Québec

13.05. - 01.06.2017

 

Vanlife die Erste

Wir gehen auf große Tour und taufen unser Auto :)

Samstag, 13.05. – Chutes de la Chaudière in Lévis

  

Und schließlich ist der große Tag gekommen – es geht mit dem Camper los. Oder sagen wir: Es soll losgehen. Denn zunächst muss noch alles gepackt werden, die letzten Mails und Whatsapp-Nachrichten müssen geschrieben werden (denn wer weiß, wann wir das nächste Mal Internet haben), die Handyrechnungen müssen online beglichen werden und schließlich müssen wir uns auch noch mit Avis herumplagen, die uns unterstellten, wir hätten das Mietauto von Montréal nach Québec am 8.5. nicht zurückgegeben. Stimmte gar nicht – wir hatten es ja ganz brav auf einem (nicht gut ausgeschilderten) Parkplatz vom Hilton (und Avis) abgestellt, allerdings keine Quittung über die Rückgabe erhalten. Aber das ist ja auch unüblich. Naja, nach einer Stunde Hin- und Hertelefonieren hat man den Fall schließlich ad acta gelegt. 

Wir waren recht erstaunt, wie viel Gepäck sich angesammelt hat. Zum Rucksackgepäck waren schließlich noch Kissen, Decke, Miniofen, Fön, Wasserkocher, diverses Geschirr, Campingstühle, Schlafsäcke, ein Teppich, Putzutensilien und Nahrungsmittel hinzugekommen. Das sollte erstmal alles verstaut werden.. Und danach mussten wir uns erst einmal stärken!

Wir hatten allerdings noch eine Verabredung zum „Surmatelas Mousse“ (dünne Schaummatratze) -Anschauen und pesten gegen 15.00 Uhr in die Nachbarschaft von unserem Host. Leider war Surmatelas eher eine richtige Matelas, die man nicht vernünftig aufrollen konnte, und wir entschieden uns gegen den Kauf. In der friedlichen Gegend verstauten wir in Ruhe alle Gegenstände und wollten uns dann zu Dollarama, Acces Electronique und Canac (da bekommt man Propangas) aufmachen, als wir bemerkten, dass es schon nach 17.00 Uhr ist – da haben die meisten Geschäfte am Wochenende schon geschlossen. Wir suchten nach Internet, um sicherzugehen, und fanden den Supermarkt Provigo – mit einer sensationellen Öffnungszeit bis 23.00 Uhr. Provigo hatte also für uns Internet, zwei Cider, Bacon-Maplesirup-Chips, Seife und eine wunderbare „Chill-Out-Area“ im ersten Stock mit Tischen und großem Gäste-WC. Ein idealer Nachtstandort offenbar! 

Doch bevor wir uns häuslich niederließen, besuchten wir noch die Chutes de la Chaudière in Lévis bei Québec City. Ganz bezaubernd war es da, wir gingen noch recht lange spazieren, bevor wir gegen 21.00 Uhr wieder bei Provigo Station machten, wo wir uns in Ruhe bettfertig machten. 

Eine wunderbare erste Unterkunft. Der Cider und die Chips schmeckten ganz vorzüglich!

Sonntag, 14.05. – Sainte-Anne-de-Beaupré

 

Aufwachen auf dem Parkplatz von Provigo. Es war perfekt. Agnes konnte sich in aller Ruhe fertigmachen, Kontaktlinsen rein, ein bisschen Wimperntusche auf die Augen, während Daniel Kaffee organisierte.

Danach ging es erstmal einkaufen, es stand noch einiges auf der Liste, u.a. Deko. Eine Blumengirlande, Lichterkette, Kanadaflagge und ein bisschen Nippes sowie mit GPS-Halter und vollem Propangastank machten wir uns auf den Weg nach Sainte-Anne-de-Beaupré nördlich von Québec. Zwischenstopp bei Subway – ein Lunch für 5 Dollar musste sein! Sainte-grandAnne ist ein beliebter Pilgerort, einer der größten in Nordamerika. Die Basilika hatte tatsächlich noch geöffnet (es ging auf 18.00 Uhr zu), da war gerade eine Messe. Es war wirklich zauberhaft dort. Im Anschluss gingen wir noch einen Kreuzweg mit den verschiedenen Stationen nach und kehrten danach bei Mc Donalds ein, um die Trinkflaschen aufzufüllen. Daniel hatte eine Sightseeing-Attraktion auf der gegenüberliegenden Seite entdeckt: ein Rondel, auf dem „Cyclorama de Jérusalem“ stand. Er fragte zwei Einheimische, was das wohl sei. „Ein Souvenirshop“, antworteten diese. Hmmm… Vor der Tür schnackte uns ein gebürtiger Italiener an, der uns die gleiche Frage stellte. Daniel hatte in der Zeit schon recherchiert – es handelt sich um eine Art rundes Riesengemälde, das einem den Eindruck verleiht, man sei in Jerusalem. Ah ja. Es hatte allerdings schon geschlossen.

Nicht schlimm, auf ging es in Richtung eines Naturreservats. Das hatte allerdings schon geschlossen, so dass wir ein wenig weiterfuhren, bis wir an einem Parkplatz Halt machten. „National Historic Site“ stand auf den Schildern, die uns neugierig machten. Wir liefen einen Weg entlang und kamen an eine Vogelbeobachtungsstätte mit einem See, einem Museum und Gasthaus. Letztere waren geschlossen, aber Vogelkundler waren dort! Wir schauten uns ein wenig in einem kleinen Holzhäuschen mit Blick auf den See um, bis sich plötzlich zwei ältere Leute dazugesellten. Der Mann hatte ein Riesenobjektiv für seine Kamera mit, die Frau schaute durch ein Fernglas. Die beiden waren auf der Jagd nach guten Vogelbildern! Wir redeten ein ganz bisschen mit ihnen auf Französisch und der Mann zeigte uns interessierten Mini-Ornithologen seine Fotos. Sehr beeindruckend! 

Der Abend war allerdings etwas kalt und nieselig, so dass wir bald in den Van zurückkehrten und es uns gemütlich machten. Der Ausblick auf den See war nicht so schlecht. Wir räumten noch ein bisschen ein und auf, dekorierten und verabschiedeten uns mit leckerem Naan-Brot, blauer Partybeleuchtung und Lesestoff in die Nacht. 

Montag, 15.05. – Reserve nationale de faune du Cap-Tourmente 

 

Ein blauer Himmel erwartete uns nach dem Aufstehen. Wir hatten den Wecker auf 5.30 Uhr gestellt, weil wir dachten, dass die Sonne vielleicht um diese Uhrzeit aufgehen würde. Tat sie aber nicht.. Sie war schon da. Wir gönnten uns Schlaf bis gegen 9.00 Uhr und machten uns fertig. Anschließend ging das ultimative Verstauen los, denn wir hatten ganz schön gut zugeschlagen bei Dollarama. Wir schnitten Vorhänge zu, deckten die Bordtoilette ab, schnitten die Fußmatratzen zu, machten alles sauber und legten zum Schluss den neuen Teppich ins Auto – perfekt! Zum Frühstück gab es Cornflakes mit Milch – was kann schöner sein mit herrlichem Blick auf den Orni-See?!

Gegen 15.30 Uhr machten wir uns auf zum Naturreservat und stellten mit Freude fest, dass der Eintritt frei war, weil Kanada 150 Jahre alt wird! Wir informierten uns im Infocenter, was wir erleben könnten, und gingen eine 1,7 Kilomenter lange Stecke, auf der es Bären geben konnte. Die Frau am Infoschalter meinte: „Wenn ihr einen Bären seht, bleibt ruhig, klatscht in die Hände, dann werden die gehen. Guckt, ob jemand in der Nähe ist, den ihr um Hilfe bitten könnt. Oder kommt einfach wieder.“ (Ist ja nur ein Bär!... Offenbar geht man damit locker um). Leider sahen wir keinen, dafür hatten wir aber einen zauberhaften Spaziergang durch einen schönen Wald. 

Nach Beaupré führte uns unsere Route Richtung Sept Chutes (sieben Wasserfälle) mit Ziel Baie-Saint-Paul. Die Sept Chutes waren leider noch nicht freigegeben, aber wir wurden mit viel total friedlichen, schönen Dörfern in einer bergigen Gegend und prallem Sonnenschein entlohnt. Daniel fuhr und versuchte, an den rauschenden Fluss, den man von der Straße hörte, zu gelangen. Leider waren überall Privatgrundstücke, auch die Straßen waren für Unbefugte gesperrt. Wir entschlossen uns also erstmal, in Ruhe abendzuessen, und stoppten irgendwo in einer netten Gegend auf einer wenig befahrenen Straße. Zum ersten Mal kochten wir (aufregend, denn der Herd funktioniert mit Propangas, das hinten auf unserem Wagen wohnt) – und natürlich gab es Nudeln mit Tomatensoße. Mit Campingstühlen auf der sandigen Straße, Sonne und Natur, ganz schön nobel! Als schließlich der Abwasch getan war und wir wieder aufbrechen wollten, sprach uns plötzlich eine Frau an, die mit ihrem Hund spazieren ging. Wer wir seien und wohin wir wollten und ob wir, wenn wir nicht mehr fahren wollten, einfach bei ihr übernachten wollten, weil Daniel den Fluss erwähnte. Gesagt, getan! Wir fuhren also in den Garten von Marie, wo uns ein fantastischer Ausblick erwartete! Die pure Natur! Wir schnackten noch ein bisschen mit Marie, die uns gute Tipps für unsere weiten Ausflugsziele gab und die uns sogar erlaubte, ihr Gästebad zu nutzen und unser Auto anzupluggen. Man konnte des Nachts sogar richtig viele Sterne sehen, aber es war ein bisschen zu kalt, um das zu genießen. 

