht Agnes Ding, aber aus Managementsicht 1a.

Die Kollegen sind auf jeden Fall ok. Sehr zackig im Ton z.T. und natürlich schon sehr zügig und trotzdem recht entspannt in den Bewegungen, Agnes ist noch hart unentspannt, eher langsam und gestresst, aber das ist ok. Daniel berichtet das gleiche von seiner Arbeit! 

Abends geht Agnes zum Sport und freut sich, als Daniel spät nach Hause kommt. 

Dienstag, 29.08.2017 - Toronto

 

Daniel muss arbeiten, Agnes geht zum Sport. Abends schauen wir einen Film im Autochen. 

Mittwoch, 30.08.2017 - Toronto

 

Agnes hat spontan frei bekommen, Daniel hat regulär frei – endlich mal. Und wir gönnen uns an diesem Tag die CNE – Canadian National Exhibition. Die ist nicht so weit von uns zu Fuß und ja, irgendwie klang die einfach ganz cool – auch wenn wir keine Ahnung hatten, was genau uns erwarten würde! Erstmal gab’s noch ein Käffchen bei Mc Do und wir kauften uns ein Sandwich, bevor wir ankamen. Ja und dann stiefelten wir in ein Gebäude, wo ganz viele Leute auf eine Mittelalterführung warteten. Hm, war das schon Teil der Messe?! Sehr komisch, vor allem, weil alle schon ausgedruckte Tickets hatten uns es keinen Verkaufsschalter gab… Also wieder raus. Und draußen lasen wir auch, dass das tatsächlich nur ein Gebäude für diese Mittelalterführungen war, aber es sah nicht so aus!

Also haben wir den Weg nach links eingeschlagen und tatsächlich, dort stand dick CNE dran! Ui, spannend! Für gut 20 CAD pro Person hatten wir die Erwartung, dass es so wird wie die Infa in Hannover, eine Freizeitmesse halt mit Hobbybedarf, Essen und Kram. Was uns dort erwartete, war aber zunächst einmal ganz anders! Es wirkte eher wie ein großes Volksfest! Da waren überall Buden mit diesen Spielen, bei denen man ein Stofftier gewinnen kann, es gab Fahrgeschäfte und überall wuselten ganz viele Kinder. Hm. Erster Eindruck: komisch! Ganz anders als bei uns. Wir hatten ein Programm bekommen und lurten rein. Na also das klang aber ziemlich vielversprechend! Hundeshows, Wassershow, Akrobatik, eine Eisshow, Magier, Parcourslaufen – ach du liebe Zeit! Viel zu viel 😊

Wir entschieden uns dafür, die Hundeshow anzuschauen, die aber leider schon voll war. Dafür entdeckten wir im Nebengebäude die erste Infa-ähnliche Ausstellung mit Kram! Herrje, soviel Kram. Hüte, Schuhe, Tücher, Geschirr, Töpfe, Kerzen, Cremes – es gab wirklich alles (nur zu wenig Kostproben und keine Kulis!). Und bald darauf rief auch schon die erste Show, zu der wir nicht zu spät kommen wollten – das Parcourslaufen! Das war stark! Es gab drei Teams, die gegeneinander angetreten sind. Sie haben sich auf unterschiedlichsten containerartigen Gegenständen bewegt, sind gesprungen, haben dabei Formationen gemacht und mussten natürlich ziemlich synchron sein. Am Ende hat ein Team gewonnen. Stark, wie gut die alle waren.

Danach entdeckten wir einen Hotdog-Stand, bei dem man zuerst an einem Gewinnspiel an einer Drehscheibe mitmachen konnte (Daniel gewann einen Gockel-Hut aus Papier) und anschließend verkosten durfte (klar, da waren wir nicht nur einmal, denn das Messeessen war sauteuer!). Dann gingen wir zur Wassershow, bei der Cheerleader, aber auch Männer, diverse Formationen auf Wasserski boten. Sie sprangen über Rampen, stiegen auf die Schultern der anderen oder fuhren nur auf einem Bein stehend übers Wasser. Das sah schon toll aus, auch wenn so Cheerleader-Kram immer etwas eigen wirkt. Anschließend snakten wir unser Sandwich und gingen dann in das Gebäude „The Farm“, wo es Lamas, Kühe, Schweine, Hühner, Ziegen, Schafe – einfach irgendwie alles gab. Das war ganz cool, weil die Kinder so sehen konnten, welches Fleisch sie wohl konsumierten. Man konnte viele Tiere streicheln und sogar beim Melken von Kühen zugucken, was wir gemacht haben! Sehr modern alles!

 


Anschließend gönnten wir uns die Eisshow, bei der verschiedene Leute in verschiedenen Formationen Schlittschuh liefen. Sogar ein ehemaliger Weltmeister war eingeladen. Es war fabelhaft! Wir haben beide noch nie eine Eisshow gesehen! Es gab sogar akrobatische Einlagen drumherum auf dem Eis, ein Mann hat eine Frau immer in die Luft geworfen und wieder aufgefangen, jemand anders hat sich an einem Band niedergelassen, total stark!

Danach hatten wir ein bisschen Zeit, die Hallen zu erkunden. Es gab eine Ausstellung mit Sand- und mit Butterskulpturen, eine Blumenausstellung und Tiere aus Blumen, Origami-Bauten, Essen und einen riesigen Outlet-Store. Der hat uns erschlagen, so dass wir wieder das Weite gesucht haben 😊

Draußen lief auch gerade die Trampolinshow! Anschließend suchten wir noch einmal die Farm auf, weil wir noch nicht alle Tiere bestaunt hatten, ließen uns durch die Essenshalle treiben und freuten uns zu guter Letzt noch auf die Lasershow, die auch ganz beeindruckend war! Und man glaubt es kauf, aber wir waren über acht Stunden auf der Messe, ohne, dass es langweilig wurde!!! So vieles wurde da geboten, die Wassershow wurde wenige Tage später durch eine Flugshow abgelöst. Der Wahnsinn! Oh, und wir sahen Niederegger Marzipan an einem Stand! 😊

Abends waren wir erschlagen und freuten uns, als wir irgendwann gegen 22 Uhr im Bettchen lagen!!


Donnerstag, 31.08.2017 - Toronto

 

Daniel musste arbeiten, Agnes bummelte mal wieder durch die Stadt und gönnte sich einen Cupcake. Abends hatte sie eine „private session“ mit einem Trainer im Fitnesstempel, also eine Stunde Training mit einem Trainer. Das war im Vertrag mit inkludiert. Herrjemine, der Trainer war nett, aber sehr strikt, sie kam tierisch ins Schwitzen und war nach dieser kurzen Zeit ganz schön geschafft!!! Aber es hat gut getan!

Abends schauten wir einen Film im Auto, das macht immer Spaß!

Freitag, 01.09.2017 - Toronto

 

Daniel hat frei, Agnes arbeitet. Daniel schläft aus und holt Agnes überraschenderweise von der Arbeit ab. Agnes hatte ihren ersten Paycheck über 90 Dollar bekommen, immerhin! Den lösten wir natürlich gleich bei der Bank ein. Danach holten wir ein Paket von der Post ab, das Agnes Mum geschickt hatte – mit Kontaktibedarf, Marzipan und Schoki, einem Shirt und einem Brief! Voll schön!!!! Die Freude war groß!!! 

Im Anschluss gönnten wir uns ein Mahl im 4.95-Restaurant, es gab Tacos und Enchiladas, die wir danach wieder abmarschierten, weil wir auf dem Hot and Spicy-Festival vorbeischauten und noch eine kurze Runde am Hafen entlangspazierten. 

Samstag, 02.09.2017 - Toronto

 

Wir müssen beide arbeiten! Uiui. Agnes soll Kasse lernen, aber es ist zu unruhig dafür. Ist ja aber auch egal, weil wir ja am 4.10. wieder weg sind. Da kann ja bald schon wieder gekündigt werden! Sie macht also bei den Getränken mit, das geht auch immer besser. Daniel ist abwechselnd an der Hot Line und der Cold Line, was für Termini, er bereitet also mal das kalte Essen zu und mal das warme. Es geht schon besser und schneller, sagt er, und er ist inzwischen sogar (fast) ausgelernt!!

Agnes geht nach der Arbeit hausfraulichen Pflichten nach :D Es wird abgewaschen, die Eispacks werden abgegeben (netter Talk mit Majorie), sie kauft bei Walmart ein, bringt den Müll weg (ja, wir müssen immer „illegal“ Müll wegbringen, weil wir ja nicht trennen) und kocht abends Nudeln mit Hackfleischsoße. Daniel kommt wieder, wir kochen zusammen weiter und genießen das Mahl! Daniel ist von 10 (!!!) Stunden Arbeit ziemlich erschlagen, so dass wir beide vor uns hindösen und noch ein bisschen lesen bzw. Hörbuch hören (Lord of the Rings und der Hobbit).

