B.C.

15.11. - 16.12.2017

 

Warm, wohlig, Westküste

Oder: Wie sich alles fügte :)


Mittwoch, 15.11.2017 - Victoria

 

Gegen 11 Uhr müssen wir das Zimmer verlassen, anschließend waschen wir noch unsere Wäsche. Daniel hat gut geschlafen, Agnes nur so semigut, irgendetwas klapperte vor der Tür. Wir wollen heute zum ersten Mal Victoria City sehen, denn es soll sehr schön dort sein. Mit dem Wetter haben wir sogar richtig Glück: Es regnet nicht, sogar die Sonne scheint. In Downtown darf man kostenfrei zwischen zwei und drei Stunden parken, so dass das kein Problem ist. Unser erster Weg führt uns zur Touriinfo, es kann ja nicht schaden, dort ein paar Prospekte einzusammeln. Wir haben uns also kurz beraten lassen und auch gefragt, wo man den Van kostenfrei parken kann. Das kam leider alles etwas missverständlich rüber, so dass die Infolady ziemlich sauer wurde und sagte, dass man hier nicht einfach irgendwo stehen und in seinem Auto wohnen kann. Alle müssten Miete bezahlen. Was hilft? Ein Kaffee. Seit dem 13.11. gibt es bei Mc Do das "jede Kaffeegröße kostet 1 Dollar"-Angebot. Wir also hin und erstmal einen Large Coffee geordert. Köstlich! Gemütlich setzen wir uns an einen Tisch und diskutieren, wie unsere Jobsuche am besten starten soll. Irgendwann mischt sich eine Dame vom Nebentisch ein. Sie habe unsere Konversation überhört, woher wir denn seien, was wir in Kanada machen etc. Sie kann auch einige Empfehlungen für einen Parkplatz geben, mal abwarten, wie sich das gestalten wird. Die Dame, Betsy, ist schon über 90 Jahre alt und war mal Chefkoch. In den 50er Jahren war das noch eine Männerdomäne, da musste sie sich ordentlich durchsetzen, berichtet sie. Vor allem hat sie fünf Kinder, für die sie auch noch sorgen musste. Nach einer Stunde oder mehr verabschieden wir uns, wir müssen nämlich das Auto umparken. 

Das tun wir auch, auf die nächsten Stunden. Anschließend schauen wir uns Victoria City an, das Parlament, den Hafen und die vielen kleinen Geschäfte. Es ist ganz bezaubernd! 

Anschließend fahren wir die vorgeschlagenen Parkplätze ab. Leider stellen die sich als ungünstig heraus: Einer liegt an einer Schule, einer an einem öffentlichen Park, dessen Pforten abends geschlossen werden, die anderen sind den Anwohnern vorbehalten. Wir müssen also weiter raus fahren, dorthin, wo parken nicht mehr nur für die Anwohner ist und vor allem umsonst, und suchen uns einfach irgendeine Straße in der Nähe von einem Park mit wenig Häusern. Denn wenig Häuser bedeutet, dass es wenig Menschen gibt, die sich über uns aufregen oder beschweren könnten. Denn an der Straße parken und wohnen ist illegal. 

Es ist inzwischen auch schon etwas später geworden, so dass wir noch schnell etwas essen und uns dann wieder in die Stadt begeben: Wir brauchen Brot aus dem Supermarkt, außerdem muss Daniel dringend zum Friseur. Dieser hat aber schon geschlossen, so dass wir uns gegen 17 Uhr direkt zum Edelweiss Club aufmachen. Der liegt ziemlich zentrumsnah. 

Ehhh. Als wir am Edelweiss Club ankommen, sind wir etwas irritiert. Da ist ja gar nix los! Wir schleichen uns also mehr oder weniger nach oben, die Treppen hinauf, und hoffen, dass dort irgendwer ist. Die Kneipe ist auf jeden Fall abgeschlossen. Schließlich taucht ein mittelalter Mann auf, er spricht Englisch und scheint so eine Art Hausmeister zu sein. Er sagt, wir könnten in der Bibliothek warten. Dort gibt es total viele deutsche Bücher und es herrscht ein riesen Chaos! Irgendwann hören wir Stimmen und Getrampel von oben - als ob dort eine verrückte Sekte irgendwas anbetet. Wir sind uns nicht sicher, ob wir hier in der richtigen Institution gelandet sind!

Nun, schließlich tauchen einige Menschen auf, die zum Kurs wollen. Susanne, die Lehrerin, begrüßt uns und wir schildern kurz unser Anliegen. Naja, wir sagen, dass wir vom Club gehört haben und gerne einmal bei der Deutschstunde dabei sein wollen, um vielleicht andere Deutsche oder Deutschinteressierte kennenzulernen. Der Raum füllt sich, am Ende sind es so 6 oder 7 Leute. Spannenderweise alles Kanadier bzw. Deutsche, die aber schon in den 60ern ausgewandert sind. Sie sprechen schon noch Deutsch, aber sehr Englisch.

Wir stellen uns also kurz vor und alle nehmen uns herzlich auf. Der Unterricht steht unter verschiedenen Motti, heute ist Luther dran. Es ist sooo lustig. Wir bekommen einen zusammenkopierten Text von Susanne und sollen den lesen. Und verstehen. Da sind zum Teil so schwierige Worte drin, die wir noch nicht mal verstehen! Die Kanadier haben so eine grobe Ahnung, naja :) Nach dem Lesen sollen wir die Zettel umdrehen und Fragen von einem anderen Zettel zu eben Gelesenem beantworten. Es ist ein Spaß, aber es geht ganz gut. Was dann folgt, ist der Knaller: Es soll ein Rollenspiel geben - Luther und der Papst im Widerstreit. Tja, und wer könnte für solch eine Performance besser geeignet sein als wir?! 

Boah, wir sind beide etwas überfordert. Nur, weil man einen kurzen Text gelesen hat, heißt das ja noch nicht, dass man was über Luther weiß. Aber wir geben unser Bestes. Mit Händen und Füßen spielt Agnes Luther, Daniel den Papst, in langsamer und einfacher Sprache. Luther will, dass alles auf Deutsch gelesen wird statt auf Latein und dass der Ablass endlich aufhört. Der Papst findet das doof und besänftigt Luther schließlich mit einem Tag (Luthertag), an dem er ihm und dem Volk Süßigkeiten gibt. Na bittesehr - gut aus der Nummer rausgekommen. Auch, wenn das gar keinen Sinn machte... Die Gruppe ist hellauf begeistert und fragt, ob sie uns im Gegenzug zu der tollen Show auch einen Gefallen tun könnte. Nun, wir rücken mit der Sprache raus, dass wir einen Platz für unseren Van (und uns) suchen. Vielleicht hat ja jemand einen Parkplatz oder ein Grundstück, wo das unproblematisch ist. Alle notieren sich unsere Handynummern und E-Mail-Adressen, voll lieb. Als die Stunde vorbei ist, bietet uns der eine Teilnehmer, Karsten, ab, uns zu unserem Van zu fahren. Total lieb, das nehmen wir gerne an.

Wir machen es uns gemütlich in der etwas abgelegenen Straße, die wir gefunden haben, und essen noch etwas. Dann klingelt Agnes Handy. Es ist Susan aus dem Kurs. Sie sagt, sie hätte eine Lösung für unser Problem. Wir sollten morgen zum Kaffee zu ihr kommen. Ui, wir sind aufgeregt und glücklich!!! Was wird wohl die Lösung sein?! 

Auf jeden Fall schlafen wir guuuuut!


Donnerstag, 16.11.2017 - Victoria

 

Neuer Tag, neues Glück. In der Nacht hat es wieder geregnet. Bah. Das ist immer so laut auf dem Dach! Wir stehen nicht allzu spät auf, weil wir ja noch in die City zum Friseur wollen. Die Wohngegend, die wir uns ausgesucht haben, ist ganz entspannt. Ruhig und nur ca. 40 Minuten zu Fuß von der Innenstadt entfernt. Der Friseur hat noch einen Kunden, aber wenig später ist Daniel schon dran. Es ist ein sehr gesprächiger Mann, so dass wir einiges erfahren, nicht nur über Victoria, sondern auch über schräge Kunden. Einer z.B. hat mal einen Mord gestanden. Aber auch unter Friseuren gibt es einen Ehrenkodex, so dass was im Salon erzählt wird, auch dort bleibt. Er frisiert ganz gut, bei weitem nicht so gut wie Abel in Toronto, aber ok. Daniel hat wieder kurze Haare und vor allem einen kurzen Bart! Anschließend ist gar nicht mehr so viel Zeit, so dass wir nach ein paar Fotos wieder zum Auto gehen. Wir wollen eigentlich noch einen Tee kochen, merken aber, dass wir gar keine Zeit haben. Denn wir wollen doch um 13 Uhr in der Highrock Avenue sein, das ist mit dem Auto gut 20 Minuten entfernt. Also dütschern wir dorthin und finden das Haus auch ziemlich schnell. Susan empfängt uns und stellt uns ihren Mann Larry und einen Freund, der gerade zum Kaffee da ist, vor. Wir trinken ein Käffchen mit und essen kleine Törtchen sowie Kekse. Ganz gemütlich. Die beiden wirken wahnsinnig lieb! Als der Freund weg ist, berichten die beiden von ihren Ideen. Es gäbe drei Ideen. Wir könnten in ihrer Einfahrt parken und uns an den Strom anpluggen. Die beiden haben zwar zwei Autos, aber die passen in eine Auffahrt. Die andere Möglichkeit ist, dass wir im Gästeappartment unten wohnen. Dort gibt es ein Schlafzimmer, ein Bad mit Dusche und eine kleine Küche, in der auch die Waschmaschine steht. Paradiesisch! Agnes muss weinen. Das kann doch nicht wahr sein! Man kennt sich doch gar nicht!!! Auch hat Larry auf einem RV-Parkplatz angerufen, aber die sind über die Wintermonate geschlossen. Wir entscheiden uns für das Gästezimmer und fragen natürlich, ob das tatsächlich ok ist. Ja,sagen sie, es ist ja gerade eh leer! Mega! Es gibt vor allem ein mega gemütliches Bett, so ein richtig schönes mit dicker Decke. Wir sind supermegaultravolltotal happy und räumen unser Auto aus. Dann richten wir uns ein. Tja und mehr passiert nicht an dem Tag. Wir schnacken noch eine Runde und genießen dann zum ersten Mal seit langer Zeit ein eigenes kleines Zuhause! 

Am Tag zuvor waren wir auch tatsächlich beide ein bisschen down. Der Regen, die frühe Dunkelheit, die Unsicherheit, wo wir parken sollen... Außerdem ist das #Vanlife immer ein Umstand. Nicht, dass es nicht unfassbar toll ist. Es ist nur alles müßig ;) Wo bekommt man Wasser her? Ist das Gas an, wenn man kochen will? Wie bekommt man die nasse Kleidung wieder trocken? Wo können wir Strom für unsere PCs tanken und ins Internet gehen? Wo befindet sich der nächste Laundromat? Haben wir dafür Kleingeld? Und man kann nichts im Auto herumliegen lassen, sonst fliegt beim Fahren ja alles durcheinander. Deshalb ist das Appartement noch eine größere Freude! 