Dienstag, 16.05. – Baie-Saint-Paul

 

Dienstag war der mit Abstand aufregendst-unaufregendste Tag, den wir bisher hatten. Mit einem Mal ging uns der linke Vorderreifen kaputt und wir mussten abgeschleppt werden! Ganz schön spannend, wenn einem sowas in einem anderen Land passiert. Ein Glück sprach die Polizei, die wir verständigten, englisch. Diese rief einen Abschleppdienst, der uns zu einem Gebrauchtwarenhändler für Autoteile brachte. Weder Mr. Abschlieppdienst noch die lieben Mechaniker sprachen ein Wort Englisch. Für Agnes eine ganz schöne Herausforderung! Es war ein sehr schöner, sonniger Tag, nur die Umstände waren nicht so wahninnig berauschend. So verbrachten wir also einen halben Tag damit, den Kfz-Mechanikern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Sie schraubten mit einiger Mühe unsere Reifen ab, erneuerten den Schlauch für die Bremsflüssigkeit und deichselten noch ein bisschen an unserer Stoßstange rum. Nach getaner Arbeit und einigen Dollar weniger gönnten wir uns in Baie-Saint-Paul ein riesiges Mc-Donalds-Menü mit Poutine (sensationell) und gingen noch ein bisschen durch die Stadt und ans Wasser.

Mittwoch, 17.05. – La Malbaie

  

Es regnete! Ihh! Dabei standen wir so schön am St.-Lorenz-Strom und hätten auf einer Bank in der Sonne frühstücken können. Na, dann eben im Auto. Mit Brot und Käse geht’s meistens in den Start. Danach folgte unsere Morgenroutine, nämlich, das Bett abzubauen. Das Bett besteht aus vier langen Polstern mit Holzunterbau, die im Nicht-Schlafmodus zu einer Sitzbank ummontiert werden. Die Holzstreben für das Bett (damit die Mittelpolster halten) lagern in dem Fundament unserer Sitzbank. Das Zusammenbauen ist gar nicht so leicht, weil es ja die Hälfte des Innenraums des Wagens einnimmt und man die Schlafsäcke, Decke, Kissen und Laken ziemlich straff zusammenlegen muss, damit alles in die Truhen der Rückbänke passt. Kaffee gönnen wir uns meistens bei Mc Donalds oder Tim Hortons für einen Dollar, da haben wir auch Internet und können ein bisschen planen. 

Im Laufe des Tages ging es also in die nächste Stadt – La Malbaie. Auch ein Ort am St.-Lorenz-Strom, wo das Wetter einfach unbeständig ist und zwischen den Extremen wechselt. Von Schalwetter an einem Tag zu im leichten Shirt laufen am anderen Tag geht es hier hin und her! Die vielen Berge in Québec machten unserem Auto etwas zu schaffen, hatten wir den Eindruck, so dass wir die Nacht im Küstenörtchen verbrachten.

Wir spazierten noch ein bisschen am Strom entlang, genossen einen 1-Dollar-„Fontain“ bei Mc Donalds (man darf immer wieder Softgetränke nachfüllen), zweigten deren Strom für unsere Handys und Rechner ab und entschlossen uns abends, für den nächsten Tag ein Mietauto zu nehmen, um damit in zwei Nationalparks in die Berge zu fahren. Wir rechneten uns aus, dass das sprit- und leistungstechnisch sicherlich besser wäre. Das Auto sollte in Clermont stehen, nicht weit von La Malbaie. Wir fuhren also dort hin, wo Google fand, dass es „Clermont“ ist, parkten unser Auto und mussten dann noch jemanden finden, der unsere inzwischen aufgetauten Kühlakkus bei sich in die Gefriertruhe legt und für uns kühlt. Das war eine witzige Aktion! Wir gingen an einem Mietshaus vorbei, in dem eine ältere Frau ganz skeptisch aus dem Fenster blickte. Natürlich klingelten wir bei ihr, aber bis auf dass die Hunde ausrasteten passierte nichts – wir waren ihr wohl nicht geheuer! 😃 Wir versuchten es noch bei einigen anderen, bis schließlich eine junge Mutter öffnete. In purem Französisch (oh man) machte Agnes ihr unser Anliegen klar und sie war einverstanden. Abholung am nächsten Tag abends. Wir beschlossen den Tag mit ein paar Partien Maumau – der Wetteinsatz waren Werhters Echte. Agnes hatte insgesamt 5, Daniel 6, weil Agnes schon einen gefuttert hatte. Am Ende gewann Daniel 7 Werthers und Agnes hatte 5 – aber Daniel gab Agnes ihren fünften zurück! Die Nacht war recht warm und angenehm und wir freuten uns auf den nächsten Tag. 

Donnerstag, 18.05. Grands-Jardins-Nationalpark und  Saguenay’s Fjords Nationalpark

  

Gegen 8.15 Uhr standen wir also beim Autoverleiher (es war eigentlich eine Kfz-Werkstatt mit einem kleinen Autoverleihtresen) und fragten den Mechaniker, ob wir unser Auto schon früher bekommen könnten. Er wusste das nicht und rief seine Sekretärin an, die wenig später mit ihrem Auto vorgefahren kam. Sie wusste noch gar nichts von unserer Reservierung (wir hatten auch erst am Vorabend reserviert) und meinte, ein Kleinwagen sei nicht mehr da – aber ein Jeep für den gleichen Preis. Ach so, natürlich konnten auch die kein englisch 😃 Man gewöhnt sich dran! Wir hinterlegten eine Mietkaution, klärten alles und dann ging’s los. Wir hatten eine ziemliche Tour vor uns – der erste Stopp war der Grands-Jardins-Nationalpark in Charlevoix. Die Wettervorhersage hatte überall 60-80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit prophezeit – aber davon war keine Spur zu sehen! Stattdessen strahlender Sonnenschein und eine wunderbare Wärme. Es war der Tag vor der offiziellen Eröffnung der meisten Nationalparks, so dass das Touristencenter noch nicht geöffnet war. Wir fragten andere Besucher, wie es mit der Bezahlung sei, und sie zwinkerten uns zu. Man solle zwar bezahlen, aber es kontrolliere doch noch keiner! 

Ok! Wir waren etwas unsicher, welche Route wir gehen sollten, als uns plötzlich ein Mann ansprach, ob er uns helfen könnte. Wir fragten, ob er englisch könne. Er sagte, französisch, englisch, deutsch! Yeah. Er war offenbar passionierter Wanderer und empfahl uns die „Mont du Lac des Cygnes“-Route. So 1,5 bis 2 Stunden sollten wir hoch- und 60 Minuten wieder runterbrauchen. Nun gut! 

Recht schnell merkten wir, dass dicke Pullis völlig überflüssig waren – es war nämlich richtig warm! Recht schnell merkten wir auch, dass wir wirklich unvorbereitet waren! Kein Wasser, kein Brot mit, keine Sonnencreme. Das kann ja nur besser werden! 

Der Weg war ganz schön hart. Nicht nur, dass es steil war, in den Höhen (unsere Endhöhe war 1000 Meter) lag auch noch richtig viel Schnee. Dieser Schnee, in dem man auch mal schnell bis zum Knie eingesunken ist, wenn man Pech hat! Das war phänomenal, von oben brannte die Sonne und unten lag eine dicke Schneeschicht. Agnes kam ganz schön an ihre Grenzen beim Aufstieg. Der geräumte Weg war kein Problem, aber der Schneepfad, der z.T. einfach auch extrem rutschig war, war nicht ganz leicht zu bezwingen. Das ein oder andere Mal war das halbe Bein plötzlich im Schnee! Das war nicht schlimm, nur kalt! 

Dafür wurden wir mit einem wunderbaren, noch halb zugefrorenen Seeblick belohnt, der einfach traumhaft war. Wir verweilten dort ein wenig, bevor wir uns zum Endspurt aufmachten – der Gipfel wartete. Die letzten 300 Meter waren nochmal ganz schön steil, auch wenn es Treppen gab – aber der Blick auf die Berge und Seen und Wälder hat sich echt gelohnt! Es war unfassbar cool da oben, auf 1000 Meter!!! Und warm, wir saßen auf Felsen und ließen uns den Wind um die Nase wehen. 