Sonntag, 03.09.2017 - Toronto

 

Agnes geht morgens zum Sport, weil wir um 13 Uhr in der Stadt sein wollen – dort wartet die Old Town-Führung darauf, gemacht zu werden! Google weiß inzwischen ziemlich gut, wie lange wir für welche Strecke brauchen, so dass 51 Minuten zum Treffpunkt ziemlich genau hinkommt – und wir trödeln noch nicht mal! Die Führung wird von der Lady geleitet, die auch die Downtown-Führung gemacht hat. Wir erfahren viel von politischen Querelen in Toronto im 19. und 20. Jahrhundert, die Geschichte Torontos ist noch nicht so alt. Wir hören, wo früher (bis in die 1960er Jahre) Leute gehenkt wurden und gucken uns verschiedene Kirchen an. Die Führung ist nicht ganz so gut wie die letzte, aber trotzdem interessant – es gibt auf jeden Fall noch einige spannende Dinge, die man nachlesen kann. Im Anschluss brauchen wir einen Kaffee, als es plötzlich wie aus Eimern zu schütten anfängt – gut, dass wir da schon die Türen von Mc Do erreicht hatten…

Danach ist noch kurz Zeit, in eine Milchbar zu gehen, von der Agnes gelesen hatte. Sie ist ganz merkwürdig, weil die Milchbar eigentlich ein schöner, gut sortierter, gigantischer Kühlschrank ist, in dem niemand außer wir beide sind. Es gibt Kekse, Kuchen und andere Teigwaren und Agnes kauft einen Keks, den sie außerhalb an einer Kasse bezahlt. Anschließend will sie noch zu Canadian Tire und nach einer Lichterkette schauen, während Daniel zum Auto geht – er muss schließlich um 18 Uhr arbeiten…

Agnes stellt sich währenddessen noch beim Käsekuchengeschäft Pablo an, ein einziges Mal Schlange stehen in Kanada muss einfach sein, und die Schlange ist lang – der Käsekuchen scheint gut zu sein. Nach 45 Minuten gibt es endlich den Käsekuchen und sie geht zum Auto zurück, surft noch ein bisschen an der Bib und freut sich, als Daniel um 23 Uhr nach Hause kommt. 

Montag, 04.09.2017 - Toronto

 

Daniel muss um 9 Uhr arbeiten – und das am Labor Day, Tag der Arbeit. Agnes genießt derweil das schöne Wetter, allerdings im Auto, denn der Blog muss mal wieder geschrieben werden, auch will sie einen Brief schreiben, das braucht alles seine Zeit! Ansonsten sind heute noch ein paar Whatsapp-Gespräche geplant und das war’s auch! 

Dienstag, 05.09.2017 - Toronto

 

Agnes muss arbeiten, von 7 bis 15 Uhr, da muss um 6 Uhr aufgestanden werden. Das erste Mal acht Stunden! Draußen ist es noch dunkel, deshalb muss Agnes sich ihr Make-Up im Dunkeln mit Taschenlampe auflegen – eine semicoole Idee, wie sich im Spiegel bei Tim Hortons rausstellt 😉 Die Arbeit morgens ist extrem stressig, denn es kommen total viele Menschen, die Kollegen stehen sich auf den Füßen, Agnes muss kassieren, was sie in ihrem Training gar nicht richtig gelernt hat… Die Getränke-Sektion ist das Einfachste, das macht auch etwas Spaß. Man steht neben dem, der kassiert, und reagiert auf die Bestellungen. Man arbeitet mit Kaffeekannen und vielen Maschinen! Meistens bestellen die Leute heißen Kaffee, oft den Double-Double (zweimal Sahne, zweimal Zucker), auf dem Kaffeedeckel müssen wir dann DD notieren. Oder sie wollen einen Regular, R, einmal Sahne, einmal Zucker. Oder sie bestellen den DDM, Double-Double mit Milch statt Sahne. Für den Zucker, die Sahne und die Milch gibt es verschiedene Maschinen, man muss nur entsprechend oft auf die Knöpfe drücken, dann kommen die jeweiligen Zutaten raus. Eigentlich ein Leichtes, man muss hoffen, dass in den Stoßzeiten die Sahne oder Milch nicht alle wird. Sonst muss man von hinten aus dem Kühlschrank neue Behälter holen. Manche Leute wollen schon morgens einen Iced Coffee, Iced Cap (Cappuccino), heiße Schokolade oder French Vanilla (die letzten beiden werden an der gleichen Maschine hergestellt und sind nur ein Knopfdruck dort!). Iced Coffee ist auch leicht herzustellen: Man drückt auf der Maschine den Knopf für „Iced Coffee“ und dann auf den für Sahne, allerdings muss man natürlich die jeweilige Größe des Getränkes beachten. Small, medium oder large, bei Kaltgetränken gibt es kein XL, nur bei warmen (außer bei Lattes, da gibt es nur M). Dann kommen noch „Sweet Syrup“, auch „Beverage Base“-Shots in das Getränk: Einmal auf die Syrupflasche drücken für Small, zweimal für M, dreimal für L, kalten Kaffee rein, Eiswürfel bis zum Rand – fertig. Der Iced Cap ist auch schön, da kommt Sahne rein, dann steckt man einen speziellen, etwas höheren Plastikdeckel auf den Becher und tut Flüssigkeit aus einer Maschine rein – nicht zu viel, weil man die Sahne und diese Eisflüssigkeit danach vermixen muss und es am besten nicht überschäumt (ist Agnes trotzdem oft passiert). Am kompliziertesten ist der Creamy Chocolate Chill: Sahne wie im Iced Cap, noch Schokosirup drauf, dann den speziellen Deckel rauf, „Neutral Base“ rein bis zum vierten Strich am Becher, dann mixen. Zum Schluss muss da irgendwie Schokosahne rauf, außerdem Schokosauße. Das kann unter Umständen ganz schön blöd aussehen 😊 Auf jeden Fall kostet es Zeit. Tee wird auch gerne geordert, Orange Pekoe oder „Steeped Tea“, auch als DD, R oder sonstwas. „Steeping“ ist irgendein anderes Verfahren als „Brewing“, wie auch immer, ist halt Tee. Man muss viel laufen, weil der Tee auf der einen, der Iced Cap auf der anderen Seite hergestellt werden muss. Was anfangs die größte Herausforderung ist, ist bei einer Bestellung mit Milch Becher unter die rechte Seite der Maschine zu stellen, denn da kommt die Milch raus. Links die Sahne, da stellt man den Becher fast automatisch hin. Hat natürlich auch die ein oder andere Überschwemmung gegeben… Zwischendurch muss man Kaffee brühen, brühen, brühen, immer brühen, die Arbeitsstelle muss immer sauber gehalten werden und natürlich muss immer alles beschriftet werden: Der Kaffee z.B. verfällt nach 20 Minuten, man notiert sein Verfallsdatum auf den Kannen (Decaf und Dark Roast nach 60 Minuten). Manche Leute bestellen ernsthaft die frischeste Kanne oder beschweren sich, wenn sie einen „Restschluck“ aus einer Kanne bekommen. Als ob man bei 20 Minuten irgendeinen Unterschied schmeckt. Der Kaffee wird danach auch ernsthaft weggegossen. Bah. Ätzend. Auch das Eiswasser, in dem der Löffel zum Umrühren der Getränke ist und die Sanitizer-Behälter werden beschriftet, alle zwei Stunden oder nach Bedarf müssen diese gesäubert werden.

Manchmal ist man zu zweit bei den Getränken, dann macht der eine z.B. die Heißgetränke, der andere eher die kalten oder die, für die man laufen muss. Oder einer macht nur Zucker, Sahne, Milch, der andere schüttet nur Kaffee ein. Je nachdem, was nötig ist. Der Kassierer ist auch für die Herausgabe der „Baked Goods“, also Muffins, Donuts etc. sowie für die Herausgabe der Kühlschrank-Flaschen-Getränke zuständig. Man ordnet sich aber quasi selbst zu. Eine Kasse ist leer, aber es sind viele Kunden da? Man stellt sich hin und fängt an, zu kassieren und gegebenenfalls auch die Getränke zu machen. Die Supervisor schicken einen dann auch immer mal wieder weg, die „secondary tasks“ erledigen. Das kann z.B. der Check der Klos sein, ein „short sweep and mob“ in der Küche und dem Gästebereich. Auf jeden Fall ist es wichtig, immer irgendwie in Bewegung zu sein – sich fleißig zeigen, auch, wenn nichts zu tun ist. Und das Wichtigste von allem: „fast“! Man muss immer schnell sein, auch, wenn man noch lernt.

Das ist super nervig, wirklich. Wie soll man schnell sein, wenn man was noch nicht kann?! Und kompliziert wird es dann auch, wenn man an der Kasse steht und den Gast nicht versteht. Hat er jetzt „Pekoe“ oder „Green Tea“ gesagt?! Manche rattern die Bestellung auch so schnell runter, dass Agnes immer nochmal nachfragen muss. Wie viel Zucker sollen in den ersten Kaffee?! Ach Süßstoff. Und wo auf der Kasse ist nochmal das Symbol für „half“ sugar?! Ja, die Modifikationen! Halber Zucker, halbes Eis, extra Sirup, doppelter Kaffeebecher, spezieller Deckel, zu den zwei Grünteebeuteln noch einen Chaiteebeutel „on-side“, also nicht mit im Wasser versenkt, sondern einfach mit dazugegeben, den Bagel „double-toasted“, statt Chipotle- lieber Ranchsoße. Herrjemine!!! Das dauert, um das alles auf die Reihe zu bekommen. Leider scheinen fast alle Kollegen vergessen zu haben, dass sie auch mal angefangen haben…

Am kompliziertesten sind die Sandwiches. Davon gibt es einfach zu viele und man kann zu viele Ausnahmen machen. Glücklicherweise gibt es zwei Leute, die das extrem gut beherrschen und fast immer am Sandwichstand sind. Nur in der Abendschicht ab 15 Uhr ist man oftmals alles: Kassierer, Getränke- und Sandwichmensch, aber da kann man sich auch mehr Zeit lassen.

Für ein Gespräch mit den Kunden bleibt am Morgen keine Zeit, es muss einfach echt superschnell gehen, man nimmt die Gäste meist noch nicht einmal richtig wahr. Aber ja, keiner mag lange warten!

Um 15 Uhr ist Agnes auf jeden Fall echt erschöpft und freut sich auf einen ruhigen Nachmittag! Noch kurz in die Bibliothek und das war’s dann auch! 