Freitag, 17.11.2017 - Victoria

 

Heute zeigt Susan uns die Gegend: die Bücherei, das Schwimmbad, die Supermärkte und noch ein paar Restaurants. Alles ganz in der Nähe, vielleicht 10 bis 15 Minuten entfernt. Wir kaufen uns noch Pizza im Supermarkt. Tja, eigentlich ist das der Tag. Es ist so unfassbar schön, ein eigenes Appartement zu haben, dass wir nur noch die Pizza warm machen und uns dann gemütlich hinlegen, um Serie und Twitch zu gucken :)

Samstag, 18.11.2017 - Victoria

 

Wir begeben uns auf Jobsuche. Ob Victoria etwas für uns bereithält? Zunächst einmal erobern wir die kleinen Straßen, später noch die Mall, die schon so herrlich weihnachtlich eingerichtet ist. Wir sehen ziemlich viele "We're hiring"-Schilder und wir gehen so ziemlich überall rein. Das Doofe ist, dass man für den Alkoholausschank und für das Arbeiten mit Essen eigentlich Zertifikate braucht. Deshalb fragen wir auch im Supermarkt und im Souvenirgeschäft nach. Dort labert uns eine völlig anstrengende, aufgedrehte Frau so zu, dass wir hoffen, dass es dort keinen freien Platz für uns gibt! In einem Café haben wir Glück. Die Chefin ist da und nimmt sich gleich Zeit für uns. Sie berichtet, dass die Eröffnung erst vor wenigen Wochen war und sie sich auf Biscuits spezialisiert. Sie sagt, dass sie tatsächlich für das Wochenende jemanden braucht und dass es ihr nicht so sehr auf die Qualifikationen ankommt, sondern darum, dass der Mensch von innen heraus glücklich ist. Denn so eine Person kann gut mit Kunden und Coworkern umgehen. Darauf kommt es an. Am Ende des Gesprächs fragt er, wer morgen zum Arbeiten kommen will. Ist das stark?! Daniel ist der Meinung, dass ich als Kuchenliebhaber den Job annehmen soll. Jippi! Es gibt sogar schon ein T-Shirt vom Laden. Einer von uns hat schonmal was, wenn auch nur was für zwei Tage. 

Anschließend suchen wir noch ein bisschen weiter und gehen dann wieder nach Hause. Am Abend kommen nämlich ziemlich viele Leute zu Besuch, alte und noch aktive Unimitarbeiter aus Victoria. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Wine and Appy" für Appetizers. Jeder von den Gästen bringt etwas zu snacken mit, so dass ein großes Buffet entsteht. Ab 19.30 Uhr wird es voll. Es kommen bestimmt 20 Menschen und alle wollen unsere Geschichte hören! Einige sprechen sogar Deutsch. Mit einem, der sich als Fred oder Fritz vorstellt, diskutieren wir Sprachthemen und alles andere, es ist echt interessant. Das Essen ist lecker, ganz viele Häppchen, süß und herzhaft. Nach zwei Stunden löst sich das Treffen auf, wir räumen das Geschirr mit ab und setzen uns dann noch mit einem Weinchen gemütlich an den Kamin. Ein schöner Abend!

Sonntag, 19.11.2017 - Victoria

 

Agnes muss arbeiten. Um 10 Uhr erst und dann nur vier Stunden. Das geht. Agnes ist aufgeregt! Um 8.30 Uhr treffen wir uns mit Larry, der uns zwei Fahrräder fertigmacht. Eines braucht ein bisschen Luft, das ist es aber auch. Eine Stunde später düst Agnes los, der Weg in die Stadt ist super - es geht immer nur geradeaus, man hat sogar einen eigenen Fahrradweg. Die Fahrt dauert 15 Minuten, in Ruhe anschließen und reingehen. Ui, spannend. Ja und dann geht es eigentlich sofort los. Agnes soll mit an die Biscuit-Station, Biscuits zusammenbauen. Das ist irgendwie cool, vor allem sind alle ganz lieb. Es gibt selbstgebackene Biscuits, die in zwei Hälften geschnitten und dann belegt werden. U.a. mit Gravy, Käse, Bacon, Ei, Bananen, Grits (Grießgrütze), Avocadocreme. Nach 2,5 Stunden darf Agnes Pause machen und selbst einen kosten. Das ist toll! Wir dürfen uns die selber zusammenbauen. Auch sagt die Chefin, sie sei glücklich, uns zu einem Kaffee oder einem anderen Getränk aufs Haus einzuladen. Alles ist ganz entspannt. Das Wichtigste ist ihr, dass man nett zu Kunden ist, schließlich sollen die wiederkommen. Ich lerne nur die Sandwiches, den Kaffee noch nicht.

Um 14 Uhr werde ich nach Hause geschickt, am nächsten Wochenende soll ich von 10 bis 16 Uhr arbeiten. Toll! Es wird wieder gutes Essen geben! 

Daniel hat Arbeit im Haus zu tun: Er streicht Wände in der Kältekammer im Haus. Dort hatte Agnes nämlich eine Maus gesehen, so dass Larry und Susan die Kammer ausräumen mussten und sich dann dachten, sie könnten sie auch gleich streichen. So pinselt Daniel ein paar Stunden vor sich hin. 

Natürlich bringt Agnes Daniel einen Biscuit von der Arbeit mit, den bezahlt sie aber ;) Dann wird Susan und Harry berichtet, abends fahren wir mit den beiden in einen Pub. Dort treffen wir zwei Freunde von denen und trinken ein Bier. Daniel und ich teilen uns knusprige Hähnchenflügel, lecker! Vor allem sind die Freunde extrem witzig und Larry und Susan sind auch so lieb miteinander und mit uns. Im Anschluss fahren wir in eine Kirche, da dort ein Gottesdienst mit einem Jazz-Klavierkonzert von einem lokalen Künstler ist. Der Pianist spielt selbstkomponierte Stücke, die er während seiner Reise durch Kanada "eingefangen" hat. Er hat nämlich den Vögeln auf der Reise zugehört und deren Melodien in Klavierklänge gemünzt. Es ist ganz schön. Danach fahren wir wieder nach Hause und sitzen noch ein bisschen zusammen. Es regnet superdoll draußen, sprichwörtlich Hunde und Katzen, so dass wir unendlich glücklich sind, ein Dach über dem Haus zu haben!

Montag, 20.11.2017 - Victoria

 

Daniel bekommt einen Anruf! Er soll im Dutch Café anfangen, zu arbeiten. Jippi! Sie wollen ihn zunächst am Dienstag um 8 Uhr sehen. Am Vormittag düdeln wir so vor uns hin, am Nachmittag fahren wir zu Walmart. Auf dem Weg geben wir unseren Lebenslauf noch in einem Restaurant ab. Wir haben uns den kompliziertesten Walmart auf der Welt ausgesucht! Man kann oben parken, was wir tun. Dabei fahren wir auf einen Parkplatz, der - warum auch immer - von der Höhe begrenzt ist. Es ist ein offener Parkplatz, unter freiem Himmel, deshalb macht das doch keinen Sinn. Die Schilder, die die Höhe anzeigen, sind glücklicherweise nicht fest montiert, sondern schwingen mit, wenn man zu hoch ist und durchfährt. Sind wir nämlich. 2,4 Meter hoch ist hängt das Schild, wir sind offenbar 2,5 Meter hoch. Also der Van. Als wir Walmart suchen, haben wir erst einmal Probleme. Wo, um Himmels willen, ist Walmart?! Man muss durch ein Parkhaus gehen, es ist super verwirrend. Nach einigen Minuten finden wir den Eingang, gehen einkaufen und merken, dass es doch mehr als gedacht ist. Wir können nicht mit den ganzen Tüten zum Auto laufen! Agnes wartet also in der Tiefgarage, während Daniel das Auto holt. Es ist inzwischen dunkel geworden. Daniel steuert auf die Tiefgarage zu und merkt leider zu spät, dass der Van dort auf jeden Fall zu hoch ist... Also naja, reinfahren geht noch. Aber raus ist das Problem, weil die an der Wand hängenden Rohre auf der einen Seite weiter unten verlegt wurden als auf der anderen Seite. Die Security muss kommen und die Einfahrt absperren. Ein netter Securitymann hilft uns beim Rausnavigieren. Wir sind beide ganz schön nervös, weil er nach dem Führerschein und der Versicherungsnummer fragt. Aber die will er nur haben, damit wir nicht Walmart verklagen, weil wir ja was falsch gemacht haben. Uff. Das ist vielleicht eine Aufregung!!! Wir sind super froh, als wir wieder im sicheren Hafen sind. Ausräumen, Pizza in den Ofen, fertig. Wir wollen ins Bettchen und entspannen. Nach der Pizzi geht es uns wieder gut :)

Dienstag, 21.11.2017 - Victoria

 

Daniel muss früh aufstehen. Schließlich soll er um 8 Uhr auf der Arbeit sein. Agnes wacht mit auf, kann aber noch nicht aufstehen. Es ist zu früh! Es regnet ganz doll, ihhh! Daniel ist bis 14 Uhr also beschäftigt, Agnes macht ein bisschen Indoorsport. Als Daniel wiederkommt, ist er etwas konfus. Das Ding ist nämlich, dass er in der Küche arbeitet, die mit ganz vielen Abkürzungen arbeitet. Das heißt, die Kellner notieren die Bestellung quasi in Steno und Daniel muss entziffern, was da steht und, was es bedeutet. Kompliziert, weil es u.a. ganz viele verschiedene Brotsorten gibt. Er macht Sandwiches und Burger und darf sich in der Pause auch selber diese Dinge zubereiten. Immerhin! Am Abend kommen zwei Freunde von Susan und Larry zum Essen, auch wir sind eingeladen. Es gibt Seafood-Lasagne und zum Nachtisch Apple Crumble. Ui, die eine Freundin redet ganz viel. Alle sind ganz nett, aber es ist auch etwas anstrengend. Wir räumen danach noch das Geschirr weg und setzen uns dann noch gemütlich mit den beiden an den Kamin. Agnes telefoniert um 22 Uhr noch mit Timo in Kiel, denn dort ist es schließlich schon 7 Uhr morgens. Ein schöner Tag.

Mittwoch, 22.11.2017 - Victoria

 

Daniel muss wieder arbeiten. Agnes hat um 9.30 Uhr ihre erste Deutschstunde mit Susan - Agnes ist die Lehrerin. Wir behandeln die Aussprache von A und Ä, O und Ö sowie U und Ü. Agnes will so zeigen, dass es gravierende Unterschiede zwischen den beiden geben kann. Beispielsweise Geachtet und Geächtet. Bluten und Blüten usw. Mit U und Ü hat Susan besondere Ausspracheprobleme, weil es im Englischen kein U wie im Deutschen gibt. Was für eine Challenge!

Am Mittag macht sich Agnes auf in die Stadt - gemütlich zu Fuß. Es gibt nämlich einen noch besseren Weg in die Stadt, direkt an Bahnschienen entlang auf einem Weg, auf dem nur Fußgänger und Fahrradfahrer unterwegs sind. Das Wetter ist herrlich, es sind 15 Grad und die Sonne scheint. Eindeutig zu warm für Agnes dicke Winterjacke!! Da sie auch noch eine neue Badehose braucht, trifft es sich gut, dass das erste Geschäft, an dem sie vorbeigeht, ein Thrift Shop - ein Second Hand Laden - ist. Davon gibt es in Kanada ja überall welche, das ist hier viel gängiger als in Deutschland. Vor allem sind es normale Geschäfte, keine super fancy Second Hand Stores. Die gibt es auch, aber nicht in so hoher Anzahl. Auf jeden Fall findet sie eine richtig gute, mit Fließ gefütterte Regenjacke für 10 Dollar sowie eine Badehose für 4, zudem eine Sonnenbrille für 4. Alles ohne Steuern! Ist das super?! 