Der Abstieg war auch nochmal aufregend, denn rutschiger Schnee bleibt rutschiger Schnee! Gegen 14 Uhr hatten wir unser Auto erreicht, tranken erstmal unsere Wasserflaschen aus und machten uns dann auf den Weg zum Saguenay Nationalpark. Die Fahrt war schön, es ging durch die Berge an vielen herrlichen Seen vorbei, in denen sich die Sonne spiegelte. .. Bis es auf einmal anfing, zu regnen! Und zwar so richtig! Das war ja auch so vorausgesagt. Gegen 16 Uhr erreichten wir den zweiten Nationalpark, auch der hatte noch keine Saison, und wir gingen einfach rein. Eine Großfamilie beriet uns in Sachen bester Weg und wir wählten aufgrund der Uhrzeit und des Erschöpfungszustands eine kleine Strecke mit Blick auf den Fjord. Es ging schon wieder ganz gut bergauf, die Steine waren zu Stufen gehauen worden. Traumhaft schön, es regnete immer mal wieder, aber es war angenehm warm. Nach 45 Minuten erreichten wir den Stopp und genossen den Blick auf den Fjord. Auf dem Rückweg fing es an, zu gewittern, und Agnes war froh, nicht weiter hochgegangen zu sein. Gewitter in den Bergen macht noch mal ein bisschen mehr Eindruck, wenn der Donner sich dort fängt und es richtig laut wird! 

Na und kaum, dass wir im Auto saßen, fing es auch an zu regnen. Herrjemine!! Sowas von doll! Es war sintflutartig. Mit 50 bis 60 km/h traten wir also den Rückweg an. Das Spannende war, dass zum Regen auch Nebelfelder auf den Straßen vom dampfenden Asphalt und den ganzen Seen am Straßenrand kamen. Und Blitze. Ein Naturschauspiel sondergleichen! Agnes schlug sich ganz gut am Steuer, die Straßen waren schön leer, so dass sie relativ entspannt fahren konnte. Es gibt ja nichts Schlimmeres als wenn jemand hinter einem drängelt. 

Ein bisschen zu spannend wurde es dann allerdings auf der Küstenstraße runter nach La Malbaie. Denn dort war es plötzlich neblig. Es war der krasseste Nebel, den wir je erlebt haben. Er war so doll, dass man fast noch nicht einmal die Straßenmarkierungen sehen konnte. Und der Nebel hielt sich über Kilometer. Das war kein kleines Nebelfeld, sondern ein Zustand, der sich ziehen sollte. Na bravo. Agnes fuhr also echt langsam die Straße lang, bis es ihr zu viel wurde und sie eine Gelegenheit entdeckte, rechts ranzufahren. Es stellte sich heraus, dass sie durch das langsame Fahren zum Nebelkolonnenführer geworden war – hinter ihr stauten sich bestimmt 15 Autos! Die ließ sie erstmal durch und hängte sich dann an das letzte Autolicht an – irgendwie konnte man das erkennen. Uff, also so viel Aufregung musste nun nicht mehr sein! 

Irgendwann lichtete sich der Nebel und es war nur noch regnerisch. Wir machten Stopp beim Supermarkt, kauften Gurke, zwei Stück Putensteak im Angebot, Wasser und Bananen und machten uns Steak im Naan-Brot mit Gurkensalat zum Abendbrot. Davor mussten wir natürlich noch das Mietauto tanken und unsere Kühlakkus für den Minikühlschrank im Auto abholen. Das lief alles. Wir übernachteten auf dem Hof der Autovermietung!

Freitag, 19.05. – Québec & Île d'Orléans

 

Um 8.40 Uhr klingelte der Wecker und wir gaben schnell das Auto wieder ab. Wir zogen uns in Ruhe an und machten uns fertig, bevor wir uns bei Tim Hortons einen Kaffee holten. Auch nutzten wir das Café dazu, unser Geschirr abzuwaschen und die nassen Schuhe zu föhnen! Das Gute war, dass es große Einzeltoiletten mit allem gab, so dass wir viel Zeit für den Abwasch etc. hatten. Daniel hatte anfangs noch etwas Skrupel, so einfach mit Sack und Pack wie bei den Flodders in das Geschäft zu gehen, aber Agnes sagte: „Es nützt ja nix“, und alles lief gut! Anschließend putzten wir den Bus ein wenig und machten uns dann ganz langsam auf, unseren Rückweg anzutreten. Das Wetter wurde immer besser, bis wir plötzlich strahlenden Sonnenschein hatten und die Rückfahrt genießen konnten. Daniel hatte am Tag davor die Motorbremse am Ford entdeckt (Gang 1 und 2, die unsere Vorgänger nie gebraucht hatten), so dass wir die Bremse in den Bergen nicht überfordern mussten. 

Wir machten einen Schlenker über die „Ile d’Orléans“ ganz nah bei Québec City, wo wir in herrlichstem Sonnenschein eine Eisdiele fanden (die hatte uns schon ein Polizist empfohlen) und mit dem Eis den Blick auf den St.-Lorenz-Strom und Québec City genossen. Ein guter Abschluss des Tages! 

Danach ging es noch zu Canadien Tire – wir wollen unsere Reifen tauschen lassen. Einen Termin bekamen wir für Sonntag um 14 Uhr, wunderbar. Außerdem haben wir einen Autoschlüssel nachgemacht, so dass jetzt jeder einen hat. Auch Schrank“nüdel“ haben wir besorgt, weil ein Schrank (der mit der Kühltruhe) immer aufgeht. Vielleicht kann man das ja verhindern. Im Anschluss fuhren wir noch zu einem Billigschuhladen, weil Agnes dringend Schuhe mit Profil für die Wanderungen benötigt – aber das Richtige hat sie noch nicht gefunden. Wir buchten noch schnell ein Air BnB für eine Nacht von Samstag auf Sonntag und fuhren dann in Ruhe zu Provigo, wo wir die Nacht (wie schon am ersten Tag) verbrachten. Wir kauften ein und kochten uns Nudeln mit Gemüse-Tomatensoße. Und dann war auch schon wieder Schlafenszeit!    

Samstag, 20.05. – Québec 

 

Am Samstagmorgen starteten wir gegen 11.30 Uhr zu unserem Air BnB im coolen Viertel von Québec. Wir hatten Glück und konnten direkt vor der Tür parken. Unser Zimmer war im zweiten Stock eines schönen, an Montréal erinnerndes Gebäudes. Wir teilten die Unterkunft mit zwei Mädels, die aber busy waren und schon kurz nach unserer Ankunft wieder weg waren. Das war gar nicht schlecht, denn Daniel und Agnes hatten einiges auf ihrer Agenda: Wäsche waschen, duschen, die Campingtoilette schrubben, das Geschirr abwaschen, kochen und mal wieder in Ruhe surfen! Das Ganze dauerte bis gegen 17 Uhr, dann machten wir uns auf den Weg, ein wenig das Viertel zu erkunden. 

Auf dem Rückweg hatten wir beide Hunger und kauften uns reduzierte Pizza bei IGA, außerdem die Fiddleheads (Têtes de violon). Das sind Farnspitzen, die es in Kanada gut zwei Wochen lang gibt und die so aussehen wie die Schnecke einer Geige. Unser Host davor hatte uns von denen erzählt. Wir hatten keine Ahnung von der Zubereitung oder irgendwas, aber wir wollten das Gemüse einfach kosten!

Wir hatten etwas Angst vor der Zubereitung, weil man von den Fiddleheads eine Lebensmittelvergiftung bekommen kann. Man darf sie nicht roh oder zu wenig gekocht essen, so dass wir sie fast 10 Minuten blanchiert haben. Danach brieten wir sie in Butter, streuten Pfeffer und Salz drauf – und genossen diese köstliche Spezialität! Und die leckere Pizza, auch wenn die ein bisschen angebräunt war, weil der Herd so heiß war. Daniel ist sogar das Backpapier in Flammen aufgegangen! Und ich hatte die Kaffeemaschine aus Versehen geflutet. Immer was los bei uns!

So viel mehr haben wir nicht erlebt an dem Tag, wir haben noch viel gesurft und Agnes hat am Blog geschrieben. Gegen Mitternacht rief das Bett und wir schliefen tief und fest. 

Sonntag, 21.05.2017 - Québec & Kamouraska

 

Wer denkt, dass Agnes und Daniel es am Sonntag ruhig angehen ließen, der liegt goldrichtig. Unser Host hatte uns zwar um 9.00 Uhr aus dem Bett gescheucht (per Mail zumindest), weil er neue Air BnB-Gäste erwartete, die dann nicht auftauchten, aber vor 13.30 Uhr machten wir uns tatsächlich nicht auf den Weg. In unserer Unterkunft für eine Nacht genossen wir Naan-Brot und Kaffee und noch ein bisschen gut laufendes Wifi! 

Um 14.00 Uhr hatten wir einen Termin bei Canadian Tire, wo wir unsere vier Reifen tauschen lassen wollten. In der Zeit des Tauschens bummelten wir durch das Walmart Supercenter, weil noch ein neuer Topf, Käse, Nudeln und Turnschuhe mit Profil für Agnes auf der Liste standen. Sie hat Schuhe in Mädchenfarben (sagt Daniel) für 30 Dollar ergattert, immerhin. Den Rest gab es auch und nach gut einer Stunde rief die Werkstatt an, dass wir so allmählich zurückkommen konnten. Dann gab es eine weniger tolle Nachricht, weil man uns sagte, dass die Reifen noch nicht alle getauscht werden konnten, weil die Schrauben und Muttern extrem verrostet seien. Dieser zusätzliche Zeitaufwand würde noch mehr Geld kosten als die zuvor versprochenen 60 Dollar. Agnes wurde sehr, sehr wütend (toll, endlich mal), da dieses Problem im Vorhinein bereits in allen Details geschildert worden war und wir auch gefragt hatten, ob dieser höchstwahrscheinlich eintreffende Zustand mehr Geld (da mehr Zeit) kosten würde. Nein, versicherte man uns, nur das Gas, das der Mechaniker zum Abmontieren der Reifen benötigen könnte, würde in Rechnung gestellt. Man stellte uns also vor die Wahl - trotzdem reparieren lassen oder nur die Reifen kaufen und woanders hinfahren. Ärgerlich. Wir haben uns für die dortige Montage entschieden, alles andere erschien uns zu kompliziert. Es gab noch eine Mail an den Customer Support, mal sehen, ob was zurückkommt.