Mittwoch, 06.09.2017 - Toronto

 

Daniel muss arbeiten, Agnes geht zum Sport. Doch davor gibt es noch etwas typisch Kanadisches, ein Fried Chicken Sandwich. Mmhh, Agnes war sehr, Daniel nur semibegeistert. Mehr ist nicht passiert 😊

Donnerstag, 07.09.2017 - Toronto

 

Agnes und Daniel müssen beide wieder ran. Agnes hat die Kündigung eingesteckt, nicht nur, dass der Ton auf der Arbeit etwas rau ist, sondern auch, weil ihre Mum ja kommen wird und sie gerne – nicht-gestresst – Zeit haben will! Man hat zwei Wochen Kündigungsfrist, das passt ziemlich gut! Das Kündigen ist unspektakulär, wir werden die Stadt verlassen, das nennt sie als Argument und natürlich das mit ihrer Mum. Ist auch ok so für den Manager. Er fragt nur, wenn der letzte Arbeitstag sein wird, das war’s. Also es ist jetzt nicht die Oberhölle bei Schnorti, es ist nur einfach superstressig und der Ton einiger Kollegen ist einfach unverschämt. Viele Missverständnisse kommen bei Agnes durch das Nicht-Verstehen des indischen Englischs (jeder, der schonmal Inder Englisch sprechen gehört hat, weiß, was sie meint! 😊 ). Da muss auch mal nachgefragt werden und die Inder neigen dazu, dann einfach lauter zu werden. „Brew more Coffee. COFfee. COFFEE.“ Es fehlt einfach die Akzeptanz dieser Sache und dessen, dass Agnes noch im Lernprozess ist. Der Manager bietet ihr Nachmittagsschichten für die Woche darauf an, das wäre weniger anstrengend. Na mal sehen! Es sind nicht alle Kollegen doof, viele sind ganz ok oder sogar richtig nett. Trotzdem geht es Agnes mit der Entscheidung besser! Das Einzige, was sie vermissen wird, ist der gratis Kaffee und die gratis Baked Goods: Man bekommt 15 Minuten vor Schichtbeginn ein Heißgetränk oder Eiskaffee bis Medium-Größe, dazu einen Muffin, Donut oder Keks, das Gleiche zum Ende der Schicht. Und bei acht Stunden gibt es eben jenes und zusätzlich einen Bagel mit Butter umsonst. Na und halt alles andere für 50%. Immerhin. Ein DD in Medium kostet auch 1.80 CAD am Tag, das rechnet sich! Agnes wird nun alle Kaffee- und Teevarianten ausprobieren, die sie noch nie hatte (z.B. French Vanilla mit Kaffee, weiße Schokolade mit Kaffee, Iced Coffee mit Schokosirup etc.).

Daniel ist auch fleißig, er bekommt Muckis, weil er immer Kartoffeln durch eine Maschine presst 😊 Er hat nach seiner Arbeit noch ein Abendmeeting und bringt von da einen Riesenkuchen mit von Wandas Pie, einem Kuchenladen gegenüber von seinem Dönerladen (der kostet sonst über 20 Dollar!), weil die den übrig hatten. Jippi!!

Freitag, 08.09.2017 - Toronto

 

Wir beide müssen arbeiten. Nach der Arbeit genießen wir den Kuchen von Wanda, Rhabarber-irgendwas, und machen uns abends auf den Weg zum TIFF; Toronto International Film Festival, weil wir mal sehen wollen, was da so geht. Eine Straße, die King Street, ist zum Teil abgesperrt und zur Festivalstraße erklärt worden. Dort stoßen wir zufällig auf eine riesige Gruppe von Leuten, die vor einem großen Theater, offensichtlich dem Haupt-Ereignisplatz des TIFFs, auf herankommende Fahrzeuge warten – denn aus denen steigen Promis aus und gehen den roten Teppich zu ihren Filmpremieren entlang. Wie cool ist das denn?! Und nun wissen wir auch, wie das so läuft mit Filmpremieren. Man guckt einfach, wann die sind und geht dann so ne Stunde vorher hin (wenn es einem nicht so wichtig ist, wo man steht). Und dann kann man die Promis auf dem roten Teppich erwischen! Echt voll cool. Voll das Hollywood-Gefühl. Wir haben an dem Abend nur Menschen gesehen, von denen wir nicht wussten, wer sie sind. Irgendeinen Sebastian, ein Kind und noch ein paar Menschen. War aber auch egal – Dabeisein ist alles! 

Samstag, 09.09.2017 - Toronto

 

Wir arbeiten! Daniel aber länger, so dass Agnes sich alleine auf den Weg zum TIFF macht und tatsächlich Julianne Moore und George Clooney sieht! Meeega cool!!!  Danach gönnt sie sich eine „Deep Dish Pizza“, (a pizza cooked in deep pans and layered tot he nines with toppings, ist die Erklärung dafür) und ein Eis mit einer Keksteigkugel. Äh ja, das macht satt! Daniel bekommt die Hälfte ab :D 

Sonntag, 10.09.2017 - Toronto

 

Wir sind beide seit einigen Tagen etwas angeschlagen, was natürlich kein Grund ist, nicht zur Arbeit zu gehen… Bei Daniel haben sich manche sogar übergeben, sind aber trotzdem nicht nach Hause gegangen… Irgendwie muss der Laden ja laufen, ist da wohl die Einstellung, die wir aber nun echt nicht teilen. Wer spuckt, sollte nicht mit Lebensmitteln arbeiten. Wir plagen uns mit ein bisschen Schnupfen und ein bisschen Kopfschmerzen, so dass wir den Sonntag zum Ausruhen nutzen. Abends sind wir bei Majorie und ihrem Mann, ihr Sohn und dessen Freundin sind auch da, zum Essen eingeladen. Es gibt soo leckere Sachen! Salat, Kartoffeln, Fleisch und Bohnen aus dem Garten, zum Nachtisch ein paar Kuchenstücke vom Bäcker. Köstlich. Es ist auch echt ein netter Abend, wir quatschen viel und erfahren, dass Majories Mann Tim leidenschaftlich gerne kocht! Er zeigt uns seine Gewürze, Kochbücher und viele exotische Früchte in Büchern mit dem Hinweis, dass man viele davon in Chinatown bekommt. Werden wir wohl mal testen!!

Montag, 11.09.2017 - Toronto

 

Arbeit – das Übliche! Bei Agnes wird es allmählich besser, sie schnallt schon schneller mehr, das macht alles angenehmer. Sie hat die Abendschicht ab 15 Uhr, das ist echt entspannter, weil weniger Menschen kommen. Spannend ist, dass sie schon einige Gäste kennt, die sie auch kennen. Das macht Spaß, man schnackt ein bisschen und erfährt was über andere Menschen.

Neben Agnes wird noch ein anderer Neuer trainiert, Juan aus Chile. Juan findet die Arbeit noch viel schlimmer als Agnes :D Das ist witzig, er hat ein Job-Interview und will auch kündigen! Er ist noch viel langsamer und paddeliger als Agnes und hat so gar kein Gefühl dafür, wenn er mal ein bisschen weniger schnacken und stattdessen arbeiten sollte. Aber dafür ist er sehr liebenswert und kann Leuten total gut mit viel Herz noch Gebäck aufschwatzen, das sie nicht haben wollten. Also eigentlich ein Guter, der aber leider auch verheizt wird. Das Witzigste ist, dass die Inder zu ihm sagen, wie schnell Agnes doch arbeiten würde :D Daran solle er sich ein Beispiel nehmen! Herrlich, dieser Laden! 

Dienstag, 12.09.2017 - Toronto

 

Agnes muss arbeiten, aber erst um 15 Uhr. Deshalb gönnen wir uns davor Ramen. Ramen sind japanische Nudeln, man nennt auch die aus den Nudeln hergestellte Suppe Ramen. Majorie hatte uns ein Restaurant empfohlen, das aber leider erst um 16 Uhr aufmachte – also zu einem anderen Ramenladen. Ui, Ramen ist teuer, mussten wir feststellen! Aber es nützte einfach nix, so dass wir beide vegetarische Ramen in Pilzsuppe mit Tofu bestellten. Oh man und das war köstlich! Es wirkte supergesund und dieser Pilzgeschmack war obergenial!!

Danach ging es noch schnell zum Bus, umziehen, dann zur Arbeit!

Mittwoch, 13.09.2017 - Toronto

 

Agnes macht Sport und trifft sich danach mit Daniel – syrisches Flatbread austesten. Man kann verschiedene Varianten ordern, Agnes bestellt eines mit Ei drin, Daniel mit Käse, Gurke und Tomate. Das ist auch echt lecker, aber leider preislich völlig überdimensioniert – denn es ist einfach nur Brot! Danach zieht Agnes sich schnell um und geht zur Arbeit. 

Donnerstag, 14.09.2017 - Toronto

 

Wir arbeiten – öfter mal was Neues 😊 Für Agnes ist es der letzte Arbeitstag, so dass sie sich davor noch ein Eiscreme-Sandwich gönnt! Der letzte Arbeitstag geht bis 23 Uhr und ist richtig nett. In der Abendschicht ist man nur zu zweit oder dritt, man putzt viel (wie die Kaffeekannen, Waschbecken, Regale etc.) und alles ist ganz entspannt. Der Tag ist zwar gelaufen, aber die Abendschicht ist definitiv besser als die Morgenschicht! Auch abends kommen immer die gleichen Leute, selbst Agnes weiß bei einigen Gästen schon, was sie bestellen werden 😊 Sie unterhält sich nett mit Souchitra, einer Supervisorin, von der sie anfangs dachte, sie würde sie nicht mögen. Aber Suchi meinte, ihr Ton sei nur so, weil es nicht anders gehen würde. Man muss einfach laut sein gegen die Gästestimmen und die Kollegen und mit klaren Befehlen arbeiten, weil der Laden ja laufen muss. Und sie meinte, als Supervisor habe sie auch einige Verantwortung: selbst arbeiten, das große Ganze im Auge behalten und noch die Neuen trainieren… Ihr tue ihr Ton sehr leid, wenn er zum Teil zu streng war. Und sie meinte, sie hätte im ersten Monat zu Hause immer geweint, weil sie meinte, sie würde die Arbeit nicht schaffen, es sei zu viel, zu schnell! Sehr sympathisch, aber warum rücken die Menschen erst am Ende mit sowas heraus?! Hätte ja geholfen, am Anfang mal zu hören, dass es ok ist, wenn man denkt, dass alles viel zu viel ist! Naja! Es gibt ein Gratissandwich und einen umsonst Fruchsmoothie aufs Haus und mit Umarmungen wird Agnes verabschiedet. Ein gutes Gefühl. 