Im Anschluss düdelt sie durch die Stadt, geht in ein paar Geschäfte, findet eine wahnsinns Bäckerei, in der sie shoppen geht. Zum Schluss geht es noch in eine Kirche. Dann will sie Daniel abholen, denn es ist schon nach 15 Uhr und er hat sich nicht gemeldet. Die Frau im Dutch Café sagt, dass Daniel aber grad schon losgegangen sei. Und sein Handy ist aus. So macht sich Agnes alleine auf den Nachhauseweg. Daniel ruft in der Zwischenzeit an und sagt, sein Handyakku sei leider ausgegangen. Mist. Naja, nicht so schlimm. 

Zu Hause angekommen, gibt es oben erstmal ein Käffchen mit Susan und Larry. Danach genießen wir einen Burger, den Daniel von der Arbeit mitgebracht hat. Lecker, richtig lecker. Tja, und das wars auch mal wieder... Wir sehen noch Serie und muckeln irgendwann ein!

Donnerstag, 23.11.2017 - Victoria

 

Ein ganzer Tag voller Nichtstun. Das Einzige ist die Deutschstunde um 9.30 Uhr, abends kochen wir noch. Ist das herrlich?!

Freitag, 24.11.2017 - Victoria

 

Daniel geht zur Arbeit, Agnes düdelt. Das ist der Tag! :)

Samstag, 25.11.2017 - Victoria

 

Am Morgen gehen wir beide arbeiten. Das ist ok :) Nach der Arbeit holt Agnes Daniel ab und redet auf dem Weg noch mit einem Obdachlosen (?) aus Québec. Er ist ganz lieb und hat interessante Dinge zu erzählen. Er ist beispielsweise ganz viel in seinem Leben gereist. Dann ist Zeit für die "Island Farms Santa's Light Parade", die durch die Stadt führt. Dabei fahren ganz viele Gefährte herrlich bunt angeleuchtet und mit Musik durch die Straßen und werben für ihr Unternehmen. Zwischendurch spielen Musikzüge und tanzen verschiedene Tanzgruppen, von Ballet über Hip Hop ist alles dabei. Die Kleines bekommen Süßigkeiten, wir leider nicht. Sogar ein Pizzawagen ist dabei und verteilt fleißig Pizza! Die Parade geht ewig lange und da es kalt und regnerisch ist, halten wir nicht bis zum Ende durch :) Stattdessen schieben wir die Fahrräder in Ruhe durch die City, schauen uns das Tor von Chinatown an und just, als wir versuchen, über die große Haupt-Parade-Straße zu schieben, fährt das Santamobil vorbei. Super, haben wir das auch noch mitgenommen! Also diese Lichterparaden sind fantastisch. So viel Brimborium, alle rufen "Merry Christmas" und einem wird ganz weihnachtlich ums Herz! Als wir nach Hause kommen, sind wir durchgefroren und krabbeln schnell ins Bettchen!


Sonntag, 26.11.2017 - Victoria

 

Agnes arbeitet, Daniel darf ausruhe. Am Abend erfahren wir von Susan und Larry, dass wir über Weihnachten tatsächlich eingeladen sind, mit ihnen Weihnachten bei ihrer Tochter und Familie in Vancouver zu verbringen!!! Vom 25.-28. werden wir dort bleiben. Ist das krass?! Im Grunde kennen die uns ja gar nicht und trotzdem laden sie uns ein!!! Sie sagen zwar, dass es chaotisch wird, weil das Haus einen Wasserschaden hatte und gerade im Umbau ist - aber das spielt ja keine Rolle. Wir sind echt supermegahappy! Am Abend schauen wir zusammen einen Inspector Brunetti-Film auf Deutsch. Richtig witzig, richtig schlecht! Ein prima Abend!

Montag, 27.11.2017 - Victoria

 

Larry schlägt vor, dass wir einen Ausflug machen, weil das Wetter gut ist. Wir wollen zum Goldstream Provincial Park, um den "Salmon run" anzuschauen. Es kommen nämlich einmal im Jahr um dieses Jahreszeit tausende Lachse (hauptsächlich Keta- und Silberlachse --> Pazifiklachse) aus dem Pazifik über den Finlayson Arm dorthin geschwommen, um zu laichen, tatsächlich finden sie dabei sogar die Stelle ihrer Geburt wieder. Anders als die übrigen Lachse sterben Pazifiklachse nach dem Laichen. Tja und dieser ganze Akt ist ein richtiges Naturspektakel, dem jährlich tausende von Menschen beiwohnen. So auch wir. Daniel und Agnes rechnen mit ein paar Lachsen, wenn überhaupt, wenn wir Glück haben. Stattdessen sehen wir hunderte Lachse, die mit letzer Kraft einen Laichplatz finden, gerade am Sterben sind bzw. schon tot sind. Beim Sterben verfärben sie sich weißlich. Das ist beeindruckend und gruselig zugleich, denn tote Fische liegen überall herum. Und es riecht halt an einigen Stellen auch krass... Trotzdem - es ist der Wahnsinn. Was für ein Naturschauspiel!!!


Wir schauen uns noch das Besucherzentrum an und entdecken auf dem Rückweg zum Auto über uns Weißkopfseeadler! Dann fragt Larry, ob wir noch Lust haben, weiterzufahren. Klaro! Es geht zur Kinsol-Eisenbahnbrücke (Kinsol Trestle). Das ist eine hölzerne Trestle-Brücke, die seit 2009 ein Kulturdenkmal ist. Sie wurde ursprünglich für den Eisenbahnverkehr gebaut. Wir haben herrliches Wetter und sind von der Konstruktion total begeistert! Super, dass Larry uns die gezeigt hat, ohne ihn hätten wir dort nicht hingefunden! Also wir wären nicht auf die Idee gekommen, dorthin zu fahren, weil die Brücke doch ganz schön versteckt liegt. Larry hatte bereits zuvor einen Freund in der Nähe angerufen mit der Frage, ob wir dort noch auf ein Teechen vorbeischauen könnten. Wir sind herzlich eingeladen! Also fahren wir nach der Brücke dorthin, zu John und seiner Frau. Die beiden leben in einem sensationellen Haus aus Holzstämmen. Die Holzstämme sind so geschliffen, dass sie nicht mit Klebe zusammengehalten werden, sondern nur aufgrund ihrer Form und ihres Gewichts. Das Haus ist der Knaller! Die beiden sind auch ganz lieb, er hat Wurzeln in Wales, sie hat Walisisch gelernt und unterrichtet. Wir bekommen Kekse und Tee und zum Abschluss herzliche Umarmungen. Was für liebe Menschen!  

Nach dem Tag sind wir platt. Wir kochen uns noch Kartoffeln mit Sour Creme und Gurke und das wars auch!

Dienstag, 28.11.2017 - Victoria

 

Der Tag startet gemütlich, denn wir backen "Snickerdoodles" (Zuckerkekse in Zimt getaucht). Am Nachmittag wollen wir in die City und Larry fragt, ob er uns schnell mit dem Auto hinfahren soll. Oh ja! Wir wollen uns um 18.30 Uhr die Lichterzeremonie am Parlament anschauen. Dieses wird in der Weihnachtszeit nämlich in besonderen Farben, gelb, rot und grün angestrahlt, das restliche Jahr über erstrahlt es nur in Gelb. Außerdem wird der Tannenbaum feierlich beleuchtet. Das müssen wir einfach sehen. 

Bis dahin haben wir aber noch vier Stunden Zeit und fragen uns, warum in aller Welt wir so früh losgefahren sind :D Gut, dass Agnes eine Liste mit möglichen Aktivitäten hat. Wir beginnen unseren Ausflug mit dem Gang zum Craigdarroch Castle, einer National Historic Site. Das Schloss wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem reichen Unternehmer gebaut, der seinen Reichtum so zur Schau stellen wollte. Heute ist es im Privatbesitz, so dass es leider Eintritt kostet. Wir entschließen uns also, nicht reinzugehen, denn historische Häuser haben wir genug gesehen ;) Dafür verbringen wir einige Zeit im Shop des Gebäudes, denn dort gibt es wunderschöne Handschuhe (Agnes braucht aufgrund der vielen Exemplare aber noch Bedenkzeit und kauft erstmal keine) und Glitzermarmelade! Der Oberknaller!!! Aber wohin damit?!

Als nächstes schauen wir uns Fisherman's Wharf mit den gepflegten, farbenfrohen Float Homes und Geschäften an, bevor wir weiter weiter in Richtung Kreuzfahrtschiffterminal bummeln. Als nächstes haben wir das Fairmont Empress Hotel auf der Liste, dort soll es einen kleinen Weihnachtsbasar geben, den wir aber nicht sehen. Ist auch egal - das Hotel lohnt sich so oder so. Wir waren bisher in fast allen Fairmont Hotels Kanadas und alle sind bezaubernd! Unser letzter Stopp ist ein Hotel, in dem eine Gingerbread-Ausstellung ist. Viele Künstler haben in liebevoller Kleinarbeit jeweils ein Lebkuchenhaus zum Thema "Kanada 150" hergestellt, das man gegen eine Spende für einen guten Zweck als seinen Favoriten markieren kann. Die Häuser sind teilweise echt richtig nice, jemand hat sogar einen Biber hergestellt!

Na und dann ist es endlich zumindest 17.30 Uhr. Um die Zeit zu überbrücken, trinken wir noch einen Kakao/Kaffee bei Starbucks, bis es endlich so weit ist und wir zum Parlamentsgebäude laufen.  