Gegen 17.00 Uhr und nach einem Naan-Brot mit Käse machten wir uns also auf den Weg Richtung Kamouraska. Wir kamen an einem Hinweisschild auf den "Lieu historique national de la Grosse-Île-et-le-Mémorial-des-Irlandais" vorbei, lasen nur "national" und "Irlandais" und bogen dorthin ab, wohin die Pfeile auf dem Schild deuteten. Ja, klar, dieser historische Ort war natürlich auf der Insel, zu der wir nicht wollten und nicht konnten (es war Ebbe und wäre zu teuer), trotzdem war der Stopp gegenüber echt schön! 

Von dort blieben wir auf der "Route des Navigateurs" und fuhren gemütlich am Sankt-Lorenz-Strom weiter. Gegen 21.30 Uhr erreichten wir unser Ziel, Kamouraska. Wir parkten auf dem Parkplatz einer Bank, dort gab es nämlich auch nicht-reservierte Plätze. Es folgte noch ein kurzer Spaziergang durch die Stadt, danach machten wir uns ziemlich leckere Instantnudeln mit Beefgeschmack (viel leckerer als es klingt) warm, hängten das coole Flaschenlicht von Agnes Mum in einer Flasche ins Auto und dann war es auch schon wieder Mitternacht und Schlafenszeit!

Montag, 22.05.2017 - Kamouraska, Rivière-du-Loup, Notre-Dame-du-Portage, Baie de L'Isel Verte & Trois Pistoles

Journée nationale des Patriots

 

Happy Der Wecker klingelte um 9.00 Uhr, aufgestanden wurde gegen 11.00 Uhr. Man gönnt sich ;) Wir beschlossen, das Bett mal nicht zu machen und zunächst einen Frühstückssnack zu finden. Ui und wir hatten ganz schnell Glück, denn unweit unseres Parkplatzes befand sich eine Boulangerie. Es gab einen Striezel! Wir trafen auf den Mann vom Touristenbüro, der uns ein bisschen was von Kamouraska erzählte und zudem berichtete, dass man in Québec nicht den "Victoria Day", sondern den "Journée nationale des Patriots" feiert. Denn die Engländer und die Königin mag man ja nicht so gern hier. Unsere private Französischlehrerin Anne-Marie hat sogar erzählt, dass man in der Provinz keine englischsprachigen kanadischen Autoren list - so ein Quatsch!

Im Auto gönnten wir uns noch einen Kaffee, denn wir konnten uns bei der Bank stromtechnisch anstöpseln und unseren Wasserkocher in Gebrauch nehmen. 

(Erstaunlich, wie schnell in unserem kleinen Auto immer Chaos herrscht!)

Mr. Touristenführer empfahl uns, uns in Kamouraska noch ein bisschen umzusehen, denn wenn man in Québec nach den Must-Sees auf dem Weg nach Gaspésie fragen würde, stünde Kamouraska auf jeden Fall auf der Liste! Gesagt, getan!

Weiter ging es in Richtung Notre-Dame-du-Portage - natürlich mit Zwischenstopps!

In Notre-Dame-du-Portage erwartete uns eine sehr schöne Kirche. 

Na und dann ging es endlich nach Rivière-du-Lour (hier schreibt man wirklich alles mit Bindestrich!). Wir entdeckten drei Kirchen in dem Ort. Unfassbar! Man könnte denken, das seien die christlichsten Menschen überhaupt! Stimmt aber seit den 60ern gar nicht mehr! Unser erster Weg führte uns in einen Park mit einem - natürlich - Chute! Wasserfälle gibt's hier echt viel. Das war ganz schön, aber uns plagte ziemlich der Hunger, es ging schon wieder auf 16.00 Uhr zu. Deshalb entschlossen wir uns für eine sehr kleine Runde und suchten stattdessen eine Lunch-Möglichkeit. Zufällig fanden wir einen megahippen Burgerladen, in dem reger Betrieb herrschte. Yeah! Bestellung auf Französisch, natürlich! Einmal alles. Nein! Einmal Hamburger mit Pommes und Getränk, bitte. Es war ganz lecker, aber kein Highlight. Aber trotzdem hip! Im Anschluss spazierten Daniel und Agnes noch durch den Ort in die Richtung, in der sie das Zentrum vermuteten, was dort aber offenbar nicht war, um schlussendlich mit dem Auto noch einen Stopp am Hafen zu machen. Daniel meinte, auf einer Karte gesehen zu haben, dass es dort einen Leuchtturm geben solle - ja, nee. Der war nicht da. Dafür mal wieder ein "Quai" - Kai - und viel Wasser!

Unser vorletzter Stopp war Baie-de-L'Isle-Verte. Hmm.. Hört selbst!

Immerhin! Das war richtig schön!

Der letzte Stopp näherte sich - Trois Pistoles. Agnes hatte irgendwo gelesen, dass es dort schön sein soll. War es auch - es ist ein kleiner Küstenort. Aber so viel zu sehen gab es nun auch nicht mehr. Außerdem drückte bei einer Person die Blase (hehe. War es vielleicht Agnes?!). Also ging es nach einer Dreiviertelstunde zu Tim Horton's, wo neben einem Gute-Nacht-Muffin auch das Internet (aus)gekostet wurde. Und dann war auch schon wieder Schlafenszeit!

Dienstag, 23.05.2017 - BIC Nationalpark

 

Es ist erstaunlich, dass wir die Provinz Québec nie so richtig auf dem Schirm hatten. In den Work &Travel-Facebook-Gruppe  wurden hauptsächlich die Nationalparks in der Mitte bzw. im Westen des Landes erwähnt. Und auch der Touristenführer gestern in Kamouraska meinte, dass er fast nur französischsprachige Führungen anbiete, wenig auf englisch. Hier kommen also echt nur wenige Touris her, die nicht aus Frankreich oder dem französischsprachigen Teil Kanadas sind. 

Ehrlich gesagt fragen wir uns, wieso! Die Nationalparks hier sind ein Traum! Bezaubernd schön! Unfassbar schön sogar. Heute haben wir also den BIC Nationalpark erobert. Unsere französischsprachigen Freunde Anne-Marie und Tristan in Montréal haben berichtet, dass Tristans Familie früher der Nationalpark gehörte. Das Land wurde wohl aufgeteilt und irgendwie war die Familie zur richtigen Zeit am richtigen Ort :)

Gegen 12.30 Uhr waren wir da und haben es ausgekostet, zwischen Wasser, Wald und Strand sein zu dürfen. Wir haben einen Gezeitenwandel mitbekommen, zur Flutzeit waren wir da, zur Ebbe sind wir wieder gefahren. Wir haben sogar ganz zahme Rehe gesehen! Ein schöner Tag, den wir in Rimourski beschließen. 

Am Abend genossen wir den Sonnenuntergang in Rimouski beim zweithöchsten Leuchtturm im östlichen Kanada und einem großen U-Boot, der anderen Hauptattraktion dieser Stadt. Gegen 21.00 Uhr begaben wir uns noch auf den Weg nach Mantane. Wir haben aber mal wieder festgestellt, dass mit den schlimmen Straßen, wenigen Lichtern und der grauenvollen Fahrweise der Kanadier (Fernlicht anlassen, ganz dicht auffahren und nicht überholen, einen nicht vernünftig auf eine Spur einscheren lassen...) nachts fahren einfach zu anstrengend ist und wir das in Zukunft sein lassen! Bonne nuit!

Mittwoch, 24.05.2017 - Matane & Sainte-Anne-des-Monts

 

Der Wecker klingelt zwar um 9.00 Uhr, aber so richtig auf Trab kommen wir nicht. Wir stehen auf dem Walmart-Parkplatz, das Wlan strahlt weit aus und wir genießen es, uns ein bisschen zu informieren. Am Auto ist auch immer noch was zu tun: hier noch was nähen, da noch was kleben. Es ist wie ein Garten - ein Lebensprojekt! Außerdem fehlen uns noch Brot, Äpfel und Bananen und so kaufen wir uns nach dem Frühstück bei Walmart Brot, Bananenchips, Nüsse und Rosinen ;D Wie das immer so ist, aber es gab auch keine frischen Früchte. 