Freitag, 15.09.2017 - Toronto

 

Vor Daniels Arbeit gehen wir noch in den Park und entspannen ein bisschen, danach geht Agnes zum Sport. Daniel trinkt nach der Arbeit bis halb 3 noch ein Bier mit zwei Kollegen und ist ordentlich duhn, als er wieder nach Hause kommt (und Agnes ist todmüde! )

Samstag, 16.09.2017 - Toronto

 

Morgens frühstücken wir in Ruhe, es gibt Oatmeal mit Trauben und Nüssen, dann muss Daniel zur Arbeit. Agnes begleitet ihn und gönnt sich noch ein schönes Eis in einer Baumstriezel-Waffel. Verrücktes Toronto! Sie lädt sich einige Offline-Folgen von Quarks & Co aufs Handy, weil das Wlan im Eisladen hervorragend ist, und geht dann zum Sport!

Sonntag, 17.09.2017 - Toronto

 

Wir haben beide frei! Daniel darf ausschlafen, er musste schließlich bis 1 Uhr nachts arbeiten. Agnes geht morgens zum Sport. Als sie wieder am Auto ist, ist es schon gegen 12, Daniel ist seit einer halben Stunde wach. Er schlägt vor, frühstücken zu gehen, was wir auch machen! Wir wollen eigentlich in den Waffelladen „Starving Artist“, aber da ist alles voll – deshalb gehen wir einfach in den Waffelladen direkt daneben :D Es gibt für uns beide Eier Benedict, für Agnes auf einer halben Waffel, dazu gibt es Pommes. Lecker!!! Anschließend gönnen wir uns einen Kaffee bei Schnorti und kaufen uns dann ein Tagesticket (das am Wochenende für zwei Personen gilt). Wir haben nämlich den Plan, Toronto ein bisschen zu erkunden, mal nach Greektown, mal in Richtung eines Parks und in die Reichengegend. Wir fahren zum ersten Mal U-Bahn, sie erinnert ein bisschen an die in New York, nur dass sie nicht so laut ist! Ein schöner, superwarmer Tag!!! Wir gucken und Greektown an, ohne allerdings so viele Griechen zu sehen, kommen auf einem Flohmarkt vorbei, gehen in eine Gegend bei einem Park, die wunderschön ist und fahren zum Schluss nach North York, weil Agnes denkt, dass das die Reichengegend ist… Wir brauchen beide ein Käffchen, Agnes googlet nochmal und entdeckt, dass nicht North York, sondern Yorkville die Gegend mit den schicken Läden ist. Na denn – auf nach Yorkville. Yorkville ist ein ganz kleiner Stadtteil von Toronto und wirklich sehr schön, mit Boutiquen für reiche Menschen, sehr stilvoll alles, herrlich – eine ganz andere Seite von Toronto. Danach gehen wir durchs Univiertel zurück, entdecken noch einige Dinge, die wir noch nicht kannten und fahren abends mit dem Bus nach Hause. Wir kaufen noch kurz ein, machen Omelette und schauen einen Film. Na und gegen Mitternacht sind wir beide sehr müde und gehen schlafen! 

Montag, 18.09.2017 - Toronto

 

Daniel arbeitet ab 9 Uhr, Agnes schreibt endlich Blog in der Bibliothek! Abends gönnen wir uns eine unfassbar köstliche Calzone, die hier "Poncho" heißt!

Dienstag, 19.09.2017 - Toronto

 

Daniel arbeitet, Agnes trifft Vorkehrungen für das Ankommen ihrer drei Besucher aus Deutschland. Ihre Mum, Tante und Cousine werden kommen, darauf freut sie sich wahnsinnig doll. Und weil der Flieger erst gegen 19 Uhr landet und die Drei sicherlich erst gegen 21 Uhr am Hotel sein werden, stellt sie ihnen ein paar Leckereien hin, Brötchen, Bananen, Äpfel und ein paar Küchelchen. Sie sollen Toronto ja gleich von der kulinarischen Seite kennenlernen.

Abends geht Agnes zum Sport und erhält tatsächlich gegen 21 Uhr einen Anruf von ihrer Mum, dass alles gutgegangen ist mit dem Flieger, dass sie heil gelandet sind und jetzt ziemlich erschöpft ins Bett fallen werden. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen, Daniel und Agnes wollen sie vom Hotel abholen. 


Mittwoch, 20.09.2017 - Toronto

 

Ui, nach über sechs Monaten sieht Agnes ihre Mum wieder!!! Was für eine große Freude! Ihre Tante und Cousine hatte Agnes natürlich auch lange nicht gesehen. Sie begleiten ihre Mum, weil diese nicht so gerne alleine fliegen mochte, sie hat ja ziemlich schlechte Augen und fühlt sich nicht so wohl. Außerdem ist ein Urlaub mit noch ein paar anderen natürlich auch total schön! Wir bekommen schöne Geschenke :) Eine lange Lichterkette für das Auto, dann noch ein Flaschenlicht mit USB-Anschluss vom Lübecker Nachbarn Herr Roitzsch, wie lieb!!!!, es gibt noch Nasenspray und zu guter Letzt Naschies :) Denn Schoki etc. ist hier ja so teuer. Ach herrlich, eine Tüte voller schöner Dinge. 

Dann muss erst einmal gefrühstückt werden! Wir suchen ein kleines Café in der Nähe, es gibt zum ersten Mal Bagel (sehr ungewohnt für alle, sie mögen dann doch lieber kerniges Schwarzbrot) und natürlich ein Käffchen. Und die ersten lustigen Geschichten aus der Kindheit, WDN -> Weißt du noch... Das ist immer cool, Agnes Mum, Tante (Suse) und Cousine (Frauke) sind nur wenige Jahre auseinander, so dass sie viel Historie teilen. Frauke ist zwar woanders aufgewachsen als die Familie Beckmann, war in den Ferien aber immer auf dem Gutshof der Beckmänner, so dass sie auch mitreden kann. 

Na und dann geht's los in die große Stadt. Es ist heiß, die 30 Grad sind fast geknackt. Wir hatten überlegt, die Route zu machen, die wir auch mit der Stadtführerin gemacht hatten, also nach Downtown und in den Finanzbezirk. Es war echt warm, so dass wir nach einiger Zeit erstmal einen Stopp in einem Restaurant einlegen mussten. Das war sehr schön gelegen, in der King Street mit einem Außenplatz, von dem aus man auf einen Hof mit Brunnen gucken konnte. Es gab das erste Bierchen und einen unfassbar leckeren Salat! Gut gestärkt machten wir danach eine zugegebenermaßen ziemlich große Runde, die die drei Besucher ganz schön schlauchte :) So gab es zum Abschluss dann noch ein Sandwich und ein Eis, das mit einem Stickstoff-Verfahren zubereitet wurde. Aufregend, dieses Toronto! Die drei Besucher nahmen sich danach ein Taxi ins Hotel, wir haben sie mit dem Laufen plattgemacht!!!

Agnes und Daniel ziehen am Abend noch ins Air BnB in Little Portugal um. Agnes hatte vom Host eine Beschreibung bekommen, wo sie hinsollten. Den Schlüssel hatten sie bereits am Morgen abgeholt, er steckte in der Wohnungstür, die untere Haustür war offen. Das Air BnB ist nur 15 Minuten vom Bus entfernt, also kein Problem. Mit Sack und Pack wird also umgezogen! Wir erreichen die Unterkunft recht spät, gegen 23 Uhr. Die untere Tür ist wieder auf und wir gehen nach ganz oben, von wo wir auch den Schlüssel hatten. Auch dort ist die Tür nicht abgeschlossen. Es ist irgendwie merkwürdig: keiner da. Die Wohnung sieht anders aus als auf den Fotos von Air BnB, die Küche ist viel kleiner, das Badezimmer hat ein anderes Waschbecken, unser Zimmer hat Ähnlichkeit, aber die Bilder an der Wand sind andere. Außerdem gibt es keine Vorhänge am Fenster, nur ein Handtuch ist dort eingeklemmt. Als wäre die Bude noch nicht fertig. Merkwürdig. Wurde die Wohnung umgestaltet, nur die Bilder auf der Website nicht?! Wir sind enttäuscht - das hatten wir nicht gemietet! Wir räumen unsere Sachen also ins Zimmer ein, auf dem Bett liegen zwei Handtücher. Wird schon richtig sein. Agnes öffnet eine Schublade im Nachtisch - die ist voller Kram, Bücher, Cremes etc. Nee also hier wohnt jemand. Wir zücken das Handy und vergleichen noch einmal die Bilder. Passt einfach nicht - irgendwas stimmt hier nicht. Wir räumen unseren Kram also wieder raus und gehen in das andere Zimmer. Das ist viel größer mit einer Couch und wirkt ziemlich gemütlich. Allerdings gibt es nur ein Handtuch auf dem Bett. Hatte Sam, der Host, nicht auch geschrieben, dass er mit in der Wohnung wohnt?! Also hier wohnt niemand! Wir räumen unsere Sachen also wieder auf die Couch und legen uns gemütlich aufs Bett. Daniel fragt, ob wir Sam schreiben wollen, aber Agnes denkt zunächst, dass das Zimmer ja eigentlich nicht verkehrt ist und wer viel fragt, viele Antworten bekommt :) Aber so richtig lässt ihr das auch keine Ruhe. Also zücken wir erneut das Handy und lesen die Beschreibung, wie man zum Air BnB kommt. "Second floor" steht da. Hm - wird in Kanada nicht das Erdgeschoss als "first floor" bezeichnet?! Und wir sind demnach im "third floor", im dritten Stock.. Ups! Schnell springen wir aus dem Bett - wir sind hier falsch, wir müssen ein Stockwerk nach unten. Daniel bringt das Handtuch, das er aus dem Raum davor mitgenommen hatte, schnell wieder zurück, Agnes kramt ihre Kleidung von der Couch zusammen und wir gehen runter. Daniel klopft an der unteren Tür und Sam empfängt ihn mit den Worten, er habe sich schon Sorgen gemacht, weil wir nicht kommen! Wir hatten zwar im Vorhinein geschrieben, dass es wohl etwas später wird, aber so spät! :) Wir müssen echt lachen. In zwei fremden Betten gelegen - oh man, wer lesen kann usw. 