Dort stehen schon einige Menschen herum, jemand verteilt Programmzettel und Zuckerstangen. Letztgenannte sind hier der totale Renner, es gibt sie überall zu kaufen und jede Kaffeespezialität findet man in der Variante "Candy Cane"! Als erstes begrüßt der Sprecher der Legislative alle Anwesenden, dann wird mit zwei Kinder- bzw. Jugendchören die Nationalhymne gesungen. Uh. Das ist einfach nicht unser Ding. Im Anschluss kommen noch Premier of BC, John Horgan, und die Finanzministerin zu Wort. Auch der Kinderchor hält noch ein paar Lieder für uns bereit (es ist ganz schön schrecklich und deshalb sehr erfreulich). Der Jugendchor hingegen ist richtig gut, super Stimmen! Der Sprecher verhaspelt sich ab und zu mit den Namen, ist aber auch egal, weil alle nur auf das Anmachen der Lichter warten. Ehrlich gesagt wissen wir gar nicht, was auf uns zukommt und erwarten beide ein riesen Brimborium, wie wir es z.B. aus Ottawa kennen. Sowas Spektakuläres passiert aber nicht, stattdessen gehen einfach die Lichter am Parlament an. Die sind superschön, ohne Frage, aber wir dachten halt, da wird eine Pauken- und Trompetenshow abgefahren. Auch der Weihnachtsbaum wird erleuchtet und wir machen viele Fotos. Im Anschluss lädt der Sprecher alle ein, zu Keksen, Apple Cider und Hot Chocolate ins Parlamentsgebäude zu kommen. Jippi!! Kekse und Geschichte! Wir hatten das Gebäude eh auf dem Schirm und können so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. So stellen wir uns brav in eine Reihe, bis wir drin sind und ans Keksbuffet kommen. Es gibt tolle Kekse, ganz viele und ganz unterschiedliche. Wir schnappen uns ein paar, zudem Hot Cider (antialkoholisch) und lauschen einem weiteren Chor. Außerdem schauen wir uns einige Bilder und einen Tagungssaal an. Agnes nimmt noch eine Handvoll Kekse für Larry mit, denn es sind an jedem Eingang noch unzählige übrig. Tja und dann machen wir uns auf den Heimweg. Das dauert ganz schön, bestimmt eine Stunde. Ist aber auch gut nach der ganzen Völlerei :D


Mittwoch, 29.11.2017 - Victoria

 

Daniel geht am Morgen zur Arbeit. Agnes hängt mit Larry die Weihnachtsbeleuchtung auf. Es gibt einige Lichterketten, die draußen angebracht werden müssen. Besonders aufregend sind die im Baum, denn dafür müssen wir uns eine Stange holen, auf diese dann die Lichterkette legen und sie irgendwie in die Baumkrone wurschteln. Die neuste Beleuchtung aus 2017 sind Tropfen, die auf der Veranda angebracht werden sollen. Dafür benutzt man einen Riesentacker und befestigt die Kette dann am Holzdach der Veranda. Das ist gar nicht so leicht, stellt Agnes fest. Man muss auf eine kleine Trittleiter steigen, das Kabel festhalten und dann den Tacker irgendwie richtig anbringen. Leider durchtackert sie beim Versuch dann auch die neue Lichterkette und die geht nicht mehr. Ohje! Inzwischen ist Daniel nach Hause gekommen. Larry denkt zunächst, dass vielleicht die Sicherung nur rausgeknallt ist und wechselt diese mit Daniel aus. Das gestaltet sich als äußerst kompliziert und fummelig und ist leider noch nicht mal die Lösung des Problems. Agnes hat tatsächlich ein feines Drähtchen durchgehauen, so dass der Draht an der Stelle erneuert werden muss. Glücklicherweise hat Larry alle Werkzeuge, die dafür nötig sind und der Draht kann wieder geflickt werden! Uff! Die Kette ist nämlich richtig teuer, 90 Dollar oder so. Es ist schon besser, die nicht neu kaufen zu müssen! Anschließend backt Agnes ihren ersten Banana Cream Pie mit "richtigem" Pudding. Also ohne Dr. Oetker Puddingpulver, stattdessen mit Milch, Zucker, Vanillesirup und Maisstärke. Wir wollen nämlich am Abend für Susan und Larry kochen und der Kuchen wird der Nachtisch. Da das Mahl erst nach Susans Deutschunterricht um 20.30 Uhr stattfinden soll, haben wir noch genug Zeit, einkaufen zu gehen. Wir haben uns entschlossen, Frikadellen, Kartoffeln, Blumenkohl und Sauce Hollandaise zu machen. Ein klassisches Drei-Komponenten-Essen also. So wurschteln wir vor uns hin, machen richtig gute Frikadellen und genießen um halb 9 ein herrliches Essen. Larry steuert einen Wein bei und wir schlagen uns die Bäuche voll! Danach sind wir so erschöpft, dass wir gleich schlafen gehen :D

Donnerstag, 30.11.2017 - Victoria

 

Donnerstag ist Ausflugtag! Besonders heute, da heute der letzte Tag ist, an dem wir uns den Hatley Park angucken können. Der Park gehört zur Royal Roads University und ist eine National Historic Site. Wir beschließen, trotz Regenwetters, mit dem Fahrrad hinzufahren. Eine wahnsinns Entscheidung... Wir waren den Weg bereits davor mal mit dem Auto abgefahren und dachten, na, das wird mit dem Drahtesel (wie TKKG sagen würden) ja wohl ok sein. Im Auto merkt man nur überhaupt nicht, dass die Strecke ganz schön hügelig ist. Google hat 30 Minuten zum Ziel veranschlagt - ja nee, das kommt ja man überhaupt nicht hin. Wir steigen so oft vom Fahrrad, dass wir bestimmt eine Stunde unterwegs sind. Die Strecke ist überhaupt nicht schön, weil es nur an Hauptverkehrsadern langgeht. Außerdem sind wir ziemlich durchgeregnet, als wir endlich am Park ankommen. Der ist dafür sehr, sehr schön. Es gibt einen Rosen-, italienischen und japanischen Garten. Alles ist sehr gepflegt. Wir sind fast die einzigen, die dort unterwegs sind, und lassen uns beim Durchschlendern Zeit. Am Ende machen wir noch ein paar Fotos, Agnes lässt ihren Fahrradhelm irgendwo im Park liegen und merkt es erst, als wir beim Fahrrad sind :D Das steht etwas weiter weg, weil der Weg zum Park steil bergab geht. Also wieder zurück ;) Immerhin sehen wir auf dem zweiten Weg Pfauen von ganz Nahem, die spazieren einfach an der Uni und dem Park entlang. Am Eingang des Parks ist übrigens das Verwaltungsgebäude (ein Schloss) der Uni, das aber nur von geladenen Gästen und den Mitarbeitern betreten werden darf. 

Im Nieselregen cruisen wir heim, Agnes muss ihre Kleidung waschen, weil ihr Fahrrad kein Schutzblech hat und so überall Sand und Dreck klebt. Ist nicht schlimm. Wir springen noch kurz in den Hot Tub und beschließen dann den Tag gemütlich im Bettchen. 

Freitag, 01.12.2017 - Victoria

 

Daniel muss arbeiten, Agnes düdelt rum. Dann holt sie Daniel von der Arbeit ab, wir trinken einen 1-Dollar-Kaffee bei Mc Donalds und genießen einen Mc Flurry dazu. Dann zwingt Agnes Daniel, shoppen zu gehen :D Weihnachtsgeschenkeshoppen für die liebe Familie in Deutschland! Daniel liebt Shopppen so gar nicht, was es manchmal ein bisschen lustig macht. Glücklicherweise dauert es nicht allzu lange, bis Agnes was Passendes findet. Allerdings müssen wir noch ein bisschen in der Stadt ausharren, weil um 19.30 Uhr ein Advent Carrol-Singen in einer Kirche ist. So setzen wir uns in eine Passage und fangen schon einmal an, Weihnachtskarten zu schreiben, bis wir gegen 19 Uhr losmarschieren. Die Kirche ist ganz schön voll und das Gesangskonzert sehr schön. Es ist allerdings auch richtig lang, so dass wir nach einer Stunde beschließen, uns auf den Heimweg zu machen. Zu Hause angekommen, sind wir durchgefroren und springen noch schnell in den Hot Tub :) Dann fragen Larry und Susan noch, ob wir morgen mit ihnen zum Truck Light Convoy gehen wollen (Light!! Aber hallo, das ist doch das Signalwort für die Vorweihnachtszeit! Alles, was leuchtet, ist super!). Tja, und das ist der Tag auch schon wieder gewesen. 

Samstag, 02.12.2017 - Victoria

 

Wir müssen beide arbeiten! Daniel hat inzwischen glücklicherweise etwas mehr Durchblick, Agnes auch. Sie steht wieder bei den Sandwiches und baut fleißig "Bitchin' Biscuits" zusammen. Mal mit Ei, mal mit Wurst, mal mit Speck. Im Team sind nur vier Leute, was bedeutet, dass es mehr Arbeit, aber auch mehr Trinkgeld gibt bzw. geben wird! :) In der Mittagspause bereitet sie sich einen Biscuit mit einem Ei Benedict zu, dazu genießt sie Salat und Obstsalat. Außerdem wurden an dem Tag frische Lebkuchen-Scones gebacken, von denen ein Testexemplar zur Verkostung bereit liegt. Sie nimmt noch einen für zu Hause mit, außerdem eine Naschtüte. kann ja nicht schaden! Nach der Arbeit bringt sie ein Paket zur Post (50 Dollar für schnellen Versand nach Deutschland, es ist echt eine Unverschämtheit!)und löst ihren ersten Paycheck in BC über sage und schreibe 200 Dollar ein :D Naja, immerhin! Dann düdelt sie noch ein bisschen rum, bis Daniel anruft und sagt, er sei nun auch mit der Arbeit durch. Super, dann können wir gemeinsam nach Hause fahren. 

Dort sind wir mit Larry und Susan verabredet, denn wir wollen uns gemeinsam den Truck Light Convoy ansehen - eine Parade mit beleuchteten Trucks. Zudem wollen wir nochmal in die Gingerbread-Show im Hotel. Wir fahren also ins Parkhaus der Bücherei, Susan sagt, sie fände dort nie alleine raus und stiefeln zum Fairmont Empress Hotel, von wo man die Parade gut sehen können soll. Es dauert aber ganz schön lange, bis die Trucks endlich in Sichtweite kommen, davor freuen wir uns über die unfassbar cool beleuchteten Polizeiautos (blau und rot). Ach, die Parade ist herrlich! Alle sind da, ganz Victoria ist auf den Beinen. Die Lastwagen sind total verrückt mit Lichterketten und Deko bestückt und hupen, was das Zeug hält. Ein Riesenspaß!!! Nach gut 30 Minuten ist das Spektakel vorbei und wir ziehen weiter zur Gingerbread-Ausstellung in einem Hotel. Da wir die schon kennen, entspannen wir ein bisschen und entdecken ein Schild, dass das kontinentale Frühstück in dem Hotel nur 15 Dollar kosten soll. Vielleicht gönnen wir uns das mal! Dann haben wir alle Hunger und unsere Begleiter schlagen vor, dass wir Pho essen, vietnamesische Suppe mit Gemüse und weiteren Dingen drin. Das klingt gut! Daniel und Agnes bestellen Nudelsuppe mit Gemüse, es ist total viel und wir werden ganz gut satt. Danach gehen wir zum Auto und zu Hause geht es dann ins Bettchen :)


Sonntag, 03.12.2017 - Victoria

 

Agnes muss arbeiten, Daniel darf liegenbleiben! Auf der Arbeit wird als erstes das Trinkgeld vom Vortag ausgehändigt. 24 Dollar. Jippi!!! Im Team sind wir zunächst fünf Leute, doch die eine geht ziemlich bald, weil wir überbesetzt sind und sie genug andere Jobs hat, später geht auch Chi, weil sie im Klausurenstress ist und in der letzten Zeit extrem wenig geschlafen hat. Mehr Arbeit für Robin, unsere Chefin Shannon und mich, aber auch mehr Trinkgeld am Ende des Tages ;) Agnes übernimmt also zum ersten Mal die Kasse und kommt manchmal mit den Getränkebestellungen ganz schön ins Schwitzen, denn so ein Latte dauert doch immer eine ganze Zeit. Wenn dann wieder neue Kunden an der Kasse stehen, kommt man ganz schön ins Rotieren. Robin und Shannon, die an der Kochstation stehen, helfen immer mal wieder aus - ein Glück. Es macht trotzdem viel Spaß, denn es gibt viel zu tun und die Verantwortung für die Kasse und das Bedienen zu haben, ist eine prima Aufgabe. Aufregend wird es nur kurz, als ein Mann einen Caffe Breve bestellt, denn ganz im Ernst - was ist das?! Es stellt sich heraus, dass es ein Espresso mit halb Milch, halb Sahne ist. Diesen Typen Milch gibt es hier so zu kaufen, er nennt sich "half and half". Na bitte :) Außerdem kommt noch ein mental etwas verwirrter Mann in den Laden, der von SIM-Karten faselt. Witzige Kunden! In der Mittagspause wird ein Biscuit gesnackt, ab 14.30 Uhr fangen wir an, sauberzumachen. Um 15.45 Uhr sind wir mit allem durch und schließen den Laden. 