Mit den ganzen leckeren Zutaten machten wir uns ein Powermüsli mit Mandelmilch (denn die ist wenigstens haltbar hier!). Und relaxten danach, bis wir uns gegen 15.00 Uhr endlich auf den Weg zur Touristeninfo machten. Wir wollten wissen, ob das Reservat in der Nähe schon geöffnet hat, denn dort soll es so viele Mooses, also Elche, geben. Die nette Lady erklärte uns aber, dass es noch nicht geöffnet habe, es aber dafür einiges in Matane zu sehen gebe. Ja.. Naja. Immerhin fanden wir einen richtig schönen Platz am Wasser, wo wir unser Abendessen zubereiteten, denn wir waren beide irgendwie schlapp und hungrig! Vom Relaxen?! Wir hatten noch viel Tomatensoße, eine Zucchini und eine Tomate, außerdem hatten wir uns im Supermarkt noch Erdbeeren und Joghurt gegönnt. Und das bereiteten wir in aller Ruhe zu, die Sonne schien ins Auto und das Wasser blitzte blau. Ein Traum!  

Noch schnell das Aufräumen danach erledigen, dann ging es wieder weiter - nach Sainte-Anne-des-Monts. Wir machten einen Zwischenstopp, um den wundervollen Sonnenuntergang zu sehen. Echt - der Knaller!!!  

In Sainte-Anne-des-Monts ging's erstmal zu Tim Hortons - abwaschen und einmal die News checken! Wir lieben Tim Hortons, Besonders, wenn es eine große Familientoilette gibt. Da kann man abwaschen, sich frisch machen, Kontaktlinsen rausnehmen, einfach alles. Und es gibt eigentlich immer Steckdosen im Geschäft, um alle Elektrogeräte mal wieder aufzuladen.

Wir gönnen uns morgens meistens einen Kaffee (Tim Glacé für Agnes, Filterkaffee für Daniel) und abends gibt es den "Alibi-Snack", heute einen Schokoshake für 2 Dollar. Wir nennen Tim Hortons liebevoll Schnorton und freuen uns immer schon richtig auf Schnorton!

Donnerstag, 25.05.2017 - Sainte-Anne-des-Monts & Gaspésie Nationalpark

 

Der Tag begann sehr entsannt am Wasser in Sainte-Anne-des-Monts, mal wieder auf einem Desjardins-Parkplatz. Dort machten wir uns ganz in Ruhe fertig und genossen danach natürlich wieder einen leckeren Kaffee bei Schnorton. 

Gegen Mittag sind wir dann endlich losgekommen in Richtung Nationalpark. Die Sonne schien, der Himmel war schön blau und man musste nur einen Pulli tragen - die idealen Voraussetzungen für einen Nationalparkbesuch. Auf der ziemlich bergigen Strecke sahen wir irgendwann ein Hinweisschild auf einen schönen Stopp, die sind immer mit braunen Schildern markiert. Da machten wir zunächst einmal Halt und wurden echt belohnt!

(Hier ein kurzer Exkurs über interessante Tempolimits in Kanada: Durch Baustellen darf man mit 70 km/h sausen. Für dolle Kurven ist die minimale Geschwindigkeit 55 km/h. Da kann man auch mit dem Tempolimit auf Autorouten leben!)

Anschließend ging es also in den Nationalpark. Er ist bekannt für viele Moose, Elche. Wir informierten uns im Infocenter nach möglichen Routen und uns wurden zwei empfohlen, einmal auf einen Berg, einmal an einen See. Gute vier Stunden sollten wir unterwegs sein. Und so wanderten wir mucksmäuschenstill (nach einem Powermüsli) in der Hoffnung, Elche zu finden, auf den Mont Ernest-Laforce auf 820 Meter. Das war aber weitaus weniger strapaziös als im Grands-Jardins Nationalpark, da der Parkplatz schon auf vielen 100 Meter Höhe lag. Es lag auch glücklicherweise nicht mehr so viel Schnee, wir mussten nur selten kraxeln. Der Ausblick war auch wirklich wieder atemberaubend! 

Nur Moose war leider aus. Keine Moose für uns. Daniel war ein wenig enttäuscht. Vor allem, weil alles voller Mooseköttel lag!

Wir stärkten uns nach dem Abstieg mit Apfel und Banane und eroberten dann noch den "Lac aux Américains". Der Weg war easy, super entspannt. Am See waren wir nicht alleine, es kam wenig später eine Schulklasse und krakelte ein bisschen rum ;) Es war trotzdem schön. So ganz reichte es uns aber noch nicht, so dass wir auf dem Rückweg noch einen Halt bei einem Wasserfall machten, bevor wir als letzte Aktivität zu einer Mikrobrauerei fuhren. Denn dort sollten wir unseren Gastgeber für die Nacht finden, der diese Brauerei leitet. Er war fleißig am Bedienen und wir hatten richtig Mühe, ihn auf uns aufmerksam zu machen ;) Wir tranken zwei Bier und aßen eine Brezel mit geräuchertem Bierkäse, quatschten mit unserem Host David und einem anderen Gast (Eric, der in Gaspésie gerade überirdische Elektroleitungen heile machte), bevor wir uns auf den Weg in Davids  Haus, das er mit zwei anderen teilt, machten. Es war leicht zu finden und eine Mitbewohnerin erwartete uns schon. Sie lebt spannenderweise nicht mit im Haus, sondern hat einen eigenen Container, den sie, wenn sie reist, hinten auf ihren Truck schnallt. Echt irre irgendwie, weil sie Lehrerin ist und auch momentan unterrichtet. Wir erlebten mal wieder einen wunderbaren Sonnenuntergang , duschten in Ruhe und wuschen unsere Wäsche. Wunderbar, ab und zu mal eine feste Bleibe zu haben! Es gab noch Nudeln mit Soße vom Vortag und dann reichte es auch! 

Freitag, 26.05.2017 - Sainte-Anne-des-Monts, Grande-Vallée, Pointe-à-la-Renommée & Cap-des-Rosiers

 

Ja. Aufwachen im Bett, immerhin. Das war gut. Die Nacht war auch prima, es ist erstaunlich, wie schnell sich "Luxus" umdefiniert (ist das ein Wort?!). In allem, was nicht Auto-Bett ist, schläft Agnes felsenfest, obwohl sie sonst immer eine "aua, Rückenschmerzen"-Person war. Und das Bett war echt superweich und wenn sich einer bewegt hat, ist der andere mitgehüpft. 

Nicht, dass das Auto-Bett eine Katastrophe wäre. Es ist nur recht klein und es kühlt nachts einfach sehr stark aus. Da wird man das eine oder andere mal wach. 

Am Morgen hatten wir aus der Unterkunft auf jeden Fall einen schönen Blick aufs Wasser! Das war fein, denn die Unterkunft an sich war echt dreckig. Mein lieber Herr Gesangsverein. Überall lagen Holzspäne, Sand, Kram, die Toilette sah aus.. Uiiii. Gut, dass man das am Abend davor nicht gesehen hat :D Aber ja, wer umsonst schlafen will, sollte wählerisch nicht sein.

Wir aßen in Ruhe Frühstück und machten uns irgendwann am Mittag auf den Weg. Wir begegneten noch kurz unserem Host und seiner Mitbewohnerin, schnackten und holten uns ein paar Tipps ab, was es noch zu sehen gäbe. 

Wie der Name "...des-Monts" sagt, war es reichlich hügelig in der Gegend, weswegen unser Auto sich nach ein paar Stunden ausruhen durfte. Wir parkten in Grande-Vallée auf dem Parkplatz einer Kirche und gingen dort auch rein. Die Kirche war innen ganz weiß und irre schön. Drinnen haben zwei ältere Herren dekoriert, wie wir erfuhren für den soundsosten Geburtstag des Dorfes. Offenbar eine große Sache! Wir plauschten ein bisschen und hörten zum wiederholten Male, dass offenbar Seafood-Zeit sei. Lobster, Crab und so. Nun gut. Der liebe ältere Mann war so überzeugend, dass wir nach einem Fischgeschäft im Dorf fragten, weil wir beide zum ersten Mal Hummer essen wollten. Zum allerersten Mal! Agnes, die so gar nichts mit Fisch und Co (außer selbstgeangeltem Dorsch, Pollack, Leng, Schellfisch und Seelachs) anfangen kann, will sich an Hummer trauen. Daniel hat in seiner Kindheit öfter mal Krabben gepult und gegessen, für ihn ist das nicht so aufregend wie für Agnes.

Also auf zum Supermarkt gegenüber. Etwas hilflos standen wir vor dem Seafood-Regal und fragten uns, ob man den Hummer wohl auch schon zubereitet (ohne, dass man ihn knacken muss) kaufen könne. Eine ältere Dame sprach uns auf Französisch an, wir sollten das eine Steak probieren und noch irgendwas. Wir beide blickten sie mit einem ? im Gesicht an und sie reagierte sofort, indem sie ein bisschen auf Englisch plauschte und uns eine Verkäuferin organisierte, die Englisch sprach. Das war stark! Wir erklärten der Verkäuferin also unser Anliegen und sie organisierte alles! Der Hummer wurde für uns geknackt (ohne Aufpreis), wir kauften noch Knoblauchbutter und Cola (zum Nachspülen, falls er nicht schmeckte).

In der Zwischenzeit hatte auch der ältere Herr den Laden betreten. Er und die Dame quatschten über uns. Die Deutschen! Wir waren die Oberattraktion. Agnes fühlte sich wie in Pleasant Ville. Alle waren sooo freundlich!! Lächelten, ließen einen durch. Toll. Und wir hatten unseren ersten Hummer. Wie er schmeckte, erfahrt ihr im Video!