Diese Wohnung entspricht nun auch tatsächlich den Bildern auf der Air BnB-Homepage. Wir lernen noch einen anderen Gast kennen, der auf der Couch im Gemeinschaftsraum - Wohnzimmer und Küche - schläft - sehr nett. Wir quatschen noch recht lange mit den beiden und gehen dann erschöpft schlafen.  

Donnerstag, 21.09.2017 - Toronto

 

Die drei Besucher haben keine Adapter mit, so dass sie am Vorabend noch einen besorgt hatten - und promt eine Hotelsteckdose "gesprengt" haben, der Adapter knallte und zischte in der Steckdose und im Zimmer von Antje und Suse gab es für die restliche Nacht und den Morgen keinen Storm mehr. Duschen in the Dark - auch mal spannend... Das Problem soll im Laufe des Tages behoben werden!

Für heute steht der Distillery-District auf dem Plan, leider ohne Daniel, denn er muss arbeiten. In dem Bezirk findet man die ganzen Brauereien und das kann ja nie schaden. Außerdem ist es schön dort. Wir gehen wieder zu Fuß, es ist eigentlich gar nicht so weit, aber der Vortag sitzt Agnes Verwandten doch noch in den Knochen... Der erste Stopp ist - durch Zufall - ein riesiges Lebensmittelgeschäft namens Loblaws. Das ist wirklich gigantisch, meterweise Obst und Gemüse, die buntesten Torten, Nüsse, ein riesiges Salatbuffet. Man kann es nicht glauben, was man sieht! Wir staunen eigentlich nur und nehmen uns vor, dort noch einmal einzukehren! Wir gehen die Churchstreet runter, die nicht umsonst so heißt: Eine Kirche reiht sich an die nächste! Eine Augenweide, aber inmitten von Baustellen und riesigen, neuen Gebäuden. Wir finden eine Kirche, durch deren Hintereingang wir einkehren, dort sind gerade Bauarbeiter am Werk, die uns die Tür aufhalten. Na gut! Wir finden die gut getarnte Tür zum Inneren der Kirche und kommen direkt auf dem Altarplatz heraus... Oh man! Hallo! Da sind wir. Gerade ist eine Organistin am Spielen, so dass wir auf den Kirchenbänken Platz nehmen. Wir lauschen für einige Minuten und wollen uns dann allmählich wieder auf den Weg machen. Wir stehen auf und stehen noch ein bisschen vor dem Altar, weil die Organistin dort ihre Orgel hat. Plötzlich kommt der Pfarrer auf uns zu und sagt, dass er gehört hat, dass wir in einer nicht-englischen Sprache sprechen. Woher kommen wir denn wohl? Na und dann geht ein ganz nettes Gespräch los, Suse kann ein bisschen Englisch und plauscht munter drauflos, auch die Organistin , deren Tochter in Deutschland wohnt, gesellt sich dazu. Und dann passiert etwas Lustiges: Es stellt sich nämlich heraus, dass die Organistin Schleswig-Holstein kennt. In Lübeck war sie schon und in vielen anderen kleinen Städten, u.a. in Eutin, wo Agnes ihre Ausbildung gemacht hat! Sie kommt sogar wieder nach Lübeck, Agnes Mum notiert sich gleich das Datum. Dann wünscht sich Suse noch ein Lied und wir singen gemeinsam. Total stark. Der Pastor erzählt, dass er in seiner Kirche Mäusefiguren sammelt, inzwischen sind schon 28 Mäuse aus der ganzen Welt in der Kirche verteilt. Eine steht auf dem Altarkreuz, einige in den Orgelpfeifen etc. Er hatte sich vor langer Zeit mal eine schnitzen lassen und die mit in die Kirche genommen und dann hat sich das irgendwie in der Kirchengemeinde verselbstständigt :) Ein total schöner Zwischenstopp, was für ein Zufall, dass man in Kanada Menschen trifft, die Lübeck und SH kennen!!!

Als nächstes steht der St. Lawrence Market auf der Liste, ein alter Farmersmarkt. Dort sind viele Lebensmittelgeschäfte, es gibt Fisch, Fleisch, Käse, Obst, Brot - einfach alles. Die Preise sind aber auch ziemlich touristisch... Suse findet ein Messer, Frauke einige Muffinförmchen, Agnes Mum kauft getrocknete Knobizehen, die schön crunchen. Die Stimmen werden lauter - wo bleibt das Bier? :) Also schnell in Richtung Distillery-Bezirk! Dort ist es ziemlich kunstvoll, natürlich müssen Fotos gemacht werden, bevor wir einkehren. Es gibt wieder köstlichen Salat, allerdings mit etwas zu viel rohem Grünkohl, auf dem man doch sehr rumkaut. Aber das Bier schmeckt. Die Biertrinker sind eher Frauke und Antje, Suse hält sich zurück - ihr dürstet aufgrund der Hitze eher nach Apfelsaft und Wasser. 

Im Anschluss sind alle ziemlich geschafft, so dass der nächste Stopp der nahegelegene Strand und Hafenabschnitt ist. Dort verweilen wir sehr lange und ruhen die Füße aus. Es werden wieder Geschichten aus der Kindheit preisgegeben, herrlich. Wir lachen alle sehr doll. Irgendwann kommt ein Mann zu uns, der im Liegestuhl vor uns saß und fragt uns, woher wir kommen. Er gibt noch ein paar interessante Tipps und sagt, dass es außerhalb von Toronto auch sehr schön sei. 

Wir versuchen, von der Harbourfront mit der Straßenbahn wieder hoch Richtung Hotel zu kommen. Das ist eine ganz schöne Herausforderung, denn Agnes ist mit dem Öffi-Verkehrssystem Torontos nun so gar nicht vertraut. Immerhin haben wir schon einen Zugang zur U-Bahn gefunden, aber wie soll es dort weitergehen?! Also wird eine Frau gefragt. Und - typisch Kanada - diese fragt einen Mann, ob der Rat, den sie uns gegeben hat, richtig ist. Na und dann diskutieren die beiden über unseren Weg und sagen schließlich beide, dass wir ihnen einfach folgen sollen :) Die drei deutschen Besucher sind ganz angetan von der Freundlichkeit der Kanadier! Sowas erlebt man zu Hause in D wirklich nicht (oft). Und ja, deshalb lieben wir es hier auch so sehr!! 

Wir kommen auch tatsächlich in die Nähe des Hotels und entscheiden uns, zum Abendbrot richtig schön im Supermarkt einkaufen zu gehen und was Leckeres zu futtern. Es gibt Baguette, Butter, Salat und Früchte, außerdem hatte Agnes am ersten Tag Macarons gekauft, die nun verspeist wurden. Lecker und süß :) 

Gegen 23 Uhr fuhr Agnes mit der Straßenbahn nach Hause, direkt vor die Tür des Air BnBs.

Freitag, 22.09.2017 - Toronto

 

Am Vortag kam der Wunsch auf, heute etwas Gemütliches zu machen, was weit weg ist von den Geräuschen der Großstadt. Kein Problem, dann fahren wir heute nach Toronto Island. Agnes verabredet sich für 11 Uhr mit den Damen an der Fähre und besorgt davor noch Uncle Tetsu's japanischen Käsekuchen - ein Gedicht, der, das weiß sie, ein Gedicht ist. Wir besorgen uns Fahrkarten und Agnes Mum muss nicht bezahlen, weil sie den Schwerbehindertenausweis hat, auch Senioren ab 65 kommen günstiger davon. Na wunderbar! Die Sonne scheint wieder und so stehen wir mit vielen anderen am Fährterminal und warten darauf, rüber zur Insel zu kommen. Wir warten nicht lange, die Fähre fährt regelmäßig. Wir quetschen uns mit den anderen Besuchern auf eine Bank und genießen die Fährüberfahrt - besonders die Skyline von Toronto ist ein Hingucker. Drüben angekommen, geht es erst einmal auf die Toilette - es nützt ja nix! Dann schnacken wir noch mit einer Deutschen und machen uns auf den Weg in Richtung Strand. Es ist ruhig, die ganzen Touris sind schon losgestromert, während wir noch gemütlich am Pier sitzen. Heute ist kein großer Lauftag, eher ein Sitztag, so dass wir am Strand in einen Biergarten gehen und uns ein Bier und Softgetränke mitnehmen. Am Strand ist eine Bank, der Käsekuchen wird ausgepackt und Agnes ist kurz wieder richtig deutsch geworden. Bier am Strand und so - herrlich. Bis plötzlich eine ziemlich energische Verkäuferin aus dem Biergarten kommt und natürlich sagt, dass Bier außerhalb der Lokalität nicht erlaubt sei. Oh man! Seit sechs Monaten ist Agnes also in Kanada und vergisst dann plötzlich alles! Es war aber nicht schlimm, eher irgendwie witzig. Und es ist ja auch gut so, man muss auch nicht irgendwo am Strand sein Bier trinken. Also verziehen wir uns in den Biergarten, in dem man natürlich nicht rauchen darf. Besonders Frauke gelüstet es ab und an nach einer Zigarette, das ist - zumindest in Toronto - in jedweder Lokalität aber inzwischen unmöglich geworden. Selbst außerhalb der Restaurants muss man meistens einen Abstand von mindestens drei Metern haben, um rauchen zu dürfen, vor Krankenhäusern ist es noch mehr. Daran halten sich aber selbst die Kanadier nicht unbedingt und die Polizeit drückt bei Rauchen auf der Straße ihre Augen zu. 