Nun schnell nach Hause, denn gegen 17 Uhr müssen wir schon wieder los. Wir treffen uns mit zwei Freunden von Larry und Susan in einem Restaurant (sie hat tatsächlich früher in Hannover gelebt!, Daniel bestellt das Tagesgericht, Agnes hat Fish&Chips, anschließend fahren wir zu Jazz Vesper, wo wir ja schon einmal waren. Wir hören ein Trio, Gesang, Bass und Klavier. Sie spielen Bekanntes und Unbekanntes, Weihnachtliches und Nicht-Weihnachtliches. Zwischendurch spricht die Pfarrerin ein paar Worte. Ein richtig schöner, gemütlicher Abend. Die beiden haben nur liebe Freunde!

Montag, 04.12.2017 - Victoria

 

Heute wollen wir was unternehmen. Das Wetter ist recht schön, denn es regnet nicht! Zwar ist es kalt, aber das ist ok. Wir lassen den Vormittag sehr entspannt angehen, Deutschunterricht, Serie im Bettchen, Frühstück, bis wir es gegen 13 Uhr schaffen, uns auf den Weg in die Stadt zu machen. Wir wollen zum Kreuzfahrtschiff-Terminal Ogden Point (gute Bewertung bei Google) und zum Beacon Hill Park (gute Bewertung von Susan und Larry). So schnappen wir uns die Fahrräder und düsen los. Zum Ogden Point kommen wir ohne Google Maps, weil wir schon einmal in der Nähe waren. Wir sind erst ein bisschen verwirrt, weil wir an einem Schiffsterminal stehen. Das ist jetzt nicht so eine superduper Sehenswürdigkeit, oder?! Dann entdecken wir aber, als wir noch ein wenig weiter fahren, eine Seebrücke, die ein ganzes Stück ins Wasser führt. Die Wolken und der Himmel sehen total schön aus - hier finden sich gute Fotomotive! Es ist allerdings echt kalt, wer hätte das gedacht, wir sind ja in Victoria, so dass wir bald zum Beacon Hill Park weiterfahren. Dieser Park ist ganz bezaubernd, es gibt einen Rosengarten, Palmen, Schilf, Brücken, überall Teiche, in denen ganz viele Enten schwimmen und freilaufende Pfauen. Die sind witzig, weil die ihre Scheu verloren haben und einfach auf uns zugetänzelt kommen. Die denken, wir hätten Futter. Haben wir aber nicht. Die Enten denken das übrigens auch. Da kommen schwarmweise Nacknacks auf uns zu! Man, sind die süß!!


Wir spazieren gemütlich durch den superschönen Park, bis uns die Ohren und Hände frieren und wir beschließen, dass wir Hunger haben. Wie gut, dass wir einige Tage zuvor das $4.95 Restaurant entdeckt haben, das wir ja schon aus Montréal und Toronto kennen. Glücklicherweise hat es sogar geöffnet, es ist schließlich Montag gegen 17 Uhr. Daniel bestellt Mac'n'Cheese, Agnes Penne mit Tomaten-Sahne-Soße und getrockneten Tomaten, außerdem ordern wir Chicken Wings mit BBQ-Soße. Es kostet schließlich nur 10 Euro insgesamt! Die Nudeln sind spitze, die Hähnchenflügel ok. Aber wir sind satt und wieder aufgewärmt. Als wir zurückfahren, sieht der Himmel ganz unfassbar toll aus - die Sonne geht gerade unter und taucht Victorias Bucht in ein wahnsinns Rot. Da müssen wir stehenbleiben und Fotos machen (Agnes) :D Das Witzige ist, dass da schon einige Sonnenuntergangsanbeter mit Kamera stehen. Man grüßt sich und genießt. 

Da wir, als wir zu Hause ankommen, wieder ausgekühlt sind, springen wir noch kurz in den Hot Tub vor unserem Fenster. Oh man, der ist so herrlich. Und immer warm! Abdeckung hochgeklappt und reingesprungen. Was haben wir für Glück, hier zu sein. 


Dienstag, 05.12.2017 - Victoria

 

Pünktlich um 9.30 Uhr gibt Agnes wie gewöhnlich Susan die Deutschstunde. Dieses Mal behandeln wir die Uhrzeiten und unterhalten uns darüber, wie man im Deutschen die männliche, weibliche und geschlechterneutrale Schreibweise darstellen kann. Außerdem will Susan wissen, welchen Gruß man zum Nikolausfest sagt. Agnes ist da tatsächlich überfragt. Was sagt man zum Nikolausfest?! Frohen Nikolaus? Einen schönen Nikolaustag? Auf dass der Stiefel gefüllt sein mag? Gar nicht so leicht!

Anschließend geht es noch einmal ins Bettchen, dort ist es einfach immer so gemütlich. Gut, dass Larry uns um 12.30 Uhr vorschlägt, doch mit ihm einen Ausflug zu machen - wir dürfen sagen, wo wir hinwollen. Praktisch, dass Agnes am Tag zuvor einen Victoria Guide gelesen hatte, in dem die Potholes von Sooke empfohlen wurden. Das schlagen wir Larry vor. Er ist einverstanden. Davor fahren wir mit ihm aber erstmal zu einem Park ganz in der Nähe vom Wohnhaus. Man hat einen schönen Ausblick über das Wasser bis hin in die USA, nach Washington, genauer gesagt. Also in den Bundesstaat. Es werden Fotos gemacht, dann fahren wir weiter. Larry war das letzte Mal vor zwei oder drei Jahren bei den Potholes und stellt fest, dass der Parkplatz weiter nach oben verlegt worden ist - man muss nun nicht mehr zum Wasserfall mit seinen ganzen natürlich in den Stein eingelassenen Wasserlöchern laufen, man fährt hin. Aussteigen, angucken, fertig! Wir gehen allerdings noch ein wenig näher an den Wasserfall heran und genießen die Aussicht. Der Tag ist schön, die Sonne scheint und der Himmel ist richtig schön blau.

Anschließend schlägt Larry vor, dass wir zu Whiffin Spit, einer Landzunge bei Sooke, fahren. Wir spazieren diese entlang und entdecken an ihrem Ende einen Nadelbaum, der voller Weihnachtsdeko hängt. Auf der Landzunge sind ganz viele Leute mit Hunden unterwegs! Es ist inzwischen schon wieder 15.30 Uhr und wir machen uns auf den Rückweg. Larry schlägt vor, noch in einem Café auf dem Weg halt zu machen, was wir befürworten! Dort gibt es für Daniel und Agnes einen leckeren Double Chocolate Cheesecake, London Fog (schwarzer Tee mit Milch und Vanille) und Chai Latte. Mmhh! Gegen 17.30 Uhr sind wir wieder zu Hause. Wir schnacken mit Susan, Agnes backt noch schnell ein Brot und das war der Tag! 

Mittwoch, 06.12.2017 - Victoria

 

Daniel muss um 7 Uhr aufstehen, weil er wie gewöhnlich um 7.30 Uhr zur Arbeit fährt. Agnes stellt sich den Wecker auf 8 Uhr, steht sogar auf und ruft ihre Freundin Gudrun in Lübeck an. Es ist ja schließlich Nikolaustag! Leider ist das Paket, das vor einigen Tagen aus Lübeck nach Victoria geschickt worden war, noch nicht angekommen. So gibt es hoffentlich bald einen verspäteten Nikolaus ;) Um 8.45 Uhr ist Deutschunterricht mit Susan. Wir beschäftigen uns noch mit den trennbaren und untrennbaren Verben. Es ist lustig, wie selbstverständlich man als Muttersprachler mit seiner Sprache umgeht, denn Agnes nimmt es als selbstverständlich, dass man Perfektverben mit sein und haben bildet. Englischsprachige Menschen haben aber nur die have-Version: has gone - ist gegangen, has made - hat getan. Zwar kann Susan Französisch, so dass das immerhin keine News waren, aber wir scheinen doch mehr sein-Perfektverben zu haben als die Franzosen. Auch Dinge wie die Grundform, der Komparativ und Superlativ bilden wir natürlich, ohne darüber nachzudenken. So heißt es bei uns nicht: most important - am meisten wichtig, sondern am wichtigsten. Naja - wir haben ja noch ein paar Wochen vor uns :)

Danach fahren Susan und Larry weg, so dass Agnes die Küche für sich hat und sie endlich Schokokekse ("Quadruple Chocolate Soft Fudgy Pudding Cookies") backen kann! Könnte sie auch so, aber mit dem Lappi in der Küche, ein bisschen Musik oder Serie nebenbei backt es sich doch schöner. Gegen 11.15 Uhr ist der Keksteig endlich fertig, nun soll dieser noch mindestens zwei Stunden in den Kühlschrank. So soll nämlich verhindert werden, dass sie zu flach werden und auseinanderbrechen. Na bittesehr. 

Dann macht sich Agnes fertig (nein, sie ist noch nicht angezogen), weil sie um 11.40 Uhr mit Larry und Susan zu einer anglikanischen Kirche fahren will - dort ist seit ein paar Wochen an jedem Mittwoch ein Konzert. Dieses Mal spielen Cellisten und Pianisten aus dem Musikkonservatorium und der Musikschule Victoria auf. Bach, Brahms, Debussy und mehr - das Programm ist wunderschön! Außerdem gibt es in der Kirche noch ein Käffchen und Kekse und ganz viele Bücher, die man gegen Spende erwerben kann. Aber mit Büchern reicht es erst einmal! 

Das Konzert dauert bis 13 Uhr, im Anschluss geht es in die St. John the Divine-Kirche, in der Larry von 2011-2013 Reverend ("Priest-in-charge") war. Susan ist nämlich für die Blumenlieferung dort zuständig und musste den Blumenkalender für 2018 aufhängen: Jede Woche spendet jemand aus der Gemeinde der Kirche Blumen für den Altarraum und die kleine Kapelle (aus Anlass von Geburtstagen, Todestagen etc.). Der Kalender ist voll, es findet sich tatsächlich für jede Woche jemand Neues! Danach bleibt Susan noch in der Kirche, weil sie dort Zeichenstunde hat, Larry und Agnes fahren nach Hause. Agnes backt die Kekse und Larry schmiert sich eine Scheibe Brot von dem Brot, das Agnes zuvor zubereitet hatte. Er sagt, es sei gut, dass Daniel und ich uns die Hälfte abgeschnitten hätten, sonst wäre es schon aufgegessen. Denn es schmecke hervorragend, sogar Susan, die sonst kein Brot isst, mag es! Daraufhin backt Agnes Larry noch ein eigenes Brot ;)

Dann muss noch die Wäsche gemacht und gesaugt werden, außerdem werden die frischen Kekse verkostet, als Daniel gegen 16 Uhr nach Hause kommt. Die Kekse sind echt gut. Krass irgendwie, super schokoladig. Aber auch echt ein Hit (vor allem, wie sich später herausstellt, in Vanillejoghurt getunkt). 

Der weitere Tag ist unspektakulär. Da morgen Mülltag für Papier und Recyclebares (z.B. Dosen, Tetrapacks und Hartplastik) ist, müssen wir unseren Kram mit Larry sortieren, weil dieses Müllsystem uns immer wieder Fragezeichen ins Gesicht zaubert. Hier ist alles so akkurat geregelt, dass die Müllabfuhr den Kram stehen lässt, wenn er nicht richtig sortiert ist. Wir wollen uns außerdem noch den verrückten Garten von einem Nachbarn anschauen, denn der ist so ein hardcore-Weihnachtsdekofan, dass er seinen Garten komplett mit Lichtern ausleuchtet und überall Figuren und Gedöns verteilt hat und sich wohl freut, wenn man sich das anschaut. Leider ist der Garten am heutigen Abend nicht erleuchtet, so dass wir ein anderes Mal wiederkommen müssen. Auch googlen wir nach "Out of Province-Checks", denn bevor wir unser Auto hier in BC verkaufen können, muss es sowas wie den kanadischen Tüv passieren. Das gibt es nicht in jeder Provinz, in Québec z.B. sind wir einfach zur Registrierstelle gegangen und haben unser Auto angemeldet. Aber BC ist da strenger. Es gibt ungefähr 40 Werkstätten, die diesen Check vornehmen können und Larry empfiehlt uns Canadian Tire, weil die nicht so viel Ahnung haben! :D Da müssen wir wohl morgen mal anrufen und gucken, ob wir einen Termin bekommen. Des Weiteren haben wir nach Couchsurfing-Möglichkeiten in Hawaii geschaut, hoffentlich tut sich da noch was auf. Die Hostels sind dort nämlich ganz schön teuer - klar, es gibt ja auch wenig Konkurrenz! Zudem haben wir uns für die Schnitzelnacht im Edelweiss-Club am kommenden Tag angemeldet!

Zum Abendbrot haben wir Kartoffeln (aus der Mikrowelle, denn wir haben von Susan gelernt, dass man Kartoffeln nur ordentlich anpieksen muss und die dann in der Mikrowelle garkochen kann!!! ) mit Spiegelei (Agnes: over easy, Daniel: over medium - wir kennen uns ja in der Gastro-Szene mit seinem Jargon nun aus!!!) - köstlich!

Donnerstag, 07.12.2017 - Victoria

 

Ok, wir müssen uns echt ums Auto kümmern. Deshalb machen wir einen Termin für einen "Out of Province"-Check bei Canadian Tire, der 100 Dollar kosten wird. Die Windschutzscheibe und die vordere Stoßstange werden den Test garantiert nicht bestehen... Hoffentlich ist der Rest ok! Agnes gibt Susan wie üblich eine Deutschstunde, wir besprechen die Steigerungsformen. Ganz schön schwierig! 

Im Bettchen gönnen wir uns noch einen Kaffee und ein Stück vom selbstgebackenen Brot, bevor wir uns fertigmachen. Wir wollen um 13.30 Uhr in die Stadt fahren, um Karten für ein Eishockeyspiel der Victoria Royals, einer Junioren-Mannschaft, zu kaufen. Außerdem haben wir die Idee, uns St Ann's Academy, eine National Historic Site, ansehen, bevor wir am Spätnachmittag zur Schnitzelnacht aufbrechen. Es ist herrliches Wetter draußen, so dass wir mit dem Fahrrad fahren können. Als wir am Ticketoffice sind, schlägt uns die Verkäuferin dort das Spiel am nächsten Tag vor, da es die "Teddy Bear Toss Night" ist. Da werfen Leute beim ersten Tor der Mannschaft Teddys auf die Spielfläche, die dann an Bedürftige gespendet werden. Klingt schön - nehmen wir! Im Anschluss fahren wir gemütlich zur National Historic Site. Die St. Ann's Academy war einst ein Kloster und eine Mädchenschule, außerdem befindet sich eine Kapelle von 1858 im Gebäude, welche die erste römisch-katholische Kirche in BC war. Wir sind recht schnell durch und haben nun noch etwas Zeit bis zum Anfang der Schnitzelnacht über. Also bestaunen wir noch einmal das Fairmont Empress Hotel von innen und entdecken sogar etwas Neues dort: Wir finden ein Lebkuchenhaus, in dem drei grüne Grinchs (grüne Kreatur aus einer amerikanischen Fantasykomödie, die in der Verkleidung des Weihnachtsmannes Geschenke stiehlt) versteckt sind. Zwei sind leicht zu finden, aber der dritte tarnt sich echt gut! Wir diskutieren mit anderen Besuchern, die uns schließlich zeigen, wo der dritte Grinch zu finden ist (man sieht nur seinen Po, den er aus einer Höhle streckt!). Eine witzige Idee. Danach beschließen wir, einen Kaffee im Discovery Cafe zu trinken. Wir bestellen beide Tee :D und warten, bis wir um 20 vor fünf in Ruhe aufbrechen.  

Ui, spannend! Wir haben hohe Erwartungen an das Bier und das Essen. Wir beide stellen es uns als eine Art Buffet vor oder zumindest so, dass man an einem riesigen Tisch sitzt und das Essen vor einem auf verschiedenen Tellern aufgebaut wird, von denen man sich immer nachnehmen kann. So ist es dann aber wirklich überhaupt nicht! Vielmehr stehen in einem großen Raum viele runde Tische mit sechs Plätzen, von denen an vielen nur vier besetzt sind. An diese können wir uns setzen, sagt Mona, die für die Koordination zuständig ist. Nun gut. Wir sind fast die Ersten, so dass wir uns in Ruhe umschauen und den besten Tisch wählen können. Wir nehmen einen in der Mitte des Raums, von dort hat man einen guten Blick auf die beiden Akkordeonspieler. Ja, Akkordeonspieler!!! Großartig! Wir werden, so steht es auf dem Tischschild geschrieben, mit Familie Austin zusammensitzen. Wir sind gespannt... 

Immer mehr Leute betreten den Saal, schauen sich um, aber die Austins lassen sich noch nicht blicken. Hinter uns am Tisch sitzen ziemlich starke Typen, eine Frau mit roter Glitzerweste und ein Mann im Rockerstyle. Mist, warum sitzen wir nicht da?! Daniel bestellt uns in der Zwischenzeit ein Bierchen und ein Alster von der Bar (mit zu wenig Zisch!) Und schließlich tauchen sie dann alle auf: Melanie, Leslie, Ann und Frank. Die sind alle um die 70-80. Der einzige, der Deutsch kann, ist Frank (der mit 70 noch Surfunterricht genommen hat), weil seine und Anns Tochter in der Schweiz gelebt hat. Die anderen mögen einfach Schnitzel! Die vier sind super, sehr gesprächig, interessiert und wir quatschen den ganzen Abend miteinander, während im Hintergrund die beiden Akkordeonspieler wunderbare Musik zum Besten geben. Zünftiges, Chantymäßiges, zum Schluss sogar den Ententanz! Das Schnitzel, das Sauerkraut und der Rotkohl sind nicht der Rede wert, echt. Es ist kein gutes Essen. Das einzige, was schmeckt, sind der Kartoffelpüree und die braune Soße. Auch der Nachtisch, Hefekuchen mit Eis, ist nicht so doll. Ein Glück haben diese netten Kanadier (wobei Ann und Frank Schotten sind) das Essen entschädigt! Wir berichten von unseren Plänen, nach Maui zu fliegen und Ann notiert sich unsere Nummer, weil sie noch einen Touristenführer von dort hat. Super - neue Kontakte! 

Gegen 19.30 Uhr verabschieden wir uns und fahren nach Hause. Wir kommen an dem Haus vorbei, in dessen Garten wir bereits am Vortag wollten, doch dieses Mal ist er angestrahlt. Also rein da! Uns kommen schon einige Leute entgegen - der Garten muss ja ziemlich bekannt sein. Und das ist kein Wunder! Der Garten (ein Privatgrundstück, das man einfach betreten darf) ist der Knaller! Alles ist angeleuchtet, überall stehen Figuren herum, der Weihnachtsmann, Mickey Mouse, Nussknacker. Wahnsinn, damit hatten wir beide überhaupt nicht gerechnet! Da hat sich echt jemand Mühe gegeben (und hat garantiert eine extrem hohe Stromrechnung zu begleichen)! Ein super Ausklang eines schönen Tages!


Freitag, 08.12.2017 - Victoria

 

Daniel geht frühmorgens zur Arbeit, Agnes schläft noch ein bisschen bis zur Deutschstunde weiter. Dann schreibt sie am Blog und setzt einen Text für den Autoverkauf auf, es kann ja nicht schaden, das rechtzeitig erledigt zu haben. 

Um 18.30 Uhr machen wir uns gemeinsam mit dem Fahrrad auf den Weg zum Save-On-Foods Memorial Centre, wo das  Hockeyspiel der Juniorenmannschaften Victoria Royals gegen Kootenay ICE stattfinden wird. Das Besondere ist ja, dass beim ersten Tor für die Heimmannschaft alle Leute Teddybären auf die Eisfläche werfen sollen. Bereits im Eingangsbereich sehen wir die verschiedenen Kaliber von Teddies, da sind sogar lebensgroße bei!! 

Wir finden unseren Platz, wir sitzen in der Kurve ganz oben und die Royals schießen im ersten und letzten Drittel auf das Tor auf unserer Seite (Leute, die Ahnung von Eishockey haben: Bitte verurteilt Agnes nicht wegen des Vokabulars. Sie ist froh, kapiert zu haben, dass es Drittel gibt! ;) ) Es herrscht ein riesiger Andrang im Stadion, 7.000 Menschen sind gekommen, um die beiden Mannschaften zu sehen. Einen richtigen Fanblock entdecken wir nicht, auch gibt es keinen Vortrommler. Aber ein Maskottchen!

Jedes Drittel dauert 20 Minuten, allerdings gibt es diverse Unterbrechungen, weil immer was los ist. Die Spieler knallen ganz schön gegen die Bande, mein lieber Herr Gesangsverein. Die Tore fallen so schnell, dass unser Auge es zwar sieht, aber das Gehirn nicht hinterherkommt. Der Puck ist einfach so klein. 

Die Stimmung im Stadion ist gut, allerdings nicht mit der in einem Fußballstadion zu vergleichen. Hier werden keine Hymnen gebrüllt und die Namen der Spieler, die gescort haben, werden vom Stadionsprecher ausgerufen, ohne dass jemand die Nachnamen mitbrüllt. Aber es gibt tatsächlich eine La Ola, die ein paar Mal im Kreis durchs Stadion geht. Andauernd fährt die Kamera umher, es gibt die "Kiss Cam" und die "Smile Cam" und ständig werden Dinge verlost. Also man konnte im Vorhinein am Stadioneingang ganz viele Tickets von keine Ahnung was kaufen und deren Nummern werden in der Pause und immer mal zwischendurch vorgelesen. Ist witzig!

Ja und nach nur wenigen Minuten fällt dann auch das erste Tor für die richtige Mannschaft und das Gewerfe der Teddybären geht los. Es ist gigantisch, wie unfassbar viel da geworfen wird! Es hört gar nicht auf! Vor allem fliegen da auch einige riesige Exemplare aufs Spielfeld! In Ruhe wird alles aufgesammelt, dann geht es weiter. Beeindruckend! 

In der Pause spielt eine Kindermannschaft, es gibt Musik, man darf sogar Bier im Stadion trinken (zu teuer!). Wir haben Spaß aber finden auch, dass ein Spiel reicht. Wir haben eh zu wenig Ahnung davon, von daher ist es total ok, dass wir eine Jugendmannschaft gesehen haben. 

Oh - es endet übrigens 10:3 für die Royals. 

Um halb 10 fahren wir wieder nach Hause und gehen bald schlafen.  


Samstag, 09.12.2017 - Victoria

 

Joah, wir müssen halt beide arbeiten :) Interessanterweise sind wir beide deshalb immer noch aufgeregt und schlafen nicht so gut bzw. wachen zu früh auf. Heute müssen wir beide einen Umweg fahren, da eine Brücke gesperrt ist. Das nervt, weil es ein Umweg ist und zudem auf der Strecke ein Berg ist. Ihihih!!! Bei Agnes auf der Arbeit ist so viel los, dass zum ersten Mal seit Eröffnung vor fünf Wochen alle Biscuits ausverkauft sind. Ist das zu fassen?! Auf den Punkt ausverkauft, es sind 100e weggegangen! Der Grund: Auf dem Market Square ist ein Tuba-Konzert von 13-15 Uhr (Agnes kann wegen der vielen Arbeit nur eine Minute lauschen, die ist schön!) und unser Geschäft liegt genau dort. Alle Hungrigen und Durstigen haben so Bitchin' Biscuit gestürmt :) Wir sind nur vier Leute und Agnes freut sich jetzt schon auf das Trinkgeld, das es am Folgetag geben wird.. Bei Daniel ist es doof, er mag seine Arbeit einfach nicht gerne. Es ist immer stressig und die Leute sind nicht so der Burner. Aber dafür bekommt er recht viel Knete und freie Burger, Wraps und Sandwiches. Da er rausgehandelt hat, dass er am 27.12. frei haben kann, muss er in der Weihnachtswoche von Montag bis Samstag ran.. Uhhh. Agnes hat uns zusätzlich noch in Arbeit reingequatscht :D - Am nächsten Samstag feiert ihre Chefin im Laden eine private Party und braucht Kellner. Sie hat gefragt, ob wir darauf wohl Lust hätten (klar, Extrageld ist nicht verkehrt). Um 16.45 Uhr holt Daniel Agnes mit dem Fahrrad vom Laden ab und wir fahren gemeinsam heim. Wir springen nochmal in den Hot Tub und entspannen danach beide im Bettchen. 

Sonntag, 10.12.2017 - Victoria

 

Heute ist ein spannender Tag, denn Daniel fährt mit unserem Auto zum TÜV in BC, während Agnes zur Arbeit geht. Agnes muss wieder den längeren Weg fahren, weil die Johnson Bridge wahrscheinlich gesperrt ist. Wahrscheinlich, weil ein Warnschild sagt: "Expect delays from ... til ..." Sie will aber keine delays expecten, sondern pünktlich auf der Arbeit sein. Auf dem Weg zur Arbeit bekommt sie von einem Menschen, der offenbar in einem Café arbeitet und ganz viele Kaffee-zum-Mitnehmen-Becher in der Hand hält, einen aufgequatscht ;D Der ist lecker! Als sie ihr Fahrrad abschließt, erzählt ihr noch ein Mann was von der Johnson-Brücke, nämlich, dass die von dem Menschen kreiert worden, der auch die Golden Gate Bridge entworfen hat. Jaa hör mal, ist denn das die Möglichkeit? Im Geschäft angekommen, sagen alle, dass am Vormittag ganz viel los war. Der Grund: Das Onlinemagazin Victoria Buzz hat eine super Kritik über Bitchin Biscuit geschrieben, die offenbar am Morgen alle gelesen haben. Und die Menschen rennen und somit die Bude ein, es geht nach dem Vormittag so weiter. Shannon, die Chefin, sagt, dass 20.000 Dollar umgesetzt worden sind. Das ist offenbar viel! Super fürs Trinkgeld! Es ist aber auch echt anstrengend, vor allem, als eine Frau mit veganem Wunsch die Masse bestimmt 15 Minuten aufhält. Bah. 

In der Mittagspause schreibt Daniel eine Nachricht, dass das Auto die Inspektion nicht bestanden hat. Also so gar nicht. Später mehr davon... Agnes fährt also nach der Arbeit (und einem Blick auf die neu entstehende Johnson Bridge) zum Supermarkt und kauft ganz viel Comfort Food (Karamel-M&Ms, Schoki, Muffins, Gummizeug, Chips), mit welchem wir es uns gutgehen lassen können. Tja und dann berichtet Daniel, dass der Van nicht nur wegen des Risses in der Windschutzscheibe und der etwas schrägen Stoßstange durchfällt, sondern auch wegen des Anlassers (der ist ja rausmontiert worden und befindet sich links vom Lenkrad), aber hauptsächlich, weil der Wagen viel zu viel Rost hat! Ist das zu fassen?! Mit sowas hätten wir nie gerechnet! Ja klar ist der rostig, aber dass das ein Kriterium ist. Jetzt müssen wir uns in die Denkstube zurückziehen und in den nächsten Tagen intensiv nach Lösungsmöglichkeiten googeln... Darauf erstmal Chips, Schoki und Tee! 

Montag, 11.12.2017 - Victoria & Cowichan Bay

 

Heute wollen wir einen Ausfug mit Larry und Susan machen, der nach Cowichan Bay (alle sagen nur Co Bay) gehen soll. Dort wollen wir nämlich ein paar ihrer Freunde treffen, von denen wir zwei bereits kennen: John und Marianne. Auch sollen Tony und seine Frau kommen, Tony war früher Johns Chirurg. Weil John Parkinson (?) hat und sich beim Bergabfahren unsicher fühlt, holen wir ihn mit dem Auto ab, so dass er uns hinterherfahren kann. Dann machen wir uns auf den Weg ins Restaurant, das auch ein Hotel ist. Alle sind ganz nett und es gibt viele Themen zu bequatschen: Politik, Verwandtschaft, Weihnachten, unsere Kanadareise usw. Wir fühlen uns sehr wohl und gut aufgenommen. 

Die Lunchkarte im Restaurant ist ok. Es gibt nur Sandwiches, dazu die Tagessuppe, Pommes oder Salat. Wir entscheiden uns für jeweils andere Sandwiches, Agnes hat Suppe, Daniel Pommes. Da die Brote in 2 Hälften geschnitten sind, können wir gut halbe-halbe machen. Das Essen ist auch echt lecker, aber nur Sandwiches zum Mittag ist etwas gewöhnungsbedürftig (ein Wort, das Agnes Susan gerade beigebracht hat. Ein tolles Wort!). Nach dem Essen sind alle ziemlich schnell in Aufbruchstimmung, was fast witzig ist. Tony bezahlt unser Essen!! Damit hätten wir ja nun überhaupt nicht gerechnet! Er lädt uns außerdem ein, nochmal zum Essen vorbeizuschauen. Ach man, das ist so lieb! Agnes fragt, ob wir noch ein Gruppenfoto machen können, und alle sind einverstanden. 

Danach machen wir noch zu viert einen kleinen Ausflug an die Küste, wo die Häuser von der Hinters- also Wasseresite schöner sind als von vorne, weil die Straße neueren Datums ist als die Wasserwege! Der Trip dauert allerdings nicht allzu lange, da Susan und Larry am Abend noch verabredet sind. Ist aber auch ok, eine Aktivität am Tag ist ja ausreichend! 

Abends backt Agnes allerdings noch schnell ein Bananen-Schokobrot mit Walnüssen. Es ist mehr Kuchen als Brot und echt richtig lecker!

Dienstag, 12.12.2017 - Victoria

 

Am Morgen dekorieren wir nach der Deutschstunde das TV-Kaminzimmer mit Weihnachtskugeln! Konkret heißt das, dass wir Kugeln an Bändern über dem Kamin an der Wand aufhängen. Das ist witzig, weil wir beide einfach kein ästhetisches Auge haben, man kann es wohl so ausdrücken. So holen wir nach dem ersten Anbringen Susan und fragen, ob sie sich noch was anderes vorstellt. Well, sagt sie, so sei das schon ok. Aber noch ein paar länger herunterhängende Kugeln wären doch schön. Na bittesehr, das ist doch eine Ansage. Also wird noch ein bisschen weiter dekoriert, bis wir finden, dass es nun schön genug sei! 

Anschließend holen wir ein Paket von der Post, das von Agnes Mama und ihrer besten Freundin Gudrun bereits drei Wochen zuvor abgeschickt worden war und Kanada unlängst hätte erreichen sollen. Man kann es ja nicht ändern, aber zwischen 10 und 21 Tagen ist halt mal ein Unterschied. Und der Versand ist nicht unerheblich... Deshalb ist die Freude umso größer, als wir das Paket dann abholen, zu Hause gemütlich auspacken und so viele wunderschöne Dinge wie Naschies, Lichterdeko und ganz liebe Zeilen drin sind! 

Am frühen Nachmittag beschließen wir, dass es heute Zeit ist, die Butchart Gardens anzuschauen. Das sind Gärten in Victoria, die seit 1904 nach und nach entstanden sind. In der Weihnachtszeit sind sie immer ganz besonders schön beleuchtet, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen! So cruisen wir gegen 15 Uhr mit Sir Matelas Moose los, die direkte Straße dorthin ist in eher schlechtem Zustand und zudem noch recht eng, so dass die Fahrt somit etwas aufregend ist!

Wir bezahlen etwas über 50 Dollar zusammen, ja, teuer, aber wann kommt man schon mal wieder zur Weihnachtszeit in die Butchart Gardens?! Und glücklicherweise sind die Gärten den Preis total wert! Wir haben noch 20 Minuten Zeit, den Japanischen Garten anzusehen, bevor er schließt. Danach schlendern wir einige Stunden lang durch den Park und genießen es, in der Dämmerung nach und nach die wunderbaren Lichter zu genießen. Es gibt einen Baum, dessen Lichterkette auf Lautstärke reagiert, und so singt Daniel ihm "Oh Tannenbaum" vor. Ein Mann steigt in den Text mit ein, es stellt sich heraus, dass er ausgewanderter Deutscher ist. Er erklärt uns, dass die Lichtershow in den Gärten unter einem Motto steht, nämlich unter dem Motte des Liedes: "The Twelve Days of Christmas". In dem Lied wir in Form einer Zählgeschichte aufgelistet, welche Geschenke der Sänger an den zwölf Weihnachtstagen zwischen dem 25.12. und dem 6.1. von seiner wahren Liebe erhalten hat. Am ersten Tag gibt es z.B. ein Rebhuhn in einem Birnbaum, am zweiten zwei Turteltauben und das Geschenk vom Vortag, am dritten drei französische Hühner, die Turteltauben und das Rebhuhn etc. Auf Youtube findet man eine ganz nette Version des Liedes aus der Muppet Show mit John Denver! 

Super, haben wir das also auch geklärt. Nun müssen wir die ganzen Dinge nur noch entdecken, was aber gar nicht so schwer ist! Toll, dass wir das nun auch kapiert haben, die Info steht nämlich weder irgendwo angeschlagen noch auf den Infoblättern, die wir am Eingang erhalten haben. 

Nachdem wir uns jeden Garten mehrfach angesehen haben und zudem Weihnachtsliedern und Bläsermusik gelauscht haben, ist uns ziemlich kalt und wir fahren wieder heim. Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt!


Am Abend planen wir noch die Deutschstunde für den nächsten Tag. Denn wir haben Susanne, der Deutschlehrerin aus dem Edelweiß-Club angeboten, eine Deutschstunde zu leiten. Wir wollen den Lernenden nicht so viel Grammatikalisches beibringen, sondern eher fun facts :) Also zum Beispiel, dass es im Deutschen nur fünf Wörter gibt, die auf "nf" enden, u.a. "fünf" und "Senf" und "Hanf". Oder dass 46% aller Nomen einen weiblichen Artikel haben. Und dass es weder für "tja" noch für "doch" eine adäquate Übersetzung auf Englisch gibt. Wir werden unseren Vortrag mit dem Sketch von Peter Frankenfeld aus den 70ern beginnen, "Ein Wetterchen", in dem er verschiedene deutsche Dialekte vorstellt. Schließen wollen wir mit einem Spiel, den Montagsmalern. Dafür haben wir deutsche Begriffe rund ums Thema Weihnachten aufgeschrieben. Mal sehen, wie das wird :)

Mittwoch, 13.12.2017 - Victoria

 

Daniel muss arbeiten. Agnes gibt Deutschunterricht, düdelt und geht dann am Mittag mit Larry und Susan ins Mittagskonzert in die St. Mary Kirche. Dieses Mal spielen zwei Frauen vierhändig am Klavier. Es ist supertoll! Sie spielen viel Klassisches, aber auch Weihnachtslieder und ein paar Katzenlieder von Fauré! Das Konzert dauert gut 45 Minuten, danach bleibt Susan in der Stadt, weil sie noch ihre Malklasse hat, Larry und Agnes fahren wieder heim. Sie freut sich, dass sie vom Vortag noch eine halbe Pizza übrig hat :)

Irgendwann kommt Daniel wieder, wir gehen noch einmal den Deutschunterricht durch und fahren dann gegen halb 7 mit Susan los. Es sind sechs Schüler dort und wir beide. Wir spielen den Sketch ab, verteilen die Zettel und ernten ein paar Lachen und einige "interestings". Am meisten Spaß macht allen das Montagsmalerspiel am Ende, zur Belohnung, also wenn jemand gezeichnet oder den richtigen Begriff erraten hat, verteilen wir Marzipankartoffeln, die in dem Paket aus Deutschland drin waren. Susanne zeigt sich sehr begeistert von unserem Unterricht, das ist schön. Sie hat uns auch eine ganz liebe Karte geschrieben, die wir zu Hause öffnen. 

Als wir dort ankommen, hat Larry gekocht. Nudeln mit leckerer Bolognese. Er sagt, es sei genug da, so dass wir gerne mit den beiden essen könnten. Na, das machen wir doch liebend gerne :) Es ist lecker und zum Nachtisch gibt es Agnes Bananen-Schokobrot! Wir quatschen noch ein bisschen mit den beiden und gehen dann bald schlafen, wir sind beide total erledigt! 

Donnerstag, 14.12.2017 - Victoria

 

Heute widmen wir uns unserem Auto und Hawaii. Das muss ja alles gut geplant sein. Daniel fragt z.B. in einem Autoforum an, ob es einen Weg gibt, unser Auto trotz der Mängel zu verkaufen. Antwort steht noch aus. Dann planen wir zunächst nur Big Island, wo wir nach ein paar Tagen Maui hinfliegen wollen. Der Flug ist nicht so teuer und auf Big Island sind noch aktive Vulkane, die anzuschauen, soll sich lohnen. Wir finden echt günstige Air BnB-Wohnungen, da auf unsere unzähligen Couchsurfing-Anfragen niemand antwortet. Wir mieten zudem noch ein Auto, denn die Busverbindungen sollen nicht so toll sein. Ist ok, wie oft ist man schon dort?! 

Am Abend schauen wir uns eine Impro-Show an. "Z-Mas: An Improvised Zombie Movie". Wir fahren mit dem Fahrrad hin, sind erst in der falschen Straße und wundern uns sehr! Kurz vor 20 Uhr finden wir das Theater, bekommen noch zwei zusammenhängende Plätze und sind gespannt, was uns erwartet. 

Uns erwartet eine improvisierte Zombie-Weihnachtsshow :) Das Publikum darf den Ort des Geschehens bestimmen und los geht es. Sechs Schauspieler spielen eine gute Geschichte, die allerdings zu ernst ausfällt. Da könnte man auch ins Theater gehen ;) Dafür sind wir vom Storytelling extrem begeistert, die Einführung und Entwicklung der Charaktere macht Sinn, es gibt immer wieder gute neue Einfälle und unvorhergesehene Geschichtsstränge. Man hätte nur aus vielem mehr machen und es witziger gestalten können. 

Nach einer Pause geht das Stück an der gleichen Stelle weiter nur ohne zwei Schauspielerinnen, weil die eine zum Zombie mutiert ist und eine andere angegriffen und zum Zombie gemacht hat. Ja, also war jetzt nicht schlecht, aber auch kein Highlight. 

Nachdem wir wieder zu Hause sind, finden wir, dass wir nochmal schnell in den Hot Tub springen und den Abend so ausklingen lassen sollten! 

Freitag, 15.12.2017 - Victoria

 

Daniel geht zur Arbeit, Agnes bekommt nichts mit und schläft bis um 9 Uhr. Mit Susan wird heute im Perfekt (in der Zeitform) der gestrige Tag besprochen, weil sie gestern Abend noch Besuch hatte. Dann macht Agnes sich in Ruhe fertig und fängt an, Brote zu backen. Ein normales Vollkornbrot, ein Rosinenbrot (besser gesagt: Norddeutsche Rosinenstuten). Leider ist das Rezept von Chefkoch in seiner Beschreibung nicht so toll, was Agnes erst nach dem Anfangen merkt. Es heißt dort nämlich, man soll 750g Mehl mit 125 ml Milch vermengen und den Teig mit Zucker und Salz ruhen lassen. Leider ist nach dem Vermischen des Mehls und der Milch an einen Teig nicht zu denken, noch nicht mal an etwas Ähnliches. Es ist etwas festeres Mehl. Also muss sie in den Kommentaren nachlesen. Aha! Viele sagen, dass das viel zu wenig sei. Mehr Milch, außerdem soll man die warme Butter sowie die Eier gleich mit reinmixen, anstatt dieses erst in einem zweiten Schritt zu erledigen. Na gut, hu, aufregend, es ist schließlich ein Heferezept! 

Dann geht der Teig, inzwischen ist das Vollkornbrot im Ofen und nach einer Stunde fertig. Unter den Rosinenbrotteig werden Rosinen und Zimt gemischt (was auch im ersten Schritt schon hätte erledigt werden können), danach muss der Teig nochmal gehen, bevor er in zwei Kastenformen mit einer Schale Wasser in den Ofen kann. 

Ein Glück - die Brote sind super geworden, Susan und Larry bekommen die Hälfte Rosinenbrot ab. 

Inzwischen sind Rachel und Alexandra, die Tochter und Enkeltochter von den beiden, angekommen. Alexandra ist ziemlich aufgekratzt, uns gegenüber aber schüchtern. Sie fordert ihre Mutter viel und Larry ist genervt :D Das ist witzig. Er zieht sich in seinen Sessel zurück und liest bzw. geht nach unten ins Kaminzimmer und puzzelt. Wir essen zusammen Truthahn mit Wildreis und Cranberries, zum Nachtisch gibt es Apple Crumble. Im Anschluss schauen wir uns noch einmal den Lichtergarten der Nachbarn an, Daniel und Agnes ziehen danach noch ein bisschen um die Weihnachtshäuser. Alles blitzert und blinkt hier, es ist der reinste Genuss! 

Als wir wieder nach Hause kommen, sitzen alle im Wohnzimmer, wir setzen uns dazu und Larry gibt einen "Blutwurz", einen 50%igen Likör aus Bayern, aus! Herrje, na dann: Gute Nacht!


Samstag, 16.12.2017 - Victoria

 

Arbeit ist angesagt! Daniel startet um 8.30 Uhr, Agnes eigentlich um 10 Uhr. Ein Glück hat sie ihren Wecker auf 8 gestellt und liest so eine SMS ihrer Chefin mit der Bitte, schon um 9 anzufangen. Ui, dann aber schnell! Auf die Minute genau schafft sie es zur Arbeit. Der Tag ist geschäftig, seit dem Online-Artikel brummt der Laden ganz schön. Ein Kundenpaar lässt Suppe, Salat und Biscuits zurückgehen, es schmecke nicht. Sehr gewöhnungsbedürftig, so ein Verhalten, vor allem, weil sie ihr Geld wiederhaben wollen. Es geht schließlich um Geschmack, nicht um Qualität. 

Agnes erhält ihren zweiten Paycheque (fast 300 Dollar), zudem noch 30 Dollar Trinkgeld von letztem Sonntag. Yay! Gegen 16 Uhr verlässt sie den Laden, alles ist aufgeräumt, und holt Daniel ab. Wir müssen nämlich etwas Zeit überbrücken, weil wir ab 18.30 Uhr wieder für Agnes Chefin Shannon auf einer privaten Party im Laden arbeiten sollen (kellnern, abräumen etc.). Daniel ist allerdings noch gar nicht mit seiner Schicht fertig, so dass Agnes sich einen Kuchen in der Bäckerei bestellt. Irgendwann kommt Daniel und als wir gerade gehen wollen, fragt ihn seine Chefin, ob er nicht einen ganzen Kuchen mit nach Hause nehmen möchte! Haha. Wie cool ist das denn? 

So laufen wir mit dem Kuchen zu Mc Do, bestellen dort etwas zu trinken und schlagen die Zeit tot. Auch schauen wir uns noch ein Gässchen in Chinatown an, das wir noch nicht kennen. Endlich ist es 18.15 Uhr und wir können aufschlagen. Noch in Ruhe im Bad fertig machen und schon gehts ins Getümmel. Mit uns arbeitet noch Robin, die im Laden als Köchin eingestellt ist. Sie schneidet das Roast Beef, bereitet Bruschetta vor usw. 

Es kommen insgesamt so 60 Leute und wir machen alles Mögliche: Ein bisschen Wein ausschenken, dreckiges Geschirr einräumen, neues Bier hinstellen, abwaschen und irgendwann mixen wir Milchshakes und Slushies mit Alkohol drin, füllen diese Mixtur in kleine Gläschen und verteilen diese als Shots. Es ist herrlich. Alle werden immer fröhlicher und viele schnacken mit uns. Wir werden sogar von der Stiefmutter von Shannons Mann eingeladen, Weihnachten mit ihnen zu verbringen :D Aber da haben wir ja schon was Schönes vor. 

Um 22.30 Uhr werden sind wir entlassen, es reicht auch :)