New Brunswick, PEI & Nova Scotia

02. - 19.06.2017

 

Zwischen Sommerhitze und Winterkälte

Wir entdecken die Ostküste Kanadas und entdecken die Provinz unserer Träume


Freitag, 02.06.2017 - Campbellton & Bathurst

 

Campbellton, New Brunswick. Da sind wir also, in der Heimat der Akadier. Das haben wir anfangs allerdings gar nicht gewusst, wir haben uns lediglich über die Frankreich-Fahne mit dem gelben Stern gewundert!

Campbellton mit seinen 5.000 Einwohnern hatte keine große Innenstadt, so dass wir also den Sugarloaf Provincial Park eroberten. Ein netter kleiner Park mit einem gemütlichen Rundweg um den Sugarloaf, einen Hügel, mit einer Kilometerzahl von viereinhalb. Na das war doch leicht machbar! 

Wir liefen ganz beschwingt los - das erste Mal, dass es nicht extrem hügelig war. Agnes genoss es, Daniel fehlte ein wenig die Herausforderung. Wie wunderbar es sich also traf, als er an einem Schild sah, dass man auch einen Kilometer an die Spitze des Hügels wandern konnte. Agnes war noch etwas unsicher, ob sie sich dieser sportlichen Herausforderung stellen wollte, aber irgendwie reizte es sie schon auch ein bisschen. Also ging's los. Herrjemine. Also sooo gewandert, dieses Mal passt der Terminus gekraxelt tatsächlich, sind wir wirklich noch nie. Der Weg war steil, Steine und Wurzeln ragten in den Weg, da war nichts gemütlich für Touristen oder Hügeleroberer begradigt. Nein! Und es war warm. Das kannten wir nicht. Windstill  und bestimmt 18 oder mehr Grad! Sogar Daniel kam ganz schön ins Schwitzen! Und wie sich ein Kilometer ziehen kann!! Wir trennten uns, denn einer von uns brauchte einfach länger nach oben (das Powermüsli war zu wenig lange her!).

Uff!! Also wirklich, das war ein steiler Pfad, der sogar eine echt steile Eisentreppe aufbot. Der Ausblick war recht schön, man hatte eine gute Sicht auf (achhh...) Gaspésie! Agnes ist doch tatsächlich ein bisschen verliebt in diese wunderbare Region.

Oben genossen wir die Aussicht und entspannten eine ganze Zeit sitzend auf einem Hügel. Daniel machte ein Foto von einer Frau, die ihn danach fragte. 

Na und irgendwann gings auch wieder runter. Das war leichter - aber trotzdem ganz schön krass! 

Auf dem Rückweg holte uns die Frau ein, von der Daniel ein Foto gemacht hatte - Claire. Sie sprach uns an, weil sie sich über unsere Sprache wunderte. Wir gingen mit ihr zurück, sie erzählte ganz viel, wir auch. Sie macht grade ein Sabbatical und war in Campbellton, ihrer Geburtsstadt, weil ihr Dad am Tag darauf beerdigt werden sollte. Sie war aber trotzdem recht vergnügt und es war ein richtig schöner gemeinsamer Spaziergang! Sie berichtete, dass sie aus Moncton käme und wir eingeladen wären. Äh ja. Also das war unerwartet und echt toll! Was für eine fantastische Begegnung (und ja, da muss Agnes Daniel danke sagen, dass er auf den Hügel wollte!!)

Also verabredeten wir uns locker für den übernächsten Tag und verabschiedeten uns herzlich. 

Es hatte inzwischen ganz gut angefangen zu regnen, also wirklich richtig doll sogar. Aber der Regen war so freundlich. Direkt von oben, es war warm, es stürmte nicht. Herrlich. Man wird irgendwie genügsamer und realisiert mehr, wie wenig "schlimm" so ein Regenschauer ist. 

Nur leider bemerkten wir, dass Sir Matelas Moose nicht ganz regenfest war und es an den hinteren Fenstern ein wenig durchplätscherte. Wir kauften also Silikonmasse bei Walmart und noch einige Lebensmittel, bevor wir Campbellton verließen.

Denn wir machten uns nun auf den Weg zu unserer Unterkunft für diese Nacht - es ging nach Bathurst zu Samuel! Wir freuten uns auf eine Dusche und darauf, die Wäsche mal wieder zu waschen, denn Campbellton hatte leider keinen Waschautomaten zu bieten.

Samuel und wir trafen so ziemlich zur gleichen Zeit an seiner Unterkunft ein. Es war witzig, er sagte zu uns bei der Begrüßung: Wenn Eure Stoßstange vorne nicht so schief sitzen würde, hätte ich gedacht, dass das bestimmt nicht die Couchsurfer sind! Aber so...

Sehr sympathisch! Wir räumten alles ein und quatschten erst einmal ganz nett. Es gab eine Waschmaschine und einen Trockner für uns, wunderbar. Und dann sagte Samuel, seines Zeichens auch Akadier, er würde für uns kochen! Also das ist ja wohl das Allernetteste überhaupt! 

Samuels Dad brachte ein paar Schlafsäcke für die Nacht, da eine Luftmatratze leider ihren Geist aufgegeben hatte. So hatten wir ein Schlafsack-Bett und eines aus zwei dicken Sofakissen. Das reichte, da kann man mit arbeiten! Sein Dad plauschte noch ein bisschen mit uns und lachte viel und wir verabredeten uns alle ein bisschen später im Pub.

Das Essen (Pasta, Sahnesoße, Brokkoli, Erbsen und Hühnchen) war ganz wunderbar, dazu gab es ein Weinchen - ein ganz großartiger Abend! 

Gegen 21 Uhr schauten wir uns alle den Sonnenuntergang hinterm Haus an und Samuel spielte Gitarre für uns. Radiohead und Bob Dylan, er hatte eine schöne Stimme!  

Denn wir machten uns nun auf den Weg zu unserer Unterkunft für diese Nacht - es ging nach Bathurst zu Samuel! Wir freuten uns auf eine Dusche und darauf, die Wäsche mal wieder zu waschen, denn Campbellton hatte leider keinen Waschautomaten zu bieten.

Samuel und wir trafen so ziemlich zur gleichen Zeit an seiner Unterkunft ein. Es war witzig, er sagte zu uns bei der Begrüßung: Wenn Eure Stoßstange vorne nicht so schief sitzen würde, hätte ich gedacht, dass das bestimmt nicht die Couchsurfer sind! Aber so...

Sehr sympathisch! Wir räumten alles ein und quatschten erst einmal ganz nett. Es gab eine Waschmaschine und einen Trockner für uns, wunderbar. Und dann sagte Samuel, seines Zeichens auch Akadier, er würde für uns kochen! Also das ist ja wohl das Allernetteste überhaupt! 

Samuels Dad brachte ein paar Schlafsäcke für die Nacht, da eine Luftmatratze leider ihren Geist aufgegeben hatte. So hatten wir ein Schlafsack-Bett und eines aus zwei dicken Sofakissen. Das reichte, da kann man mit arbeiten! Sein Dad plauschte noch ein bisschen mit uns und lachte viel und wir verabredeten uns alle ein bisschen später im Pub.

Das Essen (Pasta, Sahnesoße, Brokkoli, Erbsen und Hühnchen) war ganz wunderbar, dazu gab es ein Weinchen - ein ganz großartiger Abend! 

Gegen 21 Uhr schauten wir uns alle den Sonnenuntergang hinterm Haus an und Samuel spielte Gitarre für uns. Radiohead und Bob Dylan, er hatte eine schöne Stimme! 

Anschließend gingen wir in den lokalen Pub, der erst vor wenigen Monaten eröffnet hatte und das absolute Highlight in Bathurst (wo mehr auch nicht war, so Samuel) war. Unser Host lachte mit uns über einen Club, der jeden Monat eine Coverband in den Ort bringen wollte und für ein Konzert 20 Dollar haben wollte. Es fand kein einziges Konzert statt und der Club ging pleite!

Der Pub bebte aber, es gab leckeres Blaubeer-Bier und kostenloses Popcorn (Samuels Dad meinte, könnte man nur das in unseren Tank füllen, das wär sicherlich besser! Ein cooler Mensch!). 

Gegen 23 Uhr waren wir gut müde und gingen nach Haus. Daniel spielte noch ein wenig Akkordeon mit Samuel, Agnes war schon ins Land der Träume entschwunden! 

Samstag, 03.06.2017 - Bathurst, Caraquet & Miramichi

 

Ui, wir gönnten es uns, bis gegen 9 Uhr zu schlafen! Danach wurde endlich geduscht. Zauberhaft!!! Samuel bereitete uns ein Frühstück mit Toast, Erdnussbutter und Marmelade (the real Canadian way) zu, auch gab es Kaffee. Wir sammelten anschließend unsere sieben Sachen zusammen, holten alle Wäsche aus dem Trockner und zottelten los - erster Stopp: Daily Point Nature Reserve. Wieder einer von diesen netten Parks ohne Hügel (aber dieses Mal wirklich)! Hügel, Seen und Chutes sind hier nicht mehr, New Brunswick ist flach mit viel Wasser und wandelbarer Natur. 

Daniel ging ins Welcome Center und bekam Vogelfutter mit, die Vögel seien so zutraulich, das sie sogar auf die Hand fliegen würden. Daniel wurde angehalten, bloß Mückenspray zu nehmen, so dass wir uns ordentlich eindieselten. Ein Glück. Also puh, die Mücken waren ganz schön zahlreich und fies!!

Der Park war ganz nett,  ein Park halt. Aber die Sonne schien, so dass wir den morgendlichen Ausflug sehr genossen. Na und dann kam der coole Part! Wir waren an einer Stelle, an dem die Vögel kommen sollten, um das Vogelfutter aus der Hand zu picken (für Agnes eher ein Graus bzw. eine große Herausforderung...), aber stattdessen kamen Eichhörnchen! Haha, das war stark! So viele kleine hungrige Hörnchen!! Wir dachten erst, dass die uns mit unserem ganzen Mückenspray sicherlich nicht aus der Hand fressen würden, aber wir hatten uns geirrt. Sie taten es. Stark, wann erlebt man sowas schonmal?! 