Nach dem Austrinken und Verzehren des Kuchens bummeln wir am Strand weiter, halten die Füße ins Wasser, quatschen viel und ruhen uns dann auf einer Bank aus. Nebenan ist eine Schulklasse am Rumwuseln, aber das stört nicht. Wir werden allerdings zum zweiten Mal ermahnt, weil la Familj sich eine Zigarette ansteckt und das mit den Kindern im Hintergrund der Lehrerin für unangemessen scheint! Die Beckmänner, diese Troublemaker :) 

Die Fähre fährt, als wir am Pier ankommen, erst in einer Stunde, so dass wir uns noch eine Portion Pommes in einem Restaurant am Hafen gönnen. Eine Ente wartet hungrig darauf, auch was abzubekommen – Agnes gibt ihr eine Pommes und zieht damit die Möwen an – ohje!!! 

Abends wollen wir noch ins Royal Ontario Museum, ROM. Das hat einen ziemlich guten Ruf und soll … sein. Also hin da, mal wieder mit der Straßenbahn. Daniel will von der Arbeit dazukommen, er ist sogar früher am Museum als wir. Wir haben den Besuch angedacht, weil es Freitagabend statt 20 Dollar nur 12 kostet, Senioren und Studenten bezahlen noch weniger, Schwerbehinderte sind wieder umsonst. Super! Das Museum ist echt vielfältig, es gibt Dinosaurierskelette, wertvolle Steine, die in den schönsten Farben glitzern, Skulpturen aus Asien, Schreibtische aus Europa, Masken aus Afrika – man könnte garantiert einen ganzen Tag dort verbringen. Allerdings sind wir alle total groggy und nach 1,5 Stunden treffen wir uns zufällig im Eingang wieder. Nun wollen wir noch was Schönes zu essen finden, aber leider sind alle anderen auf die gleiche Idee gekommen… Wir bummeln durch das schöne Yorkville mit seinen ganzen Restaurants mit Dachterrassen – alles voll. Ganz Toronto ist auf den Beinen. Wir finden schließlich eine wenig besuchte Dachterrasse und bestellen zwei Portionen Pommes und noch etwas zu trinken, immerhin. Nach dem Essen sind wir alle echt müde und verabschieden uns, Daniel und ich nehmen wieder die Straßenbahn nach Hause. Nachdem wir schon längst angekommen waren, erhalten wir eine SMS „Gerade am Hotel angekommen, haben uns verlaufen.“ Oh nein, sowas. Das tut uns leid, der Weg war eigentlich gar nicht so kompliziert, aber natürlich war es auch dunkel und die Drei sind nicht so unbedingt mit Google Maps vertraut. Naja, sie konnten glücklicherweise darüber lachen! 

Samstag, 23.09.2017 - Toronto

 

Shopping-Tag für Frauke und Suse. Agnes empfahl das Eaton-Center und die Queenstreet, Antje blieb im Hotel und wurde gegen 14 Uhr von Agnes und Daniel abgeholt. Ausschlafen ist ja nicht so verkehrt. Wir machten uns also auf den Weg und gingen zum ersten Mal zu Tim Hortons! Einmal musste Agnes ihrer Mum ja zeigen, wo sie gearbeitet hat. Es gab Timbits und Kaffee – typisch Kanada 😊 Kurz danach rief Frauke an, die Daniels Handy für den Shoppingbummel mitgenommen hatte. Sie waren durch und total erschöpft! Vor allem die Lautstärke der Stadt macht ihnen zu schaffen, die Autos z.B. unterliegen ja keiner Schalldämpfung, je lauter, desto besser. Auch die LKWs sind irre laut, das ist wirklich anstrengend. Natürlich war auch Haupt-Einkaufstag, überall dudelte Musik, so dass wir anschließend ein ruhiges Plätzchen am Wasser aufsuchten. Es dauerte ein bisschen, bis wir schließlich in einem Restaurant im Schatten einen Platz bekamen. Die Kanadier haben es ja sehr mit dem Warten und dann einen Platz zugeordnet Bekommen, meistens gibt es aber nur einen Platzanweiser, der alles im Blick behält und die Leute auch noch hinsetzt, während man aber schon von Weitem sieht, dass total viele Tische frei sind. Trotzdem dauert es meistens ewig, bis man mal sitzt. Macht keinen Sinn, nein, man kann es nicht verstehen. Suse ist super erschöpft, der Kreislauf macht bei der Affenhitze nicht so unbedingt mit. Deshalb sind wir über den Sitzplatz im Schatten direkt am Hafen doch sehr glücklich, auch, wenn nebenbei die Schiffsmotoren rödeln. Es gibt Salat und indisches Curry, dazu ein kühles Getränk. Wir sind lange da, anschließend möchte Suse noch ein Eis. Es gibt – typisch Toronto – nur spezielles Eis, das flambiert wird bzw. wo eine schokoüberzogene Kugel mit heißer Schokosoße zum Schmelzen gebracht wird. Ihr stehen zu viele Leute an, so dass Daniel und Agnes ein Eis für sich und sie besorgen. Es wird allmählich kühler, die Temperaturen fallen unter 28 Grad 😉 und wir sitzen gemütlich an der Kaimauer und schauen uns das Treiben an. Im Wasser ist ein Paddelboot, das von der Hafenpolizei kontrolliert wird, rechts neben uns liegt ein Schiff mit einer Hochzeitsgesellschaft drauf, das nicht ablegen kann, weil die Tampen noch befestigt sind :D Die Gesellschaft und der Kapitän warten auf den Hafenmitarbeiter, der sie endlich losmacht, er kommt aber nicht! Das Schiff liegt und liegt, bis irgendwann ein junger Mann mit Rucksack angelaufen kommt und an den Seilen rumknotet. Total witzig, er sieht aus wie ein Tourist!!! Das Boot legt ab, allmählich ist es dunkel geworden, zwei Menschen laufen am Steg entlang, weil sie noch in ein anderes Boot steigen wollen, das zur Insel fährt. Dieses hat sich aber schon vom Land losgemacht, keine Chance für die zwei. Das Paddelboot verschwindet irgendwann – hoffentlich sind die Paddler gut an Land gekommen. Es ist so schön dort am Wasser, richtig abenteuerlich, aber auch friedlich. Wir lassen also den Abend dort ausklingen und verabschieden uns dann irgendwann in getrennte Richtungen. 

Sonntag, 24.09.2017 - Toronto

 

Es bleibt warm! Am Morgen müssen wir vom Air BnB zu unserem Auto, denn wir werden Besuch bekommen – die Verwandtschaft möchte sehen, wie wir wohnen! Den Bus hatten wir schon davor aufgeräumt, so dass wir den Besuch bei 40 Grad im Bus empfangen konnten! Alle freuen sich und staunen, wie schön, groß und gemütlich doch das Bett sei. Lange halten wir es nicht aus, nach ein paar Fotos suchen wir ein italienisches Café auf, teilen uns Bruschetta und Omelette und es gibt ein Käffchen und frischgepressten O-Saft. Anschließend kaufen wir im Supermarkt ein – Baguette, Frischkäse, Joghurt und Saft, um im Park ein bisschen zu picknicken. Die Damen sind rechtschaffend erschöpft, kein Wunder bei der Hitze – auch der erste Tag steckt ihnen wohl noch in den Knochen… So sitzen wir, quatschen und lassen uns danach über einen großen Flohmarkt durch den Park treiben. Wir wollen den Dreien unbedingt noch den Kensington Market zeigen, das ist das Stadtviertel, in dem Daniel arbeitet und wo es all die schönen Restaurants und Cafés gibt. Zwischendurch machen wir aber noch in einem Biergarten Stopp. Leider sind alle so kaputt, dass Kensington sie nicht so richtig begeistert. Dort sind sogar die Straßen gesperrt, weil einmal im Monat die Fußgänger dort Vorrang haben, Musik auf den Straßen spielt etc. Wir gucken uns eine Schlange an, die ein Mann auf den Schultern hat, Agnes fasst sie an (irgendwie cool), dann zeige ich den Lieben noch das coole Popcorngeschäft mit seinen 40 oder mehr Sorten (herzhaft und süß). Anschließend wollen sie Richtung Hotel, Füße hochlegen und ausruhen. Verständlich!

 Wir gehen über Kensi zurück und genießen die viele Zeit im Air BnB, um in Ruhe Twich und Serie zu schauen! 

Montag, 25.09.2017 - Toronto

 

Uhhh, der Tag der Tage! Es geht zu den Niagarafällen. Wir hatten ein Auto gemietet, das wir gegen 8 Uhr abholen – klappt alles reibungslos. Es ist ein ziemlich neuer, schicker weißer Honda, wir sind aufgeregt. Daniel fährt und wir bahnen uns einen Weg durch die Stadt von der King Street zum Hotel – gut, dass es Google Maps gibt!!! Die Fahrt ist sudge und gegen 9.15 Uhr sind wir am Hotel. Wir bringen Weintrauben und Bananen mit, mal sehen, wo wir picknicken. Die Damen sind gut drauf und freuen sich total über das schicke Auto, in dem alle genug Platz haben. Dann machen wir uns über die Landstraßen auf den Weg, der erste Stopp ist ein Supermarkt, in dem sich alle ein erstes bzw. zweites Frühstück gönnen (Sandwich, Croissants etc.). Danach fahren wir nach Hamilton, denn dort sollen so viele schöne Wasserfälle sein. Wir schauen uns einen kleinen an – ja, ganz nett 😊 Im Anschluss führt der Weg noch über ein Tim Hortons (man weiß ja nie, wie lange man sonst auf die nächsten Toiletten warten muss, außerdem kann ein Käffchen nicht schaden) zu einem Parkplatz ganz in der Nähe der Fälle. 10 Dollar für einen Tag – ist ok, könnte schlimmer sein.

Wir sind etwas planlos, denn man hört die Fälle zwar leise rauschen, aber die Parkplatz-Area mit dem Skylon-Turm, der offenbar eine Plattform hat, von der aus man die Niagarafälle sehen kann, sieht so gar nicht nach schöner Natur aus. Wie soll das bloß unten an den Fällen werden?! Agnes hatte schon Bilder von der touristischen Zone rund um die Niagaras gesehen, na hoffentlich stimmten die nicht.. Irgendwann machen wir uns also auf den Weg, es geht bergab, dann durch gepflegte Rasenflächen bis hin zu einer Promenade – und von da sieht man schon einen der Fälle!! Die American Falls, die von der kanadischen Seite aus gesehenen linken Fälle fallen uns ins Auge. Die Niagarafälle sind nämlich die American Falls und die Horseshoe Falls, letztere sind die kanadischen, die typischen, die man vom Foto kennt. Und auch die schöneren, wie die Kanadier stolz sagen 😉 Ja, es ist in der Tat unbeschreiblich schön. Zwar brennt uns die Sonne auf den Kopf, aber der Anblick ist es wert.



 Vor allem die Horseshoe Falls sind der Knaller. Alle sind super happy, weil es so schön ist. Leider ist eine Fläche an der Promenade abgesperrt, weil ein Mann gedroht hatte, sich die Fälle hinunterzustürzen. So müssen wir die Straßenseite wechseln und ein bisschen in der Sonne brüten, bevor wir noch einmal ganz nahe an die Fälle kommen. Dort peitscht das Wasser nur so herunter und projiziert einen total schönen Regenbogen über das Flussbecken. Wir wollen alle auf jeden Fall mit der Fähre fahren, die gute 20 Minuten direkt am Fuß der Fälle direkt in die Gischt fährt. Das ist also unser nächstes großes Ziel. Suse und Frauke kaufen sich, vor allem wegen der Sonne, einen Schirm und laufen damit herum. Wir sind gespannt, was uns auf der Fährfahrt erwarten wird! Jeder bekommt ein rotes Regencape, das kann ja heiter werden. Mit der Horseblower fahren wir also gemütlich los in Richtung Horseshoe Falls, alle sehen so lustig aus mit ihren roten Anzügen und den Kapuzen auf dem Kopf. Aber tatsächlich braucht man die Gummianzüge – am Fuß der Fälle wird es irre nass! Alle johlen und quietschen, Agnes schwimmt die Kontaktlinse weg, so nass ist es. Nur für ein paar Sekunden, aber die reichten schon für ein nasses Gesicht! Man kann es nicht fassen, man ist in den Niagarafällen! Das Schiff fährt einmal im Halbkreis, wer jetzt auf der anderen Seite steht, wird noch einmal so richtig nass, dann geht es wieder in Richtung sicherer Hafen. Man, das war irre cool! Meine Mum hat uns die Fähre spendiert, weil sie wollte, dass wir das Ereignis auf jeden Fall miterleben! Auf die Aufregung gibt es erstmal ein Getränk, dann machen wir uns so allmählich wieder auf den Rückweg. Agnes Tante Usch hatte allerdings gesagt, dass man sich auf jeden Fall noch einen Film über die Fälle im Kino anschauen müsste – also sind wir noch im Skyon-Tower ins Kino gegangen. Der Film handelt von den Legenden der Niagarafälle und ist in 4D. Das heißt, dass immer, wenn das Rauschen der Fälle gezeigt wird, man Wasser ins Gesicht gespritzt bekommt. Daniel und Agnes sind total begeistert, lachen und quietschen – die anderen sind etwas verhalten. Unsere Stühle ruckeln, als es die Niagaras runtergeht, von irgendwo kommt Luft gepustet – 4D rockt. Die Geschichte des 15-minütigen Films ist allerdings total bescheuert, ein Mädchen soll die Fälle retten. Macht keinen Sinn, ist doof, aber die Effekte sind total lustig. Wir sind wieder ganz schön nass danach!

Nun geht es aber tatsächlich weiter, wir wollen noch einmal auf ein Weingut fahren, denn zwischen den Fällen und dem Ort Niagara-On-The-Lake befinden sich irre viele Weingüter, weil die Gegend auf dem gleichen Breitengrad wie Frankreich liegt. Das Gebiet ist sogar das zweitgrößte Weinanbaugebiet in Kanada. Das größte ist in British Columbia. Wir erreichen ein Weingut, es ist allerdings schon fast dunkel, aber alle sind begeistert, weil das Haupthaus des Guts so schön aussieht. Es ist beleuchtet, toll. Außerdem ist es ruhig dort, herrlich. Wir verkosten einen Eiswein, der Schluck ist winzig klein und Agnes Mum kann es nicht fassen – 3 Dollar für ein Schlückchen. Dann fahren wir weiter zu Niagara-On-The-Lake, ein beschaulicher Ort mit vielen Restaurants. Suse schlägt vor, dort etwas zu essen und wir finden einen Griechen. Das Wasser dort schmeckt zwar nach Moor, was den Kellner nicht entzückt, als wir dieses äußern, dafür ist das Essen lecker. Am Auto sehen wir sogar noch ein Stinktier! Mit vollen Bäuchen fahren wir die Damen heim und geben das Auto ab. Es war ein toller Tag! 

Dienstag, 26.09.2017 - Toronto

 

Was fehlt noch in der Liste der To-Do-Dinge für Toronto? Natürlich der CN-Tower, der zweithöchste Turm der Welt. Wir treffen uns alle dort gegen 13 Uhr. Wir sind unentschlossen, ob wir tatsächlich herauffahren sollen – er kostet nämlich 36 Dollar pro Person, auch wenn Agnes Mum wieder umsonst auf den Turm kommt. 36 plus Steuern mal 4 Personen ist immer noch viel Geld. Trotzdem entscheiden wir uns dafür, wenn man schon mal da ist… Agnes hatte herausgefunden, dass oben ein Café sei und dachte, dass man sich den Eintritt sparen könnte, wenn man das Café besucht – Pustekuchen! Unten am Turm weint ein Kind ganz schrecklich, Suse ist in Sorge, dass das Kind gezwungen wird, mit auf den Turm zu kommen. Aber oben sehen wir die Eltern nicht, sie hatten wohl ein Einsehen mit dem Kind. Wir also hoch mit einem Fahrstuhl, durch den man durch einen Glasboden nach unten sehen kann, außerdem kann man auch raussehen, aber zu viele Leute stehen vor der Tür. Man ist das trotzdem cool. Über den Wolken von Toronto. Und in der Tat, der Besuch lohnt sich total. Es ist sooo toll, mal die Wolkenkratzer, das Wasser und die Insel von oben zu sehen. Wir staunen, machen Fotos, freuen uns, was wir schon von unten gesehen haben. Das Geld war es total wert!

Anschließend trotten wir durch die Stadt zum Hafen und finden einen Platz im Brauhaus. Es ist der Verwandtschaft leider etwas zu laut dort, aber der Kellner hat leider nicht so viel Einfluss auf die Lautstärke der Musik. Wir essen Pizzi, Apple Crumble und einen Burger, trinken was und können immerhin schön aufs Wasser schauen. Danach fahren wir mit dem Taxi ins Hotel und legen uns, bis auf Agnes Mum, alle ins Bett – wir sind alle total erschlagen von der Hitze, dem Bestaunen Torontos, dem Umhergehen! Wir schlafen bis 19 Uhr, dann stromern wir noch einmal los, was essen. Witzigerweise treffen wir Majorie (die Eispack-Lady) im Draußen-Restaurant, das wir aufsuchen. Sie ist mit ihrer Invictus-Game-Volontärsrunde dort. Die Invictus-Spiele sind Sportmeisterschaften für Kriegsversehrte, von Prinz Harry, der die ganze Woche über in TO ist, ins Leben gerufen. Ja, fancy awesome Toronto 😊 Wir essen schön, endlich mal nicht so teuer und richtig bodenständig! Ein guter Ausklang. 


Mittwoch, 27.09.2017 - Toronto

 

Der letzte Tag bricht an… Agnes hatte ein Umsonstkonzert in der Oper herausgesucht, es war ein Vokalkonzert im Rahmen der Invictus-Spiele. Wir treffen uns also um kurz vor 12 Uhr dort und stellen fest, dass das „Richard Bradshaw Amphitheatre“ nichts anderes ist als die Stufen zwischen drittem und viertem Stock.. Der Aufseher muss die Leute zusammenschieben, damit für uns fünf noch Platz ist. Wir sitzen zwar getrennt, aber das ist ja egal. Und dann genießen wir eine Stunde Gesang von höchster Qualität, ganz toll, vor allem der Bariton! Und eine gute, kulturelle Abwechslung im Sightseeing-Programm. Anschließend führt uns der Weg noch einmal zum Riesensupermarkt, wir gönnen uns Salat von der Salatbar, Sprite mit Kirschgeschmack, Daniel hat verrückten Sugar Cane Saft, außerdem kauft die Verwandschaft noch einen Snack für die Zeit bis zum Flieger. Danach stiefeln wir ins Hotel und sitzen einfach noch ein bisschen draußen, bis um 16.30 Uhr das Taxi kommt. Alle haben uns ihr Restgeld gegeben, so was Liebes!!!! Der Abschied ist schön, auch wenn Agnes und ihre Mum traurig sind, sich jetzt erstmal länger nicht wiederzusehen. Aber die Woche war prima, so viele lustige Geschichten wurden erzählt und wir haben uns alle mal anders kennengelernt.

Danach sind wir nur noch ins Air BnB gegangen, ach nein, mal wieder mit der Straßenbahn gefahren, wir gönnten uns 😊 Zu Essen ist noch genug da, stellen wir fest, denn die Reste vom Essen vom Vortag im Restaurant hatten wir uns einpacken lassen. Entspannt schauen wir also Serie und genießen den halben, freien Tag. Sam, der Air BnB-Host, war am Vortag nach Afrika zu seiner Freundin gefahren, so dass wir mit dem anderen Jungen alleine im Air BnB sind. Agnes hatte Sam eine Nachricht geschrieben, ob wir vielleicht eine Nacht verlängern könnten – und er antwortete mit Ja. Jippi! Einen ganzen Entspannungstag mehr!!!

Donnerstag, 28.09.2017 - Toronto

 

Der Entspannungstag – jedenfalls zum großen Teil. Leider muss Daniel um 17 Uhr arbeiten, Agnes begleitet ihn, weil sie noch einmal über Kensi laufen will. Es steht noch ein Eis aus, besser gesagt Eiscreme-Rollen japanischer Art – der neueste Schrei in Toronto. Dabei werden auf einer eiskalten Platte Früchte wie Bananen, Erdbeeren etc. gehackt und mit gezuckerter Kondensmilch immer wieder auf der Platte verstrichen, bis irgendwann eine eisähnliche Konsistenz entsteht. Die wird dann aufgerollt in vier kleine Röllchen, in einen Becher verfrachtet und schwupp – hat man sein cooles Eis. Danach stapft sie nach Hause, das Bettchen ruft, auch wenn es rückentechnisch nicht das bequemste ist, weil es ein Federkernbett ist. Daniel kommt gegen Mitternacht nach Hause – sein vorletzter Arbeitstag ist entspannt verlaufen. 

Freitag, 29.09.2017 - Toronto

 

Packtag! Um 11 Uhr verlassen wir die Unterkunft mit Sack und Pack. Es regnet. Das kennt man ja gar nicht mehr von Toronto. Immerhin ist es nicht besonders kalt, dafür aber echt unangenehm. Naja, es war ja lange sehr schön! Mal nicht anstellen 😊 Wir kramen alles in den Bus und sind beide ganz schön müde, so dass wir von 12 bis 14 Uhr schlafen! Herrlich, endlich wieder im gemütlichen Bus. Dann düdeln wir noch ein bisschen herum, bis es Zeit ist, zu gehen – Daniel zur Arsbeit (letzter Tag), Agnes in die Bib, mal wieder Blog schreiben. Sie genießt auf dem Rückweg eine herrliche Calzone und schaut im Bus Futurama. Danke, riesengroße Festplatte. Außerdem befestigt sie die Lichterkette, die ihre Mum ihr mitgebracht hatte. Sie reicht einmal ganz um das Innere des Busses und leuchtet in schönem, anti-partymäßigem weichem Gelb. Total toll, sowas wollten wir so gerne haben. Das Licht macht den Bus noch viel gemütlicher. 

Samstag, 30.09.2017 - Toronto

 

Es ist mal wieder Bib- und Laundromat-Zeit, sehr spannend :) Wir müssen tagsüber entspannen, weil wir abends zur Nuit Blanche wollen. Das ist eine kostenfreie Kunstnacht, viele Museen sind offen, auf den Straßen sollen Performances sein, LED-Installationen, Graffitis, einfach ganz viel. Wir zockeln also gegen 17 Uhr von zu Hause los, unser erster Zwischenstopp ist das Oktoberfest am Ontarioplatz. Aber oh je, das kostet 30 CAD Eintritt und es gibt nur drei Zelte. Agnes dachte, da sei einfach großer Rummel auf dem Platz ohne Eintritt. Wir entscheiden uns dagegen und laufen noch ein bisschen am nahegelegenen Ontariosee rum, was auch schön ist, weil wir die Gegend noch gar nicht kennen. 

Anschließend plagt uns beide der Hunger, so dass wir bei Rol San, einem Asiaten, vorbeischauen. Wir bekommen gleich Plätze und ordern Nudeln koreanischer Art mit Gemüse und dazu "Dim Sum", kleine Gerichte, die meist frittiert oder gedämpft sind. Ach herrlich, wir haben keine Ahnung, was wir bestellen und kreuzen einfach drei Sachen an. Und wir bekommen eine Herrlichkeit serviert!!! Gedämpfte Hefeklöße mit süßer Füllung, frittierte Kürbistörtchen mit einer Eigelb-/Süßkartoffelfüllung und gedämpfte Bällchen mit Hühnchen und Minze drin. Auch die Nudeln mit schwarzen Bohnen sind echt lecker, eine gute Wahl. Und aufregend! Das Pärchen links von unserem Platz hat ganz neugierig geschaut, was wir wohl geordert haben :) Hatten wir davor auch bei einem Mann, der neben uns saß, gemacht! 

Nach dem Essen führte unser erster Weg im Rahmen der Nuit Blanche in die Art Gallery Ontario, wir wollten eigentlich die neu eröffnete Guillermo del Toro-Ausstellung sehen, aber die war leider an dem Abend nicht zugänglich. Dafür konnten wir einen Blick auf die ganzen Bilder, Plakate und die andere Kunst im Museum werfen - ganz großartig, ein schönes Museum. Agnes hatte im Vorhinein natürlich eine Liste mit den Dingen gemacht, die am coolsten klangen, also liefen wir nach und nach alles ab. Leider haben wir so gar nicht mit den Massen gerechnet, die unterwegs waren. 1000e, wirklich. Wir wollen zunächst zum Nathan Philips Square, weil dort 20 Ausstellungen in Containern nebeneinander präsentiert wurden. Tja - alle anderen wollten auch dorthin. Also stellen wir uns an und warten und warten... Eine Stunde, in der wir gut vorangekommen sind, aber viele hatten sich auch vorgedrängelt, waren einfach über die Absperrung gesprungen oder hatten die Tore geöffnet, um durchzugehen. Bah. Na und als wir - gefühlt - recht weit vorne waren, entdecken wir, dass im Square die Schlange nochmal in Schlangenlinien weitergeht. Nee, also wir kommen ja nun nicht zu diesem Fest, um zu warten. Also weiter. Wir entdecken eine riesige, kilometerlange Schlange, es heißt, am Ende müsse man vier Stunden warten. Die Schlange führt in den "Red Forest", einen Wald, den Netflix extra für den Tag gebaut hat. Er ist aus der "Upside Down Welt" aus der Serie "Stranger Things". Und weil die Leute leider alle irre sind, sind sie auch bereit, vier Stunden zu warten, um in diese Welt reinzukommen. Es ist eigentlich nur ein rot erleuchteter Wald, gar nicht so spektakulär. Aber wer seinen Freunden auf Instagram zeigen will, dass er dabei war, wartet halt. Wir nicht. Wir ziehen weiter und sehen eine afrikanische Opernproduktion (ganz nett), in der Nähe steigt ein riesiger Heißluftballon auf, wir wollen dann in ein Museum, in dem eine Performance sein soll - aber verzichten, als wir die vielen wartenden Menschen sehen. Irgendwie sind wir beide etwas enttäuscht - wir hatten uns diese Veranstaltung viel cooler vorgestellt, mit viel mehr Gedöns auf den Straßen. Stattdessen muss man überall anstehen und sieht auch nicht viel. 

Naja, wir treffen zwei Leute, die sagen, es lohne sich, zur Uni zu fahren. Da wir ein Ticket für die Öffis haben, fahren wir also hin und ja, das ist echt ganz cool. Da sind ganz viele Autos zusammengeschlossen, die irre laut Musik machen. Die Kofferräume sind offen, so dass man die fetten Anlagen sieht! Irgendwoe stehen Pferde auf der Straße - sie gehörten früher zum Straßenbild und sind uns nun im Stadtbild gänzlich fremd - wir haben uns die Welt so zugeschneidert, wie sie uns gefällt, ist die Aussage. Auch eine Videoproduktion sehen wir, in der vier Frauen gegen Ungerechtigkeit singen, dann noch eine Videoinstallation, die ein Gerichtsverfahren nachstellt. Das ist auf jeden Fall mal etwas coole Kunst! 

Unser vorletzter Stopp ist die Graffity Alley, die wir bis dato noch nie gesehen hatten. Auch ganz cool, die Graffitis waren alle so cool angeleuchtet. In der Galerie nebenan ist zu viel los, wir gehen sofort wieder raus, aber eine Galerie nehmen wir bei uns in der Nähe noch mit. Die ist ganz cool, da sind irgendwie abgedrehte Sachen ausgestellt und man kann verrückte Kurzfilme schauen. Yeah. 

Aber insgesamt kennen wir aus Montréal irgendwie tollere Sachen, gut, hier waren auch mehr Leute unterwegs. Joah, war nett, aber nicht der Burner.