Der ältere Herr empfahl uns als Sehenswürdigkeit den "Pointe-à-la-Renommée" in Petite-Vallée, ein Leuchtturm, der Seinesgleichen suchen sollte... Wir also hin. Uff, ein bergiger Schotterpfad. Man will das mit dem Sprit ja nicht übertreiben, so dass wir das Auto stehenließen und lieber gingen. Es war weit. Man, war das weit. Und bergig! Das war Po-Training erster Güte. Der Leuchtturm war natürlich auch ein "Lieu national", wie so vieles. Da noch keine Saison ist, waren wir alleine dort, sind ein bisschen am Leuchtturm spazieren gegangen (er war ganz ok) und haben uns dann irgendwann auf den Rückweg begeben. Ein Ehepaar im Auto hielt neben uns und fragte, ob wir auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht seien. Voll lieb! Aber wir wollten ja weiter!

Die Nacht verbrachten wir in Cap-des-Rosiers, unweit vom Forillon Nationalpark. Wir hatten einen Premiumplatz - mit Blick auf den Sankt-Lorenz-Golf. Also echt, ein Traumplatz!

Samstag, 27.05.2017 - Cap-des-Rosiers, Forillon Nationalpark & Gaspé

 

Wenn schon am Morgen die Sonne scheint, kann der Tag ja nur gut werden! So genossen wir also unser Powermüsli mit Flakes, Bananen, Bananenchips, Nüssen, Rosinen und Haferflocken mit einigen weiteren Touristen auf einer Bank am Leuchtturm, bevor wir uns gut gestärkt zum Forillon-Nationalpark aufmachten. Gut informiert, wie wir waren (äh.. ), haben wir uns tierisch gefreut, dass Forillon der erste Kanada-Park war. Und da Kanada ja 150 Jahre wird und man einen kostenlosen Kanada-Pass für die Kanada-Nationalparks ordern konnte, war dieser Park also ohne Eintrittsgebühr für uns (und alle anderen mit dem Kanadapass :) )

Yeah. Endlich mal gespart! Wir starteten am Cap-Bon-Ami (Agnes freut sich übrigens jedes Mal über die simple Schreibweise sämtlicher solcher Namen mit Bindestrich. Da guck Dir mal was ab, deutsche Grammatik!)

Am Cap sprach Daniel mit älteren Leuten, während Agnes sich im Auto noch die Schuhe anzog und ihren Kram zusammensammelte. Die älteren Herrschaften sprachen Englisch und waren ganz begeistert von einer Vogelkolonie, die offenbar Nester hatte. Es war wirklich beeindruckend. 100e Vögle flogen an der Küste und den Felsen entlang. Die ältere Dame hatte ein Fernglas und lieh es Daniel und auch Agnes, als sie schließlich dazukam. Die beiden berichteten, dass sie am Morgen einen Schwarzbären gesehen hätten. Ui! Spannend! Daniel schilderte hingegen das bisherige Tierausbleiben bei uns. 

Ein wenig später machten wir uns auf den Weg durch einen Wald, weil wir zur Küste wollten und zum "Bout du Monde", Ende der Welt - das Endschniepelchen vom Nationalpark quasi! Der Waldweg war gar nicht ohne, so steil sind wir noch nie aufgestiegen! Da kam man am Anfang schon ins Schwitzen! Wir trafen auf Wanderer, die uns auch vom Schwarzbären erzählten. Also also sahen den und wir nicht?! No way! Weiter ging es bis zum Ende des Waldes mit gelegentlichen Verschnaufpausen!

 

Und dann erreichten wir schon die wunderschöne Küste mit steinigem Strand. Auch da gab es ein Päuschen, bevor wir uns dann den Küstenweg aufmachen wollten - und entdeckten, dass dieser ganze 6,5 Kilometer lang sein sollte. Das sah auf der Karte vom Park nicht so weit aus. Also wirklich gar nicht. Wir liefen aber erst einmal drauf los, auf einem schmalen Weg am Wasser entlang. Es war traumhaft schön, die Sonne schien, aber der Wind pustete ganz ordentlich kalt. Man darf das hier echt nicht unterschätzen. Auch, wenn es im Wald oder an geschützten Stellen immer recht warm ist, weiß man spätestens bei Sicht aufs Wasser, dass der Griff zum Pullover/zur Strickjacke auf jeden Fall die richtige Wahl war!  

An der Küste mit ihren ganzen Buchten, die einen mental wirklich nach Südeuropa entführten, konnte man sich gar nicht sattsehen. So etwas Großartiges, das die Natur da bereitstellt! Wir marschierten also erst einmal los, bis wir recht schnell merkten, dass sich sechs Kilometer ganz ordentlich ziehen. Was bleibt also als Lösung?! Hitchhiken! An die Straße, Daumen raus und hoffen, dass jemand stehenbleibt. Und wie das so ist, fünf Minuten, bevor wir an der Straße waren (wir gingen ja auf dem Fußweg direkt an den Klippen entlang), kamen zirka vier Autos und danach erstmal bestimmt eine halbe Stunde keines mehr. Und das eine nahm uns dann nicht mit. Haha. Aber dafür das nächste, zwei junge Leute, die auch zur Spitze wollten. Die Autofahrt war gar nicht so lang, denn es stellte sich heraus, dass von den sechs Kilometern sowieso vier zu Fuß zu laufen waren! Haha.  

Wir entschieden uns, immer mal wieder den etwas urigeren Pfad zur Landspitze zu laufen, was den Weg nicht unbedingt leichter machte :) Es ging ganz schön über Stock und Stein und war auch wegen der ständigen Veränderungen von windgeschützter und windiger Umgebung echt anstrengend! Nach einer Stunde oder mehr erreichten wir einen Leuchtturm an der Spitze (genannt Shiphead, so wie ein Shiphead soll es vom anderen Ufer jedenfalls aussehen). Und von dort ging es noch ein wenig hinunter zu "Bout du Monde", ein ganz schön kühler Pfad übrigens. Die Aussicht war nicht von schlechten Eltern! Oh und wir sahen beide unser erstes Stachelschwein in der wirklichen Welt!

Auf dem Rückweg trafen wir das ältere Ehepaar vom Anfang wieder, das uns mitteilte, es habe also den Bären, zwei Moose und einen Seelöwen gesehen. Daniel war - naja - traurig. Ein bisschen enttäuscht auf jeden Fall. Alle sahen den Bären und wir nur seine Köttel. Alle sahen Moose und wir nur deren usw. Der Hinweg war lang, der Rückweg auch, obwohl wir den einfachen Pfad gingen. Wir hatten an diesem Tag echt schon einige Kilometer gemacht und fanden, dass wir uns den mit dem Auto ermogelten Hinweg auch genauso als Rückweg genießen können sollten... Leider waren Theorie und Praxis nicht kompatibel, so dass das gleiche Phänomen wie beim Hinweg auftrat: Wir wartete oben am Parkplatz auf gehende Besucher, aber keiner kam. Gute 30 Minuten warteten wir, Daniel versuchte, Leute im Park zu treffen, bis wir schließlich den Rückweg zu Fuß antraten. Zwei Autos konnten uns aus Platzgründen oder wollten uns aus ?-Gründen nicht mitnehmen, bis schließlich das dritte Auto aber doch anhielt. Da saß ein nettes Pärchen drin, das uns ernsthaft bis zu unserem Auto fuhr! Das war ganz schön weit. Die waren so lieb und schnackten die ganze Zeit mit uns, erzählten uns vom Lachsangeln und Mikrobrauereien. Als wir am Parkplatz ankamen, waren wir noch in Erzähllaune, aber kaum dass wir ausgestiegen waren, pssssccchhhten uns alle anderen Leute zu - irgend etwas ging vor sich. Agnes dachte, dass Seelöwen auf Steinen im Wasser saßen und alle das Spektakel beobachteten, Daniel hatte die Idee, dass es Moose geben müsste - wir lagen beide falsch! Der vielbesagte Schwarzbär räkelte sich auf dem Parkplatz im Gras, änderte immer mal wieder seine Position und kaute am Gras herum. Yeah! Ein Bär! Ein Minibär! Unsere kanadischen Fahrer warnten uns sofort davor, dass das ein Junges sei, deren Mutter sicherlich irgendwo in der Nähe sein müsste - wir sollten nicht zu nah herangehen. Hätten wir auch nicht gemacht. Solange andere vor uns waren, wären die sicherlich vor uns vom Bären angenagt worden. Wir ließen die Autotür auf, um im Notfall vor Mamabär flüchten zu können. Die anderen Besucher waren irgendwie leichtsinniger. Oder weniger ängstlich, wie auch immer. Die waren ganz schön nah am Bären dran, aber es ist nun mal ein Raub- und kein Plüschtier. Das Schauspiel ging minutenlang, wir genossen es aus der zweiten Reihe. Unsere Fahrer verabschiedeten sich derweil und auch wir brachen irgendwann in Richtung Gaspé auf. Es kamen noch einige dicke Autos, die den Bären verscheuchten - Wahnsinn, da waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort!

Wir parkten noch und gingen noch eine Runde im Supermarkt shoppen, bevor wir uns zur Ruhe legten und gut und tief und fest schliefen!

Sonntag, 28.05.2017 - Gaspé, Banc-au-Coin & Percé

 

Der Morgen begann mit einem Besuch bei Dollarama - irgendwie fehlt einem ja immer irgendwas. Nach dem ausgiebigen Shoppen hatten wir ein bisschen Appetit und gönnten uns einen kleinen Mc Donald´s-Ausflug, bei dem wir mit einem älteren Herren ein paar Worte auf Deutsch wechselten. Das ist schön, wir sind immer gerne gesehen als Deutsche!

Anschließend schauten wir uns noch in Gaspé um. Die Stadt hat einen schönen Hafen, ein paar wenige nette Geschäfte, viele Lachsflüsse und natürlich einen Schnorton, in den wir zu guter Letzt noch einkehrten, um zu schauen, was wir an diesem Tag noch erleben wollten. Daniel ist unser Experte in Sachen Leute anschnacken geworden - und sprach prompt ein Ehepaar an, was sie uns in Gaspé bzw. der Gegend an Sehenswürdigkeiten noch empfehlen könnten. Da sie kein Englisch sprachen, verwiesen sie uns an ein anderes Ehepaar, das uns antworten konnte. Das Ehepaar war ganz, ganz lieb und wir schnackten eine ganze Weile miteinander. Die Frau, Dawn, stand am Ende sogar auf, um uns die Hand zu geben und sich und uns zu wünschen, dass wir noch einmal nach Gaspé kommen mögen. Ach toll, diese wunderbaren zwischenmenschlichen Begegnungen!

Wir brachen danach also zu Banc-au-Coin auf, davon hatten wir am Morgen bei Dollarama erfahren. Banc-au-Coin ist ein Küstenstück mit Steinstrand, das berühmt ist für seine schönen Steine. Die waren echt toll. Farbenprächtig mit tollen Musterungen und ganz unterschiedlich. Wir sammelten ein paar, die Schönsten, ein und machten uns bald wieder auf den Weg, weil uns der Wind doch recht kalt um die Nase blies. Der nächste und letzte Stopp war Percé mit seinem einzigartigen Felsen, der einen Bogen mittendrin hat. Den sahen wir uns im Sonnenuntergang an und gönnten uns danach in der Mikrobrasserie Pit Caribou noch ein Getränk. 

Daniel hatte den Spleen bekommen, Wale sehen zu wollen. Da aber noch keine Walsaison ist, die Boote also noch nicht rausfahren und eine Bootstour außerdem 80 Dollar kostet, hatte er die fixe Idee, einen Fischer kennenzulernen, um mit diesem in See zu stechen. Agnes nahm die Idee zugegebenermaßen nicht ganz so ernst... Einen Fischer kennenlernen, einfach mal so, na logisch! Aber Daniel ließ sich nicht beirren und sprach die Kellnerin im Pub an. Diese berichtete tatsächlich, dass im letzten Jahr ein Mädchen mit den Hummerfischern rausgefahren sei - es war also möglich. Die Boote würden jeden Morgen gegen 4 Uhr von Anse-à-Beaufils rausfahren und wir sollten doch unser Glück versuchen. Äh ja. Nix wie hin! 4 Uhr. Was für eine Zeit!! 

Montag, 29.05.2017 - Percé

 

3.30 Uhr am Morgen, der Wecker klingelt. Man, war das früh. Und kalt. Es war so kalt! Wir haben beide wenig geschlafen, weil wir so gefroren haben. Die Scheiben waren sogar gefroren, sagte Daniel. Ui, also bei der Kälte rausgehen, wirkt nicht so verlockend – und so bleiben wir liegen. Daniel kann aber gar nicht mehr schlafen und steht schließlich auf, um sich draußen die Beine zu vertreten und am Strand herumzulaufen. Agnes kann auch nicht mehr gut einschlafen und ruht mehr oder weniger ein bisschen, bis ihr schließlich die Augen zufallen und sie unruhig davon träumt, dass Daniel irgendwo hingegangen ist und nicht wiederkommt. Herrjemine!

Um 7.30 Uhr klingelt der Wecker erneut, Daniel ist schon wieder da und Agnes wacht auf (und steht auch wenig später auf). Es ist immer noch so kalt!! Daniel hatte zwei Fischer sogar gefragt, ob sie Englisch sprechen, aber keine Chance. Er ärgerte sich ein bisschen, dass er nicht auf hoher See ist, Agnes ist in ihren Gedanken noch zu eingefroren für solche Gefühle!

Wir hatten aber einen Plan B, denn die Reederei im Ort sollte auch zum Walgucken auf See fahren (dachten wir zumindest!) Das sollte aber 80 Euro kosten und wir wollten uns vor Ort ein Bild von der Reederei machen und nach den Sichtchancen fragen. Als wir da waren, stellte sich heraus, dass das Boot nicht zu den Walen fahren sollte, sondern zur Île Bonaventure – zum Nationalpark also. Eigentlich cool, vor allem für Vogelfreunde, denn dort fliegen tausende Basstölpel zum Brüten hin. Jaja. So ist das. Auch soll es dort Möwen, Seeschwalben, Kormorane etc. geben. Aber die Fahrt soll auch 35 Dollar kosten. Also, man muss sich vorstellen, dass man die Insel von Land ganz wunderbar sehen konnte. Das war keine lange Fahrt! Man wäre zwar einmal um die Insel herumgefahren worden, aber trotzdem rechtfertigt das nicht den Preis. Außerdem konnte man nur in bar bezahlen, so dass die Idee sowieso hätte verworfen werden müssen. 

Planänderung also. Wir guckten uns erneut den Stein an und genossen ein wenig den Strand, denn die Sonne schien ganz wunderbar. Dann gab es einen Kaffee am Hafen. 

Tja und dann entdeckten wir noch ein Fischerboot, das gerade seine Hummerladung auslud. Daniel wollte gerne hin und fragen, ob es noch eine Chance gebe, morgen mitzufahren. Aber so ganz sicher, ob er das wirklich wollte, war er sich auch nicht. Agnes war sich auch etwas unsicher, rang sich dann aber durch und wir gingen also zu den Seebären. Die natürlich kein Englisch sprachen.. Auch der Jüngste nicht, der nicht älter als Mitte 20 war. Uff. Also wurde das Anliegen ganz grob auf Französisch geschildert. Und siehe da, der Kapitän sagte ziemlich schnell: Ja, geht los. Wer von Euch kommt mit? Agnes und Daniel einigten sich, Daniel sollte mit! Und schon stand die Verabredung für den nächsten Tag um 4.45 Uhr. Dieses Mal tatsächlich aus Percé. Jippi! Daniel wird Hummer angeln!!

Nach dieser Aufregung schauten wir uns eine Höhle am Strand im Felsen an. Es war eine Stunde vor dem Wasser-Niedrigstand, so dass wir auch den Weg zum Percé-Rock entdeckten! Das war cool, man konnte einfach zum Felsen laufen, der sonst komplett von Wasser umspült ist. Das machten natürlich auch noch andere, der Felsen ist schließlich das Highlight von Percé! 

Danach gönnten wir uns ein Powermüsli und eine kurze Ausruhzeit (und wir sortierten Steine aus, wir hatten es ein bisschen übertrieben), bevor es in die Bibliothek ging – wir wollten mal nach Couchsurfing-Möglichkeiten in Chandler schauen. Hihi. Die Internetverbindung dort war unterirdisch, aber die Bibliotheksangestellte ganz liebenswert. Wir schrieben ein paar Leute an und verließen die Bib in Richtung Grotte du Mont Saint-Anne. Das klang schön und die Bilder sahen vielversprechend aus. Es war auch cool. Da kam einfach von recht weit oben Wasser vom Felsen gerauscht, das in eine Grotte spritzte. Der Aufstieg dorthin war mal wieder recht steil, aber wir hatten bewegungstechnisch ja noch nicht viel geleistet!

Im Anschluss schlug Agnes noch eine kleine Stadttour vor, die wir dann auch machten, bevor wir noch einmal Wasser holten und uns Nudeln kochten. Mit Tomatensoße, denn die haben wir auf Vorrat gekauft!

Wir waren danach aber auch echt ganz schön müde, die Nacht sollte ja auch wieder kurz werden. Um 20 Uhr schlief Daniel, um 21 Uhr Agnes, denn um 4.15 Uhr klingelte mal wieder der Wecker.

Dienstag, 30.05.2017 - Percé & Chandler

 

Die Nacht war weniger kalt als die vorherige, ein Glück. Witzig, echt, dass um diese Uhrzeit die Sonne bereits aufgegangen war. Wir machten uns fertig, Agnes wollte Daniel begleiten, denn sie war ja gespannt, was da so passieren sollte. Sie freute sich aber auch sehr auf einen halben freien Tag mit lesen und entspannen!

Um 4.30 watschelten zwei noch etwas müde, aber aufgeregte Deutsche also zum Kai, um auf die Fischersleute zu warten. Noch keiner da. Hatte man Daniel versetzt? Er war ganz aufgeregt. Vielleicht, so überlegte er, hatten die Männer gedacht, dass er sowieso nicht komme? Weil es zu früh ist? Aber nein, die Vermutung legte sich, als Schlag 4.45 Uhr ein Auto angerollt kam und drei Männer ausstiegen. Die kannten wir ja nun schon vom Vortag. Agnes erklärte, dass sie nur zum Fotosmachen mitgekommen sei und die Herren lachten. Alle bereiteten sich vor, packten Kisten mit kaltem Fisch an Bord und stiegen schließlich auch ins Boot. Und dann ging es los. 

Agnes genoss derweil ein paar freie Stunden. Um 7.30 Uhr ging es in den Supermarkt, es gab einen Kakao und Kekse und ein nettes Gespräch mit einem Einheimischen. Neue Gesichter bemerken die ja sofort! Danach las sie gemütlich im Bus, eigentlich war der Plan, auf einer Hafenbank auf Daniel zu warten, aber es war nicht so warm und sonnig wie am Vortag. Von 9 bis 10 Uhr gönnte sie sich eine Stunde Schlaf und wollte danach am Kai nachschauen, wie die Lage ist, als Daniel sich per SMS meldete, dass er gleich zurück sei. Nanu?! Am Tag zuvor waren die Fischer ja erst gegen 11.30 Uhr am Kai angelangt. Nein, das war zu früh, was sollte aus den Fotos werden?!

Ein Glück hatte Daniel eins von der Beute gemacht! Fette Beute, sagte er.

Was Daniel auf seiner Bootstour erlebt hat und was er jetzt übers Hummerfischen weiß, seht Ihr im Video.

Anschließend gönnte sich Daniel ein bisschen wohlverdienten Schlaf, bevor es nachmittags weiterging – wir steuerten Chandler an. Zunächst ging es zum SAAQ – der Fahrzeugbehörde. Wir mussten unsere Adresse ändern. Der Angestellte war ganz nett und konnte fünf deutsche Wörter, immerhin. Anschließend hatten wir Kohldampf und wollten uns mal wieder das gute Lunchmenu bei Subway gönnen: ein halbes Sub, ein Getränk mit Nachfüllmöglichkeit und ein Keks. Aber Pustekuchen, das gab’s gar nicht. Also bestellten wir ein ganzes Sub und fügten die Option „Getränk und zwei Kekse“ hinzu. War auch ok. Wir freuten uns über Strom für unsere Laptops bei Subway, leider war das Wlan aber nicht gut, so dass wir die Location wechseln mussten und zu Mc Donald’s gingen. Dort gab es noch einen kleinen McFlurry, Strom und Wlan. Denn es musste die neue Route geplant werden.

Leider hatte sich kein Couchsurfer gemeldet, so dass der Alternativplan „Schwimmbad“ um 20 Uhr in Angriff genommen wurde. Einmal duschen ohne schwimmen, bitte. Das Schwimmbad zu finden, war gar nicht so leicht, es befand sich in einem Nebeneingang von einer Schule. Es sollte 3 Dollar kosten, aber Agnes erzählte dem Mann, dass wir uns nur waschen wollten und er ließ uns ohne Nachfrage umsonst ins Bad. Herrlich. Die Dusche war warm, es gab einen Fön dort, der Abend startete sehr gut. Danach ließen wir ihn im Bus ausklingen, Agnes arbeitete ein bisschen am Blog, Daniel las und schlief bald ein.

Morgen werden wir eine neue Provinz erobern – adé Québec, hallo, Noveau Brunswick! Ach so, New Brunswick, denn dem Französisch werden wir wohl auch adé sagen müssen  

Mittwoch, 31.05.2017 - Chandler, Port Daniel & New Richmond

 

Es regnete. Ih! Agnes stand früh auf, denn sie wollte mit ihrer Mutter whatsapp-telefonieren. Das hat aus irgendeinen Grund nicht geklappt, dafür wurden Sprachnachrichten hin- und hergeschickt. Daniel schlief noch selig! Wir genossen, da wir auf dem Mc Donald's-Parkplatz schliefen, dort einen Kaffee und machten uns erst gegen 12 Uhr auf den Weg in Richtung New Brunswick. Einen Zwischenstopp legten wir zunächst in Port Daniel ein, da wir uns das dortige Naturreservat anschauen wollten. 

Ja - das war gar nicht ohne! Es hatte ordentlich geregnet (aber ein Glück auch aufgehört) und das Reservat, in dem wir wohl die einzigen Gäste waren, wirkte wie eine Herbstlandschaft! Wir gingen einen Flussweg lang, der wirklich im ursprünglichen Zustand war. Da lagen Bäume im Weg, die Pflanzen wuchsen auf den Pfad, es gab große Matschpfützen und man musste Miniflüsse überqueren. Das war von den landschaftlichen Gegebenheiten der krasseste Weg, den wir bis jetzt gegangen waren - so richtig Kanada original. Daniel fühlte sich pudelwohl. Agnes war d'accord ;)

Der Ausblick auf den Fluss war aber wirklich Belohnung genug für die Strapazen :) 

Gegen 16.30 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Bonaventure zum Bonaventure River. Der Name war einfach so schön. Außerdem sollte die Lachssaison am nächsten Tag beginnen und wir wollten schauen, ob wir einen guten Platz finden könnten, um den Lachsfischern zuzuschauen. Wir fuhren also hin und her, stiegen aus dem Auto aus und wieder ein, aber den richtigen Platz fanden wir irgendwie nicht. Wir beobachteten gemütlich im Auto sitzend zwei Männer, die zwei Angeln an Land festgemacht hatten und fischten, aber es biss nichts. 

Und dann entschlossen wir uns, weiterzufahren Richtung New Richmond. Eigentlich wollten wir ja unlängst in New Brunswick sein, aber aus Québec kamen wir einfach nicht los. Es war wohl einfach zu schön... In New Richmond parkten wir bei einer Kirche im Stadtzentrum. Wir warfen noch einen Blick auf das Meer - traumhaft - und klingelten dann noch an einem Haus, weil wir unsere Kühlakkus dringend mal wieder in ein Tiefkühlfach legen mussten. Die ältere Dame, die aufmachte, war ganz lieb, sagte, das sei kein Problem und fragte, ob wir sonst noch etwas bräuchten. Ach toll. New Richmond - my love!

Am späten Abend kochten wir noch Kartoffeln, die wir mit Knoblauchbutter aßen und gingen dann schlafen. Es war zum ersten Mal seit langem warm, richtig schön warm! 

Donnerstag, 01.06.2017 - New Richmond, Carlton und Campbellton (NB)

 

Der Wecker sollte um 8.15 Uhr klingeln - aber dazu kam es nicht, denn gegen 8 Uhr klopfte es an unserem Auto. Einmal, zweimal. Dann sprang Daniel auf, Agnes war noch leicht benommen. Die Nacht war übrigens herrlich, wir schliefen beide tief und fest. Die Wärme vielleicht?! An der Tür war der Ehemann von der Frau vom gestrigen Tag, Eric, mit unseren Kühlakkus und drei Steinen :D Auf denen waren Seesterne drauf, sehr schön. Hihi. Aber drei Stück! Er redete noch ein bisschen mit uns und war leicht verrückt!

Gemütlich machten wir uns fertig und gingen dann in eine Passage, wor wir einen Rôtie (geröstetes Toastbroat) und einen Kaffee genossen. Diese Refill-Möglichkeit hier in Kanada ist ja wohl herrlich. Der (Kaffee-)Refill gilt auch für Tim Hortons und Mc Donald's! Anschließend fuhren wir los, ach ja, es war herrlichstes T-Shirt-Wetter. 

Eric erwischte uns kurz vor der Abfahrt und brachte uns noch einige Fotografien vom Percé-Rock und anderen Dingen vorbei, von denen wir einige aufhängen werden. Unser Weg führte uns in einen Ort, in dem wir uns ein Schoko-Mandel-Croissant genehmigten und mit Blick auf das Meer genossen. Dann ging es weiter nach Carlton, ein Örtchen, in dem wir auf eine Landzunge fuhren und einfach nur am Meer saßen. Bestimmt eine Stunde, es war einfach herrlich. Das gute Wetter muss man ja ausnutzen!!

Als letzte Station hatten wir Campbellton in New Brunswick ausgeguckt. Daniel musste zu seiner Bank, weil die Karte nicht mehr funktionierte, danach gingen wir ein bisschen durch die Stadt und kehrten auch bei Schnorton ein. Wir mussten nämlich ganz dringend unser Geschirr abwaschen. Im Anschluss suchten wir noch ein Waschcenter, das es laut Google gab. Aber das ist - wir haben nachgefragt - wohl schon vor einigen Jahren geschlossen worden... Es war auch schon fast 20 Uhr, also Abendessenszeit! Daniel kochte uns lecker Rührei-Omelette mit Brattüften und rohen Paprika zum Snacken dazu. Ein gutes Essen! Agnes putzte derweil die Schuhe vom Abenteuerspaziergang des Vortages, sie hatten es echt nötig! Dann wurde nach dem Abendessen noch ein bisschen die Bude geputzt und eine Couchsurfing-Möglichkeit für den nächsten Tag gesucht (zwei Zusagen bei zwei Anfragen!) Und mit ein bisschen Serieschauen bei Schnorton beschlossen wir den Tag.