Nach den Eichhörnchen hatten wir Hunger :) Wir lasen irgendwo auf dem Weg ein Schild mit "Fish & Chips" und fuhren natürlich mal vorbei. Eine gut besuchte Imbissbude mit reichlich Charme wartete auf uns, der Mann an der Bude versicherte uns, dass alles frisch aus dem Meer käme. Na dann! Einmal Fish & Chips, einmal Poutine, bitte! Es war zwar sonnig, aber ordentlich kalt, so dass wir drinnen aßen. Es war köstlich. Und die Location war so nett, drinnen hatten ganz viele Touris ihre Namen an die Wände geschrieben. Richtig urig irgendwie!

Gut gestärkt machten wir uns also auf den Weg nach Caraquet, vorbei am Acadien Village (das leider schon geschlossen hatte). Samule hatte uns die Stadt, Geburtsstadt seiner Mum, empfohlen. Ja. Also wir waren nach dem Mittag erst einmal recht erschlagen, so dass wir uns eine Stunde Mittagspause auf dem Parkplatz der Kirche von Caraquet genehmigten. Ausgeruht eroberten wir die Stadt, es gab nicht so viel zu sehen, aber die Sonne schien und alleine das reichte schon für richtig gute Laune! Unser Weg führte uns noch auf einen Tim Glacé, hier sagt man Iced Coffee, und einen Regular Coffee, zu Schnorton - natürlich. Eigentlich haben wir uns eine Schnorton-Flatrate verdient so oft, wie wir dort sind! 

Bei Schnorton saßen - ein Glück - wieder die Generation der 60-70-Jährigen, dieses Mal aber zum Teil im Western Style gekleidet. Schön. 

Unsere Reise war aber noch nicht beendet, wir wollten noch nach Miramichi, weil Agnes irgendwo gelesen hatte, dass es dort schön sei. Jaa... Wir haben kein einziges Foto von Miramichi, weil es da einfach irgendwie nix gab.. Also doch, einen schönen Ausblick hatten wir auf eine Kathedrale, bei der es links und rechts toll erleuchtet war. Der Flughafen, wie sich mit Blick auf Google Maps rausstellte ;D Gut, dass wir nicht hingefahren sind, denn es lag auf der anderen Flussseite.

Wir übernachteten also irgendwo am Hafen. Und das war der Tag! :)

Sonntag, 04.06.2017 - Kouchibouguac-Nationalpark & Moncton

 

Früh morgens, also gegen 8 Uhr (und wie wir später erfuhren sogar erst 9 Uhr, weil wir von Québec zu New Brunswick eine Stunde Zeitunterschied haben), standen wir auf, weil wir in den Kanadapark Kouchibouguac wollten. Das Wetter war so mittel, es regnete ein wenig und war so mittelwarm. Aber das hielt uns natürlich nicht davon ab, in den Park zu fahren! 

Und es war voll! Meine Güte, alle nutzten wohl den Kanadapass aus. Das Welcome Center war auch richtig groß und man empfahl uns mehrere Routen. Nach zwei ganz netten Gesprächen mit älteren Kanadiern an dem fancy Kaffeeautomaten ("Haben Sie so was auch zu Hause?", fragte eine ältere Dame und "You are from the Old Country, aren't you?", so ein älterer Herr) fuhren wir also zum ersten Stopp des Nationalparks. Das war witzig. Man konnte die ganzen Routen tatsächlich nacheinander anfahren und abarbeiten. Zuerst ging es in ein Waldstück, das von Biebern bearbeitet wurde. Uff. Viele Mücken! Man ging auf Holzpfaden, ganz nobel. Sowas waren wir gar nicht gewöhnt. Der Weg war richtig gut ausgebaut. Schön irgendwie. Und schade. Die Berge fehlen ein bisschen! :) Dass wir sowas mal sagen würden...

Der zweite Pfad war ein Pinienweg, danach kam noch der Weg an der Salzmarsch entlang. Wir sahen Bieber und Vogelkundler. Die Ornis! Ach herrlich! 

Am Allercoolsten war aber der Weg am Meer entlang, also am Sankt-Lorenz-Golf. Wir entdeckten eine Gruppe von Leuten, die um einen knienden Menschen herumstanden und irgendwas machten. Daniel, der kleine Abenteurer, wollte da natürlich hin und sehen, was wohl passiert. Da wurden Fische vermessen! Haha! Die Fische schwammen in einer kleinen Schüssel und jeder durfte dem Gruppenführer einen Fisch in die Hand geben, damit er ihn misst. Toll! Wir durften auch! Die fühlten sich so weich an. Ganz niedlich irgendwie, auch wenn sich wohl eigentlich nichts niedlich anfühlen kann. Die Fischis zappelten so lustig. Sie können sogar eine Stunde an Land überleben, erklärte der Mann. 

Nach dieser Aufregung entspannten wir uns kurz am Strand, bevor wir richtig schön lange am Golf entlang spazierten. Es war herrlich. Eine frische Brise wehte, aber die Sonne schien trotzdem schön warm. Wir entschieden uns, barfuß zu gehen und genossen das Gefühl der Natur an unseren Füßen! :) Es gab wenig Muscheln, Steine und Gehölz, es war richtiger Sandstrand, an dem wir langgingen. Ganz ungewohntes Terrain für uns! 

Danach schrieben wir Claire, die wir in Campbellton getroffen hatten, ob sie wohl in Moncton sei und wir uns treffen wollten. Ja, sie war da und erwartete uns gegen 21 Uhr! Jippi!

Nun, da hatten wir also noch Zeit und fuhren erstmal in Richtung Moncton. An der Abfahr "Magnetic Hill" fuhren wir ab. Agnes hatte schon vom Magnetic Hill gelesen. Man soll angeblich einen Berg rückwärts mit dem Auto heraufrollen können, ohne Gas zu geben. Im Nullgang also... Na also das wollten wir auf jeden Fall erleben! 

Also hin da, es sollte eigentlich 6 Dollar Eintritt kosten, aber es war keiner mehr dort, der hätte kontrollieren können. Juhu! Wir lasen die Instruktionen, kapierten sie leider nicht und folgten einfach den anderen beiden Autos, die den Hügel hinunterfuhren. Und sich am Ende umdrehten und wieder in die entgegengesetzte Richtung fuhren. Das war so witzig, weil die beiden anderen Autofahrer auch nicht richtig kapierten, was sie machen sollten! 

Wir fragten also einen, der meinte, er sei an der Info gewesen, um sich erklären zu lassen, was zu tun sei und wie sich das Phänomen erklären lasse. Er meinte, er kenne sich mit wissenschaftlichen Dingen aus und es könnte ein Meteorit sein, der die magnetische Wirkung verursache. Er würde auch etwas spüren in seinem Körper. Ob wir das auch täten.. Hm.. Nee...

Auf jeden Fall hatten wir endlich verstanden, was wir tun sollten. Und siehe da! Es klappte. Wir fuhren ohne eingelegten Gang rückwärts den Hügel hinauf!

Leider gibt es laut Wikipedia auch eine doofe Erklärung dafür, beim Magnetic Hill handele es sich um eine optische Täuschung. Ach nö! War trotzdem toll! 

Danach fuhren wir in die Stadt, dort blieben wir aber nur ganz kurz, bevor wir uns zu Claire aufmachten. Sie wohnte nur wenige Minuten mit dem Auto von der City entfernt und begrüßte uns warmherzig. Sie bot uns als allererstes eine heiße Dusche an und fragte, ob wir noch hungrig seien... Ein bisschen (und Daniel sehr!). Ach Claire war so lieb. Es gab frisches Brot vom Markt mit weißem Thunfisch, Spinat und Mayo für Daniel, für Agnes das gleiche Brot mit Erdnussbutter und selbstgemachter Marmelade. Lecker!

Auch Schokomilch, Lindt-Schoki (die hier ja so teuer ist), Chips und (uiuiuiui) selbst eingelegte Muscheln bot sie uns an. Wir mussten bei den Muscheln erstmal schlucken. Die hatten wir noch nie gegessen und sie sahen im Glas in der Flüssigkeit jetzt auch nicht so sympathisch aus.. Claire sagte, sie habe sie im letzten Juni mit viel Mühe so konserviert und nur ganz besonderen Menschen würde sie sie anbieten. Ok. Also diese Ehre ließen wir uns nicht entgehen. Und siehe da. Sie schmeckten! Also wirklich!!! Sie waren fest und hatten nicht ganz so einen krassen Meergeschmack. Toll, eine Erfahrung mehr. Claire bot uns an, auf ihrer Couch zu schlafen. Daniel durfte den Sessel okkupieren, der sich nach hinten klappen ließ. Das liebe Angebot nahmen wir gerne an und schliefen sehr gut!

Montag, 05.06.2017 - Moncton

 

Heute genossen wir einen herrlich ereignislosen Tag! In Moncton gab es nicht allzu viel zu entdecken, ein paar Restaurants, einen Second-Hand-Buchladen (es gab einen Tad Williams und einen Terry Goodkind) und ein rosarotes Souvenirgeschäft mit einer ebenso rosaroten Verkäuferin ("It's a happy day!"). Nach einem Sangria und einem Keks schauten wir uns im Laden um, weil wir für Claire noch eine Karte kaufen wollten. Wir fanden eine sehr schöne von Unicef und plauschten noch ein bisschen mit der rosaroten Lady, die uns im (etwas ausgearteten) Gespräch erstaunlicherweise sämtliche Energie raubte. Uff, das war anstrengend. Offenbar kommen nicht allzu viele Leute in den Laden, naja, da waren wir dankbare Opfer ;)

Dafür ruhten wir uns anschließend bei Starbuchs aus, denn dort gab es Wifi, Strom und Kaffee. Punkt 18 Uhr erwarteten Claire und eine Freundin, Ida, uns bei Claire zum Abendessen - es gab eine kleine Vorspeise - Trauben, Chips und Guacamole, dazu ein Bierchen - und als Hauptgericht Chicken Fricot, ein echt akadisches Gericht! Es war ein Eintopf mit Kartoffeln, Hühnchen und Möhren und sehr lecker! Zum Nachtisch überraschte Claire uns mit kleinen Kuchenstücken, u.a. Brownies. Die waren aus der besten Bäckerei in Moncton, so Claire. Mmhh.. Die schmeckten köstlich!

Anschließend machten wir zu viert noch einen Spaziergang im Irishtown Nature Park. Es war total schön, zwar kalt, aber die Grüntöne waren beeindruckend. Ida ging so flink, es war richtig witzig! Wir machten eine große Runde in geringer Zeit und unterhielten uns viel. Ida ist Nonne (ohne die spezifische Tracht, das würde man nicht mehr tragen) und wir hatten natürlich eine ganze Menge Fragen. Z.B., ob man wohl in Rente geht, wo man wohnt, ob man ein eigenes Auto haben könnte, ob man Geld verdient und Urlaub hat usw. Ida war sehr geduldig und hatte auch richtig Freude daran, uns alles zu beantworten. 

Nach dem abendlichen Ausflug waren wir rechtschaffend müde und gingen schlafen! Eine weitere wunderbare Nacht auf Claires Couch und Sessel!

Dienstag, 06.06.2017 - Moncton & Summerside, PEI

 

Aufstehen gegen 7.30 Uhr - Claire wollte gegen 10 Uhr das Haus verlassen. Wir nutzten die Dusche noch einmal ausgiebig aus ;), dann gab es wieder herrliches Frühstück mit Banane, Trauben, Toast, Eiern und Kaffee. Claires Schwester, mit der wir am Tag zuvor schon telefoniert hatten, schaute noch kurz rein und plauschte mit uns. Sie gab uns auch Tipps, was wir auf PEI noch sehen könnten. Dann war die Zeit, tschüss zu sagen, gekommen (aber da Agnes ihre Kopfhörer vergessen hat, werden wir Claire nochmal besuchen fahren!). Wir umarmten uns herzlich und machten sogar noch einen Drücker zu Dritt! Es war echt eine tolle Zeit in Moncton!

Danach machten wir uns zur CIBC, unserer Bank, auf, denn wir wollten unsere Adresse dort ändern, zudem wollten wir noch bei der tollen Bäckerei Halt machen und außerdem noch einmal in dem Bücherladen vorbeischauen.

Das Resultat war, dass wir erst gegen 13 Uhr losfuhren - auf nach PEI! Claires Schwester hatte uns gesagt, dass es vor der Brücke auf die Prince Edward Island einen Aussichtsturm gebe, der kostenfrei sein. Den nahmen wir natürlich mit!

Wir legten also einen Stopp kurz vor der Insel ein und gingen an der Küste mit Blick auf die Confederation Bridge, die fast 13 Kilometer lang ist, spazieren (natürlich stiegen wir auch auf den Aussichtsturm). Die Brücke ist echt beeindruckend und wir hatten total klare Sich auf sie! Sie kostet leider Zoll, aber nur auf dem Rückweg, so dass wir uns schon da entschieden, die Fähre nach Nova Scotia zu nehmen, die nur unwesentlich teuer ist. Als wir unseren Spaziergang beendet hatten, lasen wir ein kleines Hinweisschild auf einem Tor am Ende des Rundweges, dass der Park wohl gesperrt war, da ein Bär mit seinem Jungen gesehen worden war. Da mussten wir ein bisschen den Kopf schütteln!

Na und dann ging's also endlich über die Confederation Bridge nach PEI (der "Kartoffelprovinz", denn ein Drittel der kanadischen Kartoffelernste kommt von hier). Und dort erstmal in die Touri-Info, die direkt hinter der Brücke auf uns wartete. Wir holten uns viele Infoflyer und ein paar Infos darüber, was es wohl auf der Insel alles zu sehen gebe. Der Westen wurde wenig ausführlich besprochen, es ist der akadische (eher französische) Teil und scheint nicht das Touristen-Highlight zu sein. Kümmerte uns nicht! Da wollten wir hin! 

Also losgetuckert. Sir Matelas Moose freute sich über die Straßen... Einerseits gibt es immerhin keine Berge mehr. Aber andererseits.. Diese Straßen! Man fragt sich wirklich, ob der schlimme Zustand der Ernst der Kanadier sein kann.. Löcher, die so tief sind, dass das ganze Auto ins Schwanken kommt! Und so viel wurde geflickt, wodurch man trotzdem wackelt. "Under construction" liest man oft, auch gibt es Hinweisschilder, dass einen Straßenschäden erwarten (immerhin). Aber es ist manchmal echt eine Zumutung, denn auch die Highways sind so schlimm. Also nicht überall natürlich. Aber immer wieder. Über einen Highway ging sogar eine Bahnschiene! Ernsthaft?! Man muss auf jeden Fall immer ultra wach und konzentriert fahren, um den Hindernissen ausweichen zu können. Gut, dass wir so viel schlafen :)

Unseren zweiten Halt machten wir an einem Strand mit dem typisch-roten PEI-Sand. Das war spannend, weil es gerade Ebbe war und wir ein bisschen auf verschiedene Sandhügel im Wasser gingen, bevor wir plötzlich merkten, dass die Flut kam und wir unseren kleinen Weg ungefähr fünf Zentimeter überflutet vorfanden! So schnell geht das also!!!

Tja und dann wollten wir irgendwo ein Nachtquartier aufschlagen und googelten einfach nach der nächstgrößeren Stadt - Summerside. Auf nach Summerside! Auf dem Weg dahin sahen wir einen Truthahn auf der Straße rumspazieren!!! Haha! Stark!!  

OMG! Summerside!!! Der schönste Ort, in dem wir auf unserer Reise waren! Agnes konnte sich nicht sattsehen an den perfekten Häusern mit ihren kleinen Tulpenbeeten im Garten. Die Farben der Häuser, die blühenden Bäume in den Straßen, es war zauberhaft! Wir gönnten uns ein Eis (auch das war einfach perfekt, Cookies & Cream mit Karamellsauce) und schauten uns nach einem schönen Stellplatz für die Nacht um - wir fanden einen direkt am Hafen. Durch Zufall konnte Agnes das Wlan-Passwort vom nahegelegenen Restaurant "knacken" (wer nennt sein Passwort aber auch genau so wie sein Wlan?!), dann wartete unser Bettchen auf uns!

Mittwoch, 07.06.2017 - Summerside, Wellington & North Cape

 

Aufstehen, Frühstück mit Blick aufs Wasser und der Sonne, die sich darin spiegelte. Es gab den Kuchen vom Vortag (kann ein Tag besser starten?!) Wir gingen noch einmal durch Summerside, um die Schönheit einzusaugen und gönnten uns im Einkaufszentrum einen Kaffee. Und dann ging's los, die Westküste hoch. Unser Ziel war North Cape, die äußerste Spitze im Westen.

Wir machten unseren ersten Stopp in einem Provincial Park, um den Blick aufs Wasser und den roten Sand zu genießen. Herrlich, wie das Rot im Wasser durchschimmert. Echt, das ist beeindruckend! 

Wir lasen ein Schild "Bottle Houses", das in 21 Kilometer auf unserem Weg liegen sollte. Na das klang doch nach einem wunderbaren Zwischenstopp. Äh ja, wir haben schon mitbekommen, dass in den neu eroberten bzw. zu erobernden Provinzen das mit dem Ausschildern etwas anders läuft... Man schreibt: In X Kilometern ist ... und dann braucht man ein gutes Gefühl für Distanzen, denn das nächste Hinweisschild ist der Ort (die Sehenswürdigkeit) direkt (siehe dazu Daniels Kolumne). Gut war also der Zufall, dass Daniel einen Autofahrer hinter ihm überholen lassen wollte, denn wir wollten gemütlich mit 40-60 km/h die Straßen langtuckern - und tatsächlich direkt auf den Parkplatz der Bottle Houses fuhr!! 

Wir snackten noch kurz ein Brot und schauten uns dann das coole Museum an! Es handelte sich um drei Häuser, die aus tausenden von Flaschen aller Couleur gemacht wurden, grüne, durchsichtige, braune... Die Gebäude waren echt stark, was für eine Arbeit! Und die Gartenanlage um die Gebäude waren auch echt toll, die luden richtig zum Entspannen ein. Wenn es dort noch ein Café mit Käsekuchen gegeben hätte... Es wäre der vollendete Traum gewesen! Aber auch so hat sich der Besuch echt gelohnt. Auch die Gespräche mit den Damen im Museum waren wieder schön, alle mögen die Deutschen! Wir schlossen unseren Kurzaufenthalt mit dem Kauf einer Karte mit der Flagge der Akadier ab. 

Dann machten wir uns mit einigen Zwischenstopps auf den Weg Richtung North Cape. Der Weg war mit einem gut sichtbaren Schild mit Leuchtturm und Sonne am Straßenrand ausgeschildert, wir brauchten Google gar nicht zu befragen! Eigentlich wollten wir die gesamte Ostseite an dem Tag "abarbeiten", also bereisen, aber wir merkten schon, dass das wohl nicht klappen würde.. Also hatten wir die Idee, einfach den Sonnenuntergang am North Cape zu genießen und dann dort zu bleiben. In unserer Vorstellung war "North Cape" so wie Cap-des-Rosiers in Gaspésie, ein romantischer Ort mit Leuchtturm und ein paar Bänken, an dem wir natürlich fast alleine sind. Hmm.. Als wir also unser Endziel erreichten, sahen wir schon von weitem, dass wir uns ganz gut getäuscht hatten :D Es war riesig groß da, mit einem Windpark und einem Zentrum dafür, einen Gift Shop und einem riesigen Parkplatz! Naja, egal. Wir genossen den Sonnenuntergang mit Blick auf die roten Klippen und den Sankt-Lorenz-Golf gegen 21 Uhr trotzdem sehr! Und Agnes machte 100 Fotos mit dem gleichen Motiv :D Er war so schön, dass wir - obwohl wir schon den Rückweg zum Auto angetreten hatten, denn es war echt kühl geworden - noch einmal zur Spitze der Klippe zurückliefen, weil die Rottöne so schön waren! 

Donnerstag, 08.06.2017 - North Cape, New Glasgow & Cavendish Beach

 

Neuer Tag im Sonnenschein - kann das Leben schöner sein?!

  

Allerdings begann der Tag mit dem Putzen unseres Autos, denn einmal pro Woche nützt es nichts. Die feinen Sandkörner dringen durch die Lüftungsschlitze und setzen sich leider überall ab.

Naja, das war auch die Chance, endlich einmal wieder unseren schönen Tisch aufzubauen und die Betten gut aufzuschütteln! Der Umbau macht immer - zugegebenermaßen - nicht viel Spaß. Die Bretter, auf denen wir schlafen, sind fies in Angriffslaune und fallen einem immer auf die Finger! Au! 

Und das Reinstopfen von Bettdecke, Laken, Kissen und Schlafsäcken in die Truhen ist so anstrengend. Aber es sind auch nur 30 Minuten, die nach getaner Arbeit schnell wieder vergessen sind. Wir belohnten uns mit einem ausgiebigen Frühstück, bevor es wieder auf die Weiterfahrt ging. Die Gardens of Hope riefen!

Wir hatten morgens schon mindestens 20 Grad - T-Shirt-Wetter!! Jippi!!!

Völlig geschafft ließen wir uns nach einer kurzen Strecke zunächst in Alberton nieder, einem kleinen Städtchen mit einem Dollar-Shop, einem Antiquitäten- (Buch)Laden, unserer Bank, einigen weiteren Geschäften und einer Bäckerei, in der wir einen Kaffee genossen! 

Daniel zog es in den Buchladen, den ein uralter Mann betrieb. Es war großartig dort drin. Das reinste Chaos! Bücher über Bücher über Bücher, sie standen im Regal, lagen in Kisten auf dem Boden, auf Tischen, einfach überall. Dazwischen lag Kram, Teller, Besteck, alles. Wir wussten gar nicht, was wir suchen wollten und entschieden uns schließlich für Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde" auf Englisch, natürlich. Die gebundene Ausgabe sollte 20, 10, ach 5 Dollar (3 hätten dem Mann auch gereicht, meinte er) kosten. Wie lieb! Wir berichteten noch ein bisschen von unserer Reise und fuhren anschließend weiter zu den Gardens of Hope, die hatte uns Claire empfohlen. 

Wir hatten keine Ahnung, was uns dort erwartete. War es eine Stadt oder tatsächlich Gärten?! Es waren Gärten! Also eher ein großer Garten mit ganz vielen Pfaden an einem See entlang, durch einen Wald, durch Blumenbeete. 

Alles war liebevoll mit alten Dingen dekoriert wie alten Rädern, Fensterrahmen, einer Kutsche. Traumhaft. Die Gardens of Hope kosteten noch nicht einmal Eintritt, man sollte lediglich etwas spenden. Wir verbrachten einige Zeit dort und fühlten uns richtig und völlig entspannt. Es war das pure Luxus, in der Sonne auf einem gemütlichen Holzstuhl zu sitzen, die Schuhe auszuziehen und mit Blick auf den See die Stille zu genießen. Wir konnten gar nicht aufhören!!! Aber da wir noch zum Cavendish Beach wollten, brachen wir nach guten zwei Stunden doch wieder auf! 

Ja und dann - es war der pure Zufall. Agnes fuhr und fragte Daniel, was im 150-Jahre-Kanada-Katalog denn für PEI an Gratisaktivitäten zu erleben sei. Und Daniel antwortete, irgendwas mit LM Montgomery sei frei. Agnes hatte zufällig gelesen, dass es sich dabei um irgendwas mit dem Ort Green Gables handelte, das uns Claire empfohlen hatte und das auch in den Touristenbroschüren erwähnt war. Es lag außerdem ganz nah an Cavendish Beach dran, also hin da.

Es stellte sich heraus, dass Green Gables der Hauptschauplatz des Romans "Anne of Green Gables" von Lucy Maud Montgomery ist. Dabei handelt es sich um ein Kinderbuch von der Autorin, das wohl im englischsprachigen Raum total bekannt ist. Die Autorin hat früher dort oft ihre Großeltern besucht und nutzte die Gegend als Inspiration für ihr Werk. Wegen seiner Bedeutung für die kanadische Literaturgeschichte wurde Green Gables zu einer National Historic Site erklärt und war so umsonst!

Wir schauten uns also die Gebäude an und gingen wunderschöne Pfade durch einige Wälder entlang, die auch LM Montgomery einst gewandert ist. Ja also das war echt schön! Ein toller, zufälliger Stopp!

Als letztes fuhren wir also nach Cavendish Beach, auch das auf Empfehlung. Es stellte sich heraus, dass es zum Nationalpark gehört. Sehr merkwürdig, für einen Strand normalerweise Eintritt zu bezahlen. Also viel, die Parks kosteten alle fast neun Dollar. Nicht nur drei Euro Kurtaxe. Aber - tataaa - es handelte sich um einen Kanadapark! Also ein Gratisvergnügen. 

Bevor wir allerdings loskamen, wollten wir unsere Flipflops anziehen - Daniel fand seine, Agnes nur einen. Sie ärgerte sich ein bisschen über Sir Matelas Moose, der Flipflop muss irgendwo aus dem Auto gefallen sei. Unser Laken übrigens auch, wir fragen uns, wie wir das übersehen konnten. Wie kann denn bitte ein Laken einfach verschwinden?! 

Naja - der Ärger hielt nicht lange, denn die Aussicht vom Strand aufs Meer, die Klippen und der Strand selber waren einfach zu atemberaubend schön. Wir hatten Handtücher mit, auf die wir uns legten. Es war schon gegen 18 Uhr, so dass die Sonne nur noch etwas wärmte, aber es reichte. Was ein bisschen krass war, waren die Winde, die den Sand über die Haut fegten und einen fast ein bisschen peelten... So lange hielten wir es also nicht aus! Wir beschlossen, noch einen schönen Spaziergang zu unternehmen, verstauten unsere sieben Sachen im Auto und liefen los. Mit Handtüchern bewaffnet, um den Sonnenuntergang zu genießen. Wir fanden tatsächlich ein lauschiges Plätzchen am Strand und sahen der Sonne mal wieder zu, wie sie im Meer verschwand (und einer von uns machte erneut 100 annähernd gleiche, trotzdem wunderschöne Fotos...)! Man kann darüber nicht viel erzählen, es war ein Sonnenuntergang. Aber er war einfach der Wahnsinn. An diesem Strand auf PEI. Wir waren auch fast alleine dort!!! 

Auf dem Rückweg trafen wir auf ein Ehepaar, die an einer kleinen Flussmündung (sah aus wie ein Priel) standen, der den Strand in zwei Hälften teilten. Wir grüßten und sie fragten auf Englisch, ob wir die Bewegung im Wasser sehen würden, das seien alles Fische, die mit der Flut kämen, um ihre Eier flussaufwärts zu bringen. Wir dachten erst, die würden uns veräppeln wollen, standen dann aber eine ganze Zeit am Minifluss und beobachteten das Wasser. Und tatsächlich!! Da waren tausende Fische, so groß wie eine Hand, die in irrem Tempo versuchten, den Fluss hinaufzuschwimmen. Es war so beeindruckend. Sie sprangen aus dem Wasser, man konnte sie richtig sehen!!! Gut, dass wir so lange ausgeharrt haben, obwohl es schon kalt wurde. Das war ein Naturschauspiel sondergleichen. Das Ehepaar, Ronny und June, war ganz lieb und wir quatschten viel. Sie luden uns zu sich aufs Cottage ein - mal sehen, ob wir das in Anspruch nehmen, weil sie im Westen wohnen und wir ja eigentlich in den Osten wollen. 

Gegen 23 Uhr waren wir wieder im Auto - und es war nach dem Bettaufbau Schlafenszeit!

Freitag, 09.06.2017 - Cavendish Beach & Charlottentown

 

Der Wecker klingelte um 8.15 Uhr. Agnes wollte aufstehen, aber sie war noch so müde. Daniel fragte, warum sie sich nicht wieder hinlegte und einfach ausschliefe, denn wir wollten erst gegen Mittag in den Nationalpark und eine geführte Tour mitmachen, zu der wir uns vor Ort anmelden wollten. Agnes hatte die Idee, schon davor ein bisschen im Nationalpark spazierenzugehen, aber das Schlafangebot war zu verlockend. So wurde der Wecker auf 11.15 Uhr gestellt und um 12 Uhr standen wir schließlich auf. Agnes räumte den Wagen auf, alles muss ja wieder an seinen Platz gerückt werden, während Daniel erforschte, ob es wohl einen Kaffee im Eingangsbereich des Strandes gäbe. Das nicht - aber dafür Duschen! Yeah! Duschen! Und wer weiß, vielleicht sogar warme...

Bevor es ans Duschvergnügen gehen sollte, wurde aber noch mit einem Kanadier aus Québec geplauscht, der sein Auto neben unserem parkte und wissen wollte, ob er es dort für eine Woche stehenlassen könne. Wir hatten keine Schilder gefunden, die Gegenteiliges aussagten und erzählten es ihm so. Er berichtete uns von Nova Scotia und von seinen Tips, es gibt ja immer viel zu quatschen unter Reisenden!

Danach wurden die Duschen ausprobiert - sie waren warm. Umsonst und warm und außer uns hat sich niemand geduscht. Kein Wunder, denn es waren nicht viele Leute am Strand, da es zwischenzeitlich angefangen hatte, zu regnen. Und wie. Es war ein Regen, wie wir ihn nur aus Montréal kannten. So einer, bei dem man einfach sofort durchgenässt ist. Ja. Naja. Gut, dass wir am Tag zuvor die Sonne so gut ausgekostet hatten!

Wir beschlossen also, den Nationalpark zu skippen und lieber (wer ahnt es?!?!) noch ein bisschen zu ruhen! :) Wir schliefen, ruhten, schliefen, dösten, schliefen bis 15 Uhr und machten uns dann ganz in Ruhe auf den Weg zu einem Supermarkt und anschließend zu einem Tim Hortons. Aber der Weg dorthin mit dem Regen und Wind war nicht schön! Das Auto wackelte richtig. Doooof! Und kalt war es geworden! Abends wollten wir eigentlich in ein Autokino, aber auch das vertagten wir auf den kommenden Tag - denn mit Scheibenwischern einen Film zu sehen, macht ja nun auch keinen Spaß. 

Tja - und das war der Tag! Auch mal schön, denn es war echt die pure Entspannung! Nur der Regen nervte ;)

Samstag, 10.06.2017 - Charlottetown & Stanhope Beach

 

Uff. Irgendwann am ganz frühen Morgen hörte der Regen ein Glück auf. Es hatte vorne auf der Beifahrerseite ein bisschen durchgeregnet, so dass wir beschlossen, am nächsten Tag gleich noch ein bisschen mehr Silikon zu kaufen und damit ein paar Öffnungen am Auto zu schließen. Davor gab's noch einen kleinen Kaffee bei Schnorton - mmhh. Nach unserem Walmart-Silikon-Brot-Bananen-Studentenfutter-Besuch und dem Füllen der Löcher im Auto fuhren wir nach Charlottetown rein und parkten irgendwo. Inzwischen hatte sich der Hunger eingestellt! Aber es sollten nicht Burger, Pommes oder Pizza sein :) Daniel entdeckte ein Schild, das auf einen Thai-Food-Streetfood-Laden hinwies, also hin da! Ui und für acht Dollar gab es ein herrliches Essen. Cashew-Hühnchen mit Reis bzw. Glasnudeln, frischem Gemüse und einer Frühlingsrolle. Es war alles so frisch, knackig und köstlich! Und die Verkäuferin war ganz nett und plauschte mit uns. 

Anschließend machten wir uns auf in die Stadt - wir wollten ins Province House, das Parlamentsgebäude von PEI, denn dort fand 1864 die Charlottetown-Konferenz mit Vertretern verschiedener Kolonien erstmals den möglichen Zusammenschluss zu einer Kanadischen Konföderation berieten. Deshalb nennt sich PEI auch "Birthplace of Confederation". Aber leider (schon irgendwie typisch Kanada...) ist das Gebäude "under construction". (Oh man, wie oft man diese Schilder liest!)

Naja, nicht schlimm, gegenüber gab es eine hübsche Kirche, in die wir gingen. Da war eine Veranstaltung zum 50. Jahrestag einer Frauengruppe dieser Kirche. Das war witzig! Man hat sich sehr über unseren Besuch gefreut und wir durften uns am Buffet (Sandwiches und Früchte) bedienen. Die Damen und ein Pastor haben sich angeregt mit uns unterhalten, eine Frau kannte sogar Hannover, weil ihre Tochter den kanadischen Pavillon auf der Expo 2000 dort betreut hat. 

Dann ging's noch in einen Souvenir-Shop, zum Hafen und zu COWs! COWs ist der Eisladen in Charlottetown. Jeder durfte zwei Kugeln und Agnes die oberfancy Waffel mit Schokolade und bunten Streuseln (die war gar nicht so toll, aber fürs Foto super....)

Oh ach und dann machten wir noch einen Abstecher zum Strand!

Ja und dann machten wir etwas, das Agnes schon immer, immer machen, also erleben, wollte: Wir fuhren ins Autokino!!! Ja, in ein Autokino auf PEI! Wer hätte gedacht, dass es sowas dort gibt! Es wurden zwei Filme gezeigt, Wonder Woman und Everything Everything. Wir hätten aber auch jeden anderen Film genommen :) Der Spaß kostete elf Dollar pro Person und eingeschlossen war ein Getränk. Das Kino öffnete um 20 Uhr und war, als wir zu dieser Uhrzeit ankamen, schon gut voll. Man sollte das Radio einschalten, um den Film zu hören, was ein Problem war, weil wir ja kein funktionierendes Radio haben... Es gab zwar auch Boxen um die Leinwand, aber so laut waren die nicht. Da hatte Daniel die geniale Idee, mit seinem Handy zu versuchen, das Radio einzuschalten, weil sein altes noch eins installiert hat, das kein Internet braucht! Yay! Es klappte! Wir holten uns also unser Getränk, machten uns kleine Canapés (wir hatten Baguette gekauft), holten Decken und Kissen und als es gegen viertel nach 9 dunkel wurde, ging es los. Wir standen in der zweiten Reihe an der Außenseite und konnten sehr gut sehen! Ach, ein tolles Erlebnis, auch wenn Wonder Woman ein wahrlich schlechter Film war (Wahnsinn, wie schlecht, ehrlich gesagt). Aber Everything Everything riss es wieder raus! 

Gegen 3 Uhr war das Spektakel zu Ende und wir fuhren an den Strand, weil wir am nächsten Tag einen gemütlichen Strandtag machen wollten! Es war gar nicht so leicht, im Dunkeln einen Parkplatz zu finden, weil die einfach nicht immer ausgeschildert sind und die Beleuchtung so mittelgut war. Aber wir fanden einen und schliefen sehr gut!

Sonntag, 11.06.2017 - Stanhope Beach

 

Entspannungstag am Strand! Yeah! Wir standen mittags auf, freuten uns tierisch über unseren Stellplatz, denn auch dort gab es Duschen und packten die Campingstühle, unsere Handtücher, Literatur und ein paar Früchte zusammen und zogen los. Es war schön am Strand, die Sonne schien, es war ein bisschen was los, der Sand war recht feucht, was eigentlich bedeutet, dass er nicht so doll wegweht und einen peelt (...), die Konditionen für einen schönen Tag standen gut!

Es war auch schön, da kann man nichts gegen sagen. Aber die Kombination aus Windböen und Sand war einfach gemein. Garstiger Wind! Garstiger Sand! Wir waren innerhalb von nullkommanichts eingesandet und mit uns alles, was wir mithatten!!! Wir hielten das sogar gute drei Stunden aus, aber dann reichte es uns! Das Sandpeeling musste nicht sein, so dass wir uns weiter oben auf einen Rasen setzten und von dort das Wasser genossen. Äh ja. Da wehte es mehr! Ok, es war auch schon gegen Abend, so dass wir beschlossen, zu duschen und Nudeln zu essen!

Gegen 21.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zu einem River am Strand, weil wir noch einmal die kleinen Fische sehen wollten, die den Fluss hochschwimmen, um dort abzulaichen. Wir mussten gar nicht lange laufen, da sahen wir ein Fischerboot und zwei Männer, die dabei waren, ein Netz ins Wasser um den Fluss zu legen. Wir also hin. Und dann haben wir erstmal unsere ganzen Fragen gestellt :) Also nachdem die Arbeit getan war natürlich. Die Fischer brauchen also eine Lizenz und jeder hat seinen Spot, an dem er zwei Wochen lang (außer an den Wochenenden) fischen darf. Sie dürfen entweder links oder rechts vom Fluss sein Netz aufbauen, weil ein paar Fische auf jeden Fall durchkommen sollen zum Ablaichen. Sie machen es vom Wind abhängig und davon, woher das Seegras kommt. Ja und dieses Jahr sind die Fische wohl zwei Wochen später dran, weil es ungewöhnlich kalt ist. Die Fische werden dann an die Hummerfischer als Anfütterungsmaterial verkauft. Die Fischer stehen bis zum Morgengrauen dort, sogar bis 5 Uhr. Wenn die See ruhig ist, können sie sich im Auto ausruhen, sonst wir das Netz bewacht! Echt interessant! Das Netz wurde auch ein bisschen voll mit der Folge, dass nur wenig Fischies den River hinaufschwammen und wir kein großes Spektakel hatten. Naja. Es war trotzdem wieder schön und außerdem warm!

Wir hatten einige Fenster im Van auf und es war der Wahnsinn, wie unser Auto von den kurzen Böen immer wieder geschaukelt wurde. Und der Sand kam durch jede Ritze! Argh! Naja, wir entsandeten noch einmal alles, lasen noch gemütlich und gingen dann zu Bett - auf eine geruhsame Nacht...

Die gegen 5 Uhr morgens durch - wieder - garstiges, garstiges Sirren gestört wurde. Sogar mit Oropax war das penetrant laut - Mücken. Eine, zwei, drei. Bsss. Bsss. Wir waren hellwach und gingen auf die morgendliche Jagd. Es hat ewig gedauert, weil wir immer wieder eingenickt sind und vom Surren wieder aufgewacht sind, aber schließlich hatten wir sie alle. Ein Glück!

Montag, 12.06.2017 - Stanhope Beach, Wood Island, Pictou, NS & New Glasgow, NS

 

Abschiedstag von PEI! Wir wollten um 13 Uhr die Fähre von Wood Island nach Pictou in Nova Scotia nehmen. Uns dröhnte beiden der Kopf von den Unterbrechungen der Nacht und davon, dass sich Sir Matelas Moose immer ganz gut aufheizt...

Es gab Müslifrühstück und gegen 11.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Fähre. Mit dem ganzen Verkehr und Stau (wegen "under construction"-Baustellen) hatten wir nicht gerechnet, so dass wir erst um 12.50 Uhr an der Fähre waren - und noch mitkamen! Yeah! für 72 Dollar durften wir beide und das Autochen 75 Minuten nach Nova Scotia reisen. Das Rauffahren auf die Fähre war aufregend, unser Van ist ganz schön dick! Und wir mussten an den anderen Autos vorbei recht weit vorne in unserer Spur fahren. Hat aber gut geklappt. Noch schnell das "Der Gashahn ist zu"-Schild an den Propantank angebracht, dann ging es nach oben aufs Deck. 

Ui, es war warm. Herrlich! Wir genossen die Fahrt über die See sehr! Um 14.30 Uhr kamen wir an und fuhren erst einmal die nächste Touri-Info in Pictou an, die tatsächlich am ersten Tag nach der Saison wieder geöffnet hatte. Agnes griff ordentlich beim Infomaterial zu - auf Nova Scotia schein viel zu gehen! Danach gings zu Schnorten, wir googelten erstmal, wo wir als nächstes hinwollten. Und dann schauten wir uns den Hafen an, wuschen unsere Wäsche in einem Waschcenter und fuhren abends New Glasgow an, wo wir in einem Hotel darum baten, unsere Kühlakkus zu kühlen (lief!).

Ja und mit dröhnendem Mücken-Kopf gingen wir schlafen!  

Dienstag, 13.06.2017 - New Glasgow, Arisaig Provincial Park, Cape George & Antigonish

Neuer Tag, neues Glück! Erstmal holten wir die Kühlakkus ab, dann fuhren wir los - zu Dollarama, weil uns noch einige Sachen fehlten. U.a. kauften wir uns coole Cappies (haha!!), weil man das hier trägt. Gerne genommen ist ein Kanada-Cap, man steht zu seinem Land. Und so gab es also eine Kanada-Mütze, die wie eine Truckermütze aussieht, für Agnes und ein cooles schwarzes Cappy im Hip-Hop-Stil für Daniel. Yeah. So gut ausgestattet konnte es losgehen in Richtung Sunrise-Trail. Die Autowege haben hier ja alle Namen und sind an den Straßen ausgeschildert, was es leicht macht, sich zu orientieren. Na sagen wir "leichter", weil (hatten wir das schon erwähnt?!) Kanada ausschildern ja nicht so gut kann. Man liest z.B. "Soundso Provincial Park in 2 km" und muss sich selbst ausrechnen, wo diese zwei Kilometer wohl zu Ende sind, weil erst genau dort wieder ein Schild steht. Meistens klein und versteckt und wenn man mit 80km/h fährt, ist eine Vollbremsung eher nicht so schön. Ja, Kanada, da kannst du noch was lernen. 

Na wir folgten jetzt also dem Sunrise-Trail. Der führte uns von New Glasgow in Richtung Arisaig Provincial Park, aber davor fuhren wir noch kurz in einen Sandweg rein, um zu frühstücken. Es war der Anfang von einem Weg, der zu einem Wohnwagen-Parkplatz führte und wir blieben bei einem Haus davor stehen. Aus dem Haus kam ein recht alter Mann, den Daniel fragte, ob wir dort wohl kurz stehenbleiben könnten. Nein, das ginge nicht, sagte er. Agnes stieg auch aus und dann wurde erst einmal geplauscht, der alte Mann hatte Zeit und Lust auf ein Gespräch. Er war nett und bot uns an, weiter unten bei den Wohnwagen stehen zu bleiben und sagte sogar, wir könnten umsonst auf dem Parkplatz übernachten, aber das wollten wir nicht. Es war unglaublich, wie viele RVs beim alten Mann Urlaub machten. Also das war wirklich irgendwo im Nirgendwo. Schön, aber ob man dort seine gesamten Sommerferien verbringen will... Wir entschieden, dass das nichts für uns wäre ;) Aber für ein Frühstück war es prima!

Unterwegs sahen wir einen typischen Stopp-Schilderhalter. Die sind so lustig! Die stehen an der Straße vor Baustellen und drehen ihr Stopp-Schild entweder mit dem Schriftzug zu einem oder wenn man fahren darf, steht auf der anderen Seite "slow". Es gibt auch ein "Follow-me"-Car,, das einen durch eine Baustelle führt! Die spinnen, die Kanadier!!

Für uns ging der Weg in Richtung Arisaig Provincial Park, es war irre schwül und das Herumlaufen richtig anstrengend! Der Park war aber schön, es sollte alte Fossilien in den Steinen geben, die man aber echt hätte suchen müssen (und dafür war es zu warm)... Wir fanden aber ein paar coole Steinaushöhlungen und einen schönen kleinen Wasserfall. Als es etwas zuzog und drohte, gewitterig zu werden, fuhren wir lieber weiter!

Und zwar nach Cape George, dort sollte es mal wieder ein Lighthouse geben, zudem einen kleinen Hiking-Trail. Das Gewitter zog vorbei, es hatte sich aber ein wenig abgekühlt und wir waren frohen Mutes, noch ein bisschen hiken zu können. 

Cape George befindet sich an der letzten Landspitze vor Cape Breton, von dort könnte man theoretisch auf PEI schauen. Wir waren landschaftlich mal wieder sehr, sehr angetan. Der Sunrise-Trail hatte viel Grün, Wälder, Wiesen, und führte auf der anderen Seite immer ganz wunderbar am Wasser entlang. Und an dieser Farbkombination kann man sich einfach nicht sattsehen! Und dann kam Cape George :D Wir hatten leichte Schwierigkeiten, den Leuchtturm zu finden... Doch seht selbst im Video, wie es uns auf der Suche ergangen ist... 


Als letzten Stopp dieses Tages hatten wir uns Antigonish vorgenommen. Das ist eine hübsche kleine Studentenstadt, die am Wasser liegt. Es gab sogar eine kleine Fußgängerzone mit vielen Restaurants und hübschen kleinen Geschäften dort, wir fühlten uns richtig wohl. Überall waren Malereien an den Wänden und junge und alte Leute joggten und walkten durch die City. Den Abend genossen wir nach einem kleinen Sightseeing beim Italiener, naja, es war eine Kette, aber trotzdem sehr lecker (wenn auch recht wenig). Wir waren recht groggy und fielen alsbald in einen tiefen Schlaf. 

Mittwoch, 14.06.2017 - Antigonish, Judique & Inverness

 

Aufwachen in Antigonish! Wir hatten gelesen, dass es ein hübsches kleines Museum geben soll, das wir (nach unserem Abwasch bei Schnorton) aufsuchten. Es war gratis - immer gut. Man sollte sich ins Gästebuch eintragen und konnte etwas spenden. Wir lernten ein bisschen was über die Geschichte von Antigonish (ist aber schon wieder im Gedankennirvana verschwunden...), schnackten mit einer Studentin, die dort arbeitete und nebenbei Kuwi studierte und fragten nach dem Hikingtrail. Der war ganz in der Nähe und führte am Fluss entlang.

Vorm Museum quatschten wir mit einer älteren Lady aus dem Ort, die uns berichtete, dass sie spät geheiratet hätte, weil sie davor mit ihrem jetzigen Mann auch viel gereist sei. Nach dem Reisen hatte sie das Gefühl, nun bereit zu sein, sich zu setteln. Sehr sympathisch! Ein Motorradfahrer, der sich ein paar Tage Urlaub genommen hatte, schnackte auch noch mit uns. Ist interessant, was für Reisende man so kennenlernt! 

In Anbetracht der Tatsache, dass es schon wieder recht spät war, entschieden wir uns dafür, nur einen Teil vom Trail zu laufen. Der war aber schön, am Fluss entlang. Alle Leute, die uns begegneten, waren so cool wie wir und trugen Cappy. Und man grüßte sich, was Agnes sehr gut gefällt. Eigentlich grüßt man sich immer überall (also in kleineren Ortschaften). Und auf PEI auch von Auto zu Auto. Toll, das macht das Leben schöner! Fröhlicher.  

Wir wollten nämlich zur Mittagszeit in Judique sein, um ein Lunch Concert im Celtic Music Center zu genießen. Davor stoppten wir noch bei der Touri-Info von Cape Breton, weil es für uns nun auf diese Insel gehen sollte... Agnes nahm so viel Infomaterial mit, dass Sir Matelas Moose in der Mitte fast durchhing :D Aber gut informiert ist die halbe Miete!

Und warum "Celtic Music Center"? In Cape Breton haben sich vor einigen hundert Jahren irische und schottische Siedler niedergelassen, deshalb ist die keltische Kultur dort noch sehr weit verbreitet. Man liest gälische Namen unter den englischen oder französischen Ortsnamen, überall gibt es keltische Musik, Square Dance oder Stepptanz usw. Über die keltische und gälische Kultur kann man hier noch einiges nachlesen: Novascotia.com.

Wir erreichten Judique leicht hungrig und hörten das Gefiedel schon von draußen! Yeah! Keltische Fiddlemusik! Drinnen saßen ein paar Leute, ein Keyboardspieler begleitete das Mädchen an der Fiedel. Das war schön. Wir bestellten einen Blaubeer-Breadpudding und machten es uns gemütlich. Irgendwann fragten die Musiker, woher wohl jeder einzelne käme, ach und das ist immer herrlich, weil wir immer ein "Awwww, from Germany" bekommen. Immer. Meistens noch ein "far away" oder so. Toll! Wir genossen also unseren Brotpudding und fuhren danach gestärkt weiter Richtung Inverness. 

Davor gab's noch einen Halt irgendwo am Strand. Es sah da so schön aus, wir mussten einfach anhalten. Da es aber zuzog, gönnten wir uns erstmal einen Mittagsschlaf. Das ist wirklich herrlich, einfach irgendwo stehenzubleiben und eine Runde zu ratzen :)

Als wir wieder aufstanden, schien die Sonne, ,aber es war ganz schön windig. Egal. Zuerst sind wir hinter einer Düne langgegangen, wo eine Bank stand, die direkt auf die Düne gezeigt hat. Das war witzig, weil man in die andere Richtung viel mehr gesehen hätte.

Irgendwann (wir wissen beide nicht mehr, wann) haben wir angefangen, nach Seeglas zu schauen, weil Daniel einen Spiegel-Artikel gelesen hatte, dass rotes Seeglas recht wertvoll sei. Dazu nutzten wir dann den Strandspaziergang. Auch sammelten und sammeln wir hübsche Steine, wir haben ja schon alle möglichen. Aber es kommen immer wieder neue hinzu :) Leider verrückt!!

Nach dem durchpustenden Spaziergang startete Sir Matelas Moose zu seinem letzten Ziel, Inverness. Wir hatten dort nach Couchsurfing-Möglichkeiten geschaut, aber leider hatte keiner geantwortet. Also blieben wir am Strand stehen, was auch gut war. Vor allem gab es dort einen Golfplatz mit sehr gepflegten Toiletten :) Nur für Golfer, aber egal! Wir spazierten also wieder Seeglas suchend am Strand entlang, auch am Rande vom Golfplatz, der wohl zu einem der besten in Kanada zählt. Abends gab es noch, sonnenuntergangguckend, ein Brot, Agnes wollte sich im Golf-WC die Haare waschen, aber die Golfer hatten schon abgeschlossen (gemein! :) ). Auch versuchten wir unseren neuen Trick anzubringen: Daniel fragt Leute, ob wir über Nacht an bestimmten Stellen parken können und Agnes fragt, ob es öffentliche Duschen gibt. Wir haben die Hoffnung, dass Leute sagen, dass wir bei ihnen parken bzw. duschen können :) Hat leider nicht geklappt, aber der Platz war auch echt schön! War also ok!

Donnerstag, 15.06.2017 - Inverness, Margaree Forks, Whale Cove & Chéticamp 

 

Wir wachten in Inverness auf und Agnes wusch sich in der Golfertoilette etwas unbequem die Haare. Aber manchmal nützt es nichts ;) Wir hielten beim Supermarkt, weil wir Marmelade und Früchte kaufen wollten, außerdem nannte man uns die Adresse von einer Bäckerei, also besser gesagt einer Einrichtung, in der Behinderte in einer Backstube arbeiteten. Wie herrlich es dort duftete! Es gab frische Brötchen (Buns) dort, außerdem investierten wir in zwei Zimtschnecken und sechs Zimtkekse. 

Danach fuhren wir zunächst einmal nach Margaree Forks, denn in den vielen Broschüren, die Agnes mitgenommen hatte, stand, dass es dort einen hübschen Provincial Park geben sollte. Über die Ausschilderthematik hatten wir ja schon einmal geschrieben. So war es wieder :D Zuerst hielten wir irgendwo an einem Haus, in dem man Kajaks etc. mieten konnte. Dort sagte man uns, es seien noch zwei Kilometer bis zum Park. 

Wir machten uns also auf den Weg und sahen nach zwei Kilometern ein kleines Schild mit der Aufschrift "Picnic Park". Ja aber wir wollten ja auch ein bisschen laufen und Provincial und Picnic sind ja nun nicht das gleiche?! Also weiter. Zweiter See. Komisch. Kein weiteres Schild. Sollten Picnic und Provincial also doch das gleiche sein?! Wir also zurück, in den Park, ja, das schien er wohl zu sein. Es gab ein paar Tische und Stühle, eine große Wiese, viel Grün auf der anderen Seeseite und unfassbar viel Hundekacke. Also sowas! Wir suchten nach einem Weg zum Spazierengehen, fanden aber nur einen kleinen Pfad, so dass wir also doch noch ein Stück weiterfuhren. 

Es gab kein weiteres Hinweisschild, also parkten wir irgendwo und gingen einfach querfeldein einen kleinen Pfad entlang. Er war schön, wild und führte uns zunächst einmal zum zweiten See. Ui also da war es schön, weil da ganz viele Glitzersteine lagen und wir die einzigen Besucher waren! Wir haben später erfahren, dass es sich bei den Steinen um welche aus der Mica-Mineraliengruppe handelt (Glimmergruppe auf Deutsch). Schade, nix wert :D Aber irre schön!!!! Ob davon einer im Auto ist?!

Wir genossen die Sonne und spazierten ein bisschen durch den Wald, aber der Pfad war an einer Stelle sehr matschig und wir hatten außerdem noch einige Dinge auf dem Schirm, die wir besichtigen wollten. Zudem hatten wir den Plan, abends in Chéticamp zu sein, da sollte ein Public Square Dance stattfinden!

In Margaree Forks begann der Cabot Trail! Es wurde merklich hügeliger. Aber auch noch schöner! Nächster Halt: Whale Cove. Man, fanden wir hier viel Seeglas. Und Schönheit. Man kann es in Fotos nicht wiedergeben, wie zauberhaft es überall ist. Ach so ja, die Sonne schien :) Die begleitete uns schon ein ganzes Stück! Whale Cove war der absolute Oberhammer! Wir genossen Zimtkekse und hielten Ausschau nach Walen, wir sahen keine, aber das war auch nicht so schlimm... Wir spazierten einfach durch die Gegend und sogen die Naturvielfalt ein.

Ja, und der letzte Halt war also Chéticamp (sehr arkadisch geprägt). Wir wollten zum Square-Dance-Spektakel auf einem Platz im Dorf gehen, das sollte abends im Rahmen des "Roots to Boots"-Festivals stattfinden. Davor wollte Agnes aber unbedingt die inzwischen schon vollständig aufgetauten Icepacks loswerden. Wir fanden einen Parkplatz direkt neben dem Square-Dance-Eventfeld und sahen eine Frau, die auf ihrer Veranda stand. Also schnell hin da mit der Frage :) Claire hieß die Frau, die sagte, klar, das sei kein Problem, wir könnten die dann morgen gegen 8 Uhr einfach wieder abholen. Prima! Sie fragte auch, ob wir uns dann beim Square Dance wiedersehen würden. Ja, logo! Scheint ja ein mega Event zu sein... 

Für uns ging's zunächst mal zum Dépanneur (endlich mal wieder eine französischsprachige Stadt!), dort war nämlich eine Toilette. Wir schnackten mit der Verkäuferin und einem älteren Mann, gönnten uns ein Eis in den Farben der Arkadier (weiß, rot, blau) und dann fing auch schon der Tanz an. Wir waren sogar etwas zu spät da. Ein Mann auf der Bühne gab den Tanzenden zu Livemusik (Fiddle und Keyboard) im Takt die Schritte oder Bewegungen durch, die sie zu befolgen hatten (an den Händen fassen, in den Kreis gehen...). Das war stark! Es gab eine Gruppe (der linke Kreis), die es richtig drauf hatten. Die mittlere und die rechte waren ganz ok. Witzig ist, dass wir nach einigen Tagen in Chéticamp das Video wieder anschauten und realisierten, dass wir zu dem Zeitpunkt die Hauptakteure des mittleren Kreises kennengelernt hatten! 

Wir fanden Claire und ihre Freundinnen wieder und sie fragten uns, ob wir später noch in den Pub (ins Doryman) kommen würden, da wäre noch Musik und Party. Megal! Klaro!!! 

Nach der großartigen Einlage spazierten wir also zum Doryman, entdeckten aber, dass ganz viele Leute am Hafen standen und mussten natürlich - neugierig, wie wir sind - einen Abstecher dahin machen. Ui also das war stark. Da räumten zu fetziger Partymucke junge Fischersleute ihre Krabbenboote aus. Vier Boote voller Krabben hatten sie gefischt, erzählten sie. Unfassbar. Also das war echt krass. Es war wohl auch ein echt guter Tag für die und sie mussten sich ranhalten, weil die Krabben nur dann gut sind, wenn sie noch leben. Und so lange können die nicht ohne Wasser sein. Wie viele Fischer wir einfach kennenlern(t)en! Man kann - zumindest an der Küste - raten, was die Leute machen. Fischerei, Tourismus oder irgendwas im Gesundheitssektor (so viele "OTs" (Occupational Therapist, also Ergotherapeut), Krankenschwestern oder Physiotherapeuten hab ich überhaupt noch nie gesehen! Oh, oder sie arbeiten für Parks Canada. Das ist auch ein gigantischer Arbeitgeber. 

Na und dann führte uns unser Weg endlich in den Pub. Claire und die anderen waren schon da und winkten uns. Wir mussten uns zwei Stühle organisieren und setzten uns dazu. Yeah! Die ersten Dudes kennengelernt. An unserem Tisch saßen die drei Frauen, noch ein Schüler von Claire, wie wir später erfuhren, und ein Typ, von dem wir bis jetzt nicht wissen, wer er war :) Wir bestellten Pommes und Poutine und ließen uns ein Bier empfehlen (Belgian Moon), stießen an und schnackten die ganze Zeit mit den neuen Freunden. Claire ist Lehrerin, ihre Freundin Nadine arbeitet bei Parks Canada, wo Claire auch anfangen wird. Der Junge war Sommerjob-Aushilfsfischer und spielte die Fiedel. Ja, die Fiedel können dort oben offenbar viele spielen! Vier Leute auf der Bühne fiedelten fröhlich vor sich hin, es war ein Tribute-Konzert für einen verstorbenen Geigenspieler aus Chéti (chatty eher :) ) Keine Ahnung, bis wann wir blieben, es war bestimmt gegen 23 Uhr. 

Uns wurde wärmstens empfohlen, am nächsten Tag die 10-Uhr-Wanderung zum Blueberry Mountain mitzumachen. Nadine fragte, ob wir im Hiken erfahren seien, und wir sagten, wir sind schon ein paar Trails in den Nationalparks gelaufen. Und die waren z.T. ja nicht so ganz ohne.. (Aber was uns dann am nächsten Tag erwartete, war doch nochmal eine Spur anders :D ). Auch sollten wir zu Claudias Café gehen, denn Claudia ist Deutsche, und wir hatten die vom Alkohol beeinflusste Idee, in Chéti arbeiten zu wollen, so dass uns auch eine Arbeitsvermittlerin empfohlen wurde. 

Nadine nahm uns mit nach Hause, weil wir ja bei Claire um die Ecke standen. Ja und Claire bot uns an, noch hereinzukommen, unsere Sachen zum Waschen dazulassen und am nächsten Tag bei ihr zu frühstücken. und zu duschen. Unfassbar, so was Nettes. Solche Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Das nahmen wir gerne an! Wir hätten sogar bei ihr schlafen können, aber wir haben ja unseren Van. Man will es ja nicht übertreiben! Ein prima Tag! Chéti rockt!

Freitag, 16.06.2017 - Chéticamp
 
Morgens Frühstück bei Claire. Es gab den stärksten Kaffee, den wir je getrunken hatten! Um 8 Uhr standen wir kerzengerade!! Davor bzw. danach gab es noch eine schöne Dusche, herrlich. Claire hatte auch unsere Wäsche gewaschen, sie ist ein Early Bird. Anschließend kramten wir noch im Auto herum und machten uns dann auf den Weg in den Nationalpark, denn vom dortigen Infoschalter aus sollten wir die Stelle erfahren, an der wir uns zum Wandern treffen würden. Wir also hin, es war 9.15 Uhr, also noch genug Zeit. Wir trafen Nadine wieder (herzliche Umarmung) und erfuhren den Treffpunkt, zu dem wir anschließend losfuhren. Es war inzwischen 9.45, als wir ankamen. Wir sollten uns auf der linken Seite an Cap Rouge auf dem Parkplatz beim Exhibition Center treffen - und wir waren die einzigen. Und von einem Exhibition Center war nichts zu sehen. Ohje. Hatten wir den Treffpunkt falsch verstanden?! Oder war die Ausstellungstafel das beschriebene Exhibition Center?! Nee, oder? Oder doch? Wir grübelten, bis endlich die ersten Autos eintrafen. Und die Aussteigentden sahen nach Laufen aus. 

Agnes hatte übrigens etwas gemütlich-hübsches an, Strumpfhose und einen gelben Rock, denn sie dachte noch, es sei wohl mehr ein Spaziergang als eine Wanderung. Also halt so etwas, wie Daniel und sie auch immer gemacht hatten. Ja. Naja :)

Wir stiegen also aus und recht schnell kam ein älterer Mann (Vater-Generation) auf uns zu und stellte sich uns vor, außerdem seine Frau Brenda und seine zwei Freunde Annette und Leonard. Außerdem Daniel Aucoin, den Fotografen. (Konnten wir uns die Namen wohl beim ersten Mal merken?!) Der weibliche Guide begrüßte uns, wir waren wohl so 20 Leute und ein junger Hund, und erklärte uns, dass es einen den meisten unbekannten Pfad hinaufgeht, den ehemaligen Cabot Trail hinauf. Dort sollten wir an einigen Siedlungen der First-Nation-People vorbeikommen. John Cabot, ein italienischer Seefahrer, gilt nach den Wikingern im 11. Jahrhundert als erster europäischer Entdecker, der das nordamerikanische Festland erreichte (1497). 

Und dann ging's los. Rauf, rauf, rauf, immer schnell den Berg hinauf. Das Durchschnittsalter lag um die 50 herum, aber Menscheskinder, hatten die "Alten" Fahrt drauf. Das war kein gemütlicher Spaziergang. Das war ein Marsch! Seht selbst:


Der Ausblick oben war das Geklettere aber wert, das muss man sagen. Der Marsch war auch nicht superanstrengend oder so, aber als wir oben ankamen, sind wir durch so dichtes Gestrüpp, Moose und Gräser gegangen, dass man so schwer vorankam wie in hohem Sand. Das war irgendwie spannend, weil die Fläche ganz eben aussah und nicht nach schwerem Gehen. Wir machten gemütlich Pause, quatschen mit den anderen und es wurden Snacks herumgereicht (darauf waren wir nicht vorbereitet, wir hatten nur Müsliriegel für uns mit). Es gab Feigenbällchen, Kirchen, Kokosbebäck, Studentenfutter etc. Die Parks Canada-Lady erzählte uns ein bisschen von der Landschaft und wir fanden ein Moose-Skelett. Oh eine Frau war mit auf dem Trail, die auch bei Parks Canada arbeitete, meine Güte, war die anstrengend. Ui, da brannten einem die Ohren nach. Und ein junger Mann war auch dabei, der am Tag zuvor schon beim Square Dance mitgemacht hatte. 

Na und dann kam der krasse Part - runter. Davor waren wir vom Blueberry Mountain noch auf Cap Rouge geklettert, wenn man schon mal oben ist... ;) Denn danach schlug Daniel Aucoin vor, dass wir doch offtrail runterwandern sollten. Also wirklich, es gab keinen Pfad, man ist einfach durch Gebüsch, Gestrüpp, sonstwas gegangen. Man konnte noch nicht mal mehr den Boden sehen! Jerome trat Agnes sogar seinen Hikingstock ab, weil sie sich leider dreimal hinlegte.. Aber das war auch echt mal ein anderer Schnack als die Pfade, die wir bis jetzt gegangen sind! Es hat schon Spaß gemacht, war aber ganz anders als alles Bisherige, vor allem auch, weil es um das Wandern ging und nicht um Fotosmachen oder auch mal irgendwo mal anhalten. 

Unten angekommen, war Agnes ganz schön groggy, Daniel auch. Agnes fragte nach einer öffentlichen Dusche und Leonard lud uns ein, bei ihm zu duschen. Daniel hatte davor schon seine Adresse erfahren. Wir waren etwas verwirrt, weil er berichtete, dass Jerome und Brenda auch bei ihm wohnten. Hä, waren alle da? Und in welcher Beziehung standen die nun zu Daniel?! Verwirrend!

Wir wollten noch kurz dableiben, weil die Guidelady uns erklären wollte, wie man mit Kompass und Karte arbeitet. Außerdem war in der Bucht, an der wir standen, ein Wal, den Daniel von oben nicht gesehen hatte, weil er seine Brille nicht mithatte... Also Wal geguckt, Kompass erklärt, danach wollten wir eigentlich zur Arbeitsvermittlung, aber das war leider zu spät - die Vermittlerin war gerade gegangen. Also riefen wir Leonard an, der uns mit seinem Auto den Weg zu sich zeigte (wir fuhren ihm hinterher). Alle waren da. Brenda, Annette und Daniel wollten noch kurz zum Gypsum-Mine-Trail und wir sollten mit :) Also sind wir gegen 16 Uhr aufgebrochen und haben uns einen tiefblauen See angeschaut, an dem wir alleine waren. Der sah stark aus. Da war früher eine Gypsmiene, deshalb hieß der Trail so. 

Ja und anschließend konnten wir dann gemütlich duschen. Len und die anderen fragten uns, ob wir abends beim Essen im Gemeindezentrum mit dabei seinen, wir sagten: Klar! Das fand im Rahmen des Festivals statt und es sollte Chicken-Fricot (arkadischer Eintopf) und Kuchen geben. Gemeinsam machten wir uns also auf den Weg, man hatte offenbar reservieren müssen, aber das hatten Len und Annette erledigt. Wie lieb! Und sie bezahlten auch den Eintritt für uns. Mega lieb!!! 

Gemeinsam snackten wir also Fricot, Brötchen und Pie (es gab sogar eine kostenlose zweite Fricot-Runde für alle), anschließend Butterscotch-Kuchen. Und lauschten das nunmehr dritte Mal zu keltischer Fiedelmusik, dieses Mal mit Gesang. War auch schön. Nach dem Essen und guter Unterhaltung inklusive viel Gelächter ging es noch zu den Gastgebern nach Hause, Jerome spielte Gitarre und wir saßen lange zusammen. Und durften vor dem Haus parken und uns anpluggen. Ach herrlich! 

Samstag, 17.06.2017 - Chéticamp

 

Der Morgen startete geben 9 Uhr mit einem leckeren Frühstücks inklusive Eier Benedict bei Leonard und Annette. Inzwischen hatten wir herausgefunden, dass Jerome ein Aucoin ist (mit Nachnamen). Und das so ziemlich jeder in Chéticamp Aucoin heißt. Kein Witz! In Québec waren es die Tremblays, dort die Aucoins. (Wir haben später einen Aucoin ein paar Städtchen weiter gefragte, ob er zufällig aus Chéti käme - ja!!!!). Und Len berichtete, dass früher in arkadisch-religiöser Tradition die Jungen mit erstem Vornamen alle Joseph und die Mädchen Maria hießen.

Wir hatten Zeit, denn um 13 Uhr sollte die Wanderung zu den Wasserfällen losgehen. Auch das fand im Rahmen des Festivals "Roots to Boots" statt. Die Wanderung war schön, unspektakulär, aber wir unterhielten uns gut mit den neuen Freunden! Der Ausblick war auch ganz schön, aber Wasserfälle kennen wir ja schon :) 

Anschließend gönnten wir uns einen Kakao und ein Stück Kuchen bei Claudia, der Deutschen, von der wir schon am ersten Tag gehört hatten. Claudia wohnt seit 12 Jahren in Chéti und arbeitet immer im Sommer, wenn die Touristensaison ist. Sie arbeitet dann 11 Stunden am Tag und hat für Treffen oder Ähnliches keine Zeit. Dafür ist dann im Winter Zeit, wenn sie arbeitslos ist. Sie sagte, es sei das schönste Leben, das sie bisher geführt hat, aber man müsse auch wissen, dass der Winter hart, dunkel und recht langweilig sei. Sie meinte, dass es Leute gebe, die sich im Sommer ein Haus in der Region kauften und im nächsten Jahr wegen der dunklen Jahreszeit wieder weg seien! Interessant. Und krass, dass sie so ehrlich war! Wir ließen uns den Kuchen schmecken, Daniel organisierte ein Skype-Gespräch mit seiner Mum und Oma und im Anschluss fuhren wir in den Supermarkt, denn wir wollten den neuen Freunden am nächsten Morgen Frühstück zubereiten. Wir hatten uns ausgedacht, Brezeln, Rührei und Quarkspeise zu machen. Gegen 17 Uhr waren wir also aus dem Supermarkt raus und gönnten uns dann noch ein kleines Nickerchen bzw. Ausruhstündchen auf dem Kirchenparkplatz, bevor es wieder in den Pub ging! Das Doryman bot an diesem Abend (na was wohl?!) keltische Fiedelmusik an! Es waren vier Musiker auf der Bühne, leider ohne Percussion, so dass tanzen (außer Square Dance) nicht möglich war. Es war erstaunlich leer im Pub, was wohl daran lag, dass es auch nachmittags schon eine Band gegeben hatte. 

Naja. Wir bestellten Burger mit Pommes bzw. Salat und ein Bierchen, ein zweites bekamen wir spendiert. Ich saß neben Yvette, Leonards Cousine und unterhielt mich sehr gut mit ihr. Sie berichtete von ihren Kindern und von ihrer neuen Diät. Witzig, so als exotischer Touri aus Deutschland war Agnes ziemlich schnell in den Dorfklatsch und die Dorfstories eingebunden! Herrlich! Daniel saß bei den zwei Herren, die ihn ins Herz geschlossen haben, weil er sie immer zum Lachen brachte. Kein Wunder, dass Daniel gut ist beim Improtheater, er ist echt schlagfertig!!! 

Als wir gingen und gerade bezahlen wollten, sagten Brenda und Jerome, dass sie das schon für uns übernommen hatten. Oh man, so nett! Wir kannten uns ja gar nicht!!!

 

Ja und dann kam auch noch ein Knallerpart... Wir sind also wieder mit zu Len und Annette gefahren und dann bat Len an, dass wir alle zusammen in den Indoor-Pool springen könnten. Ui! Also echt stark!!! Ja logo, das ging klar! Wir plantschten bestimmt bis 1 oder 2 Uhr, duschten dann alle und waren danach rechtschaffend k.o.

Sonntag, 18.06.2017 - Chéticamp

 

Uff. Der Morgen startete um 6 Uhr. Das lag daran, dass wir Hefebrezeln machen wollten, die ja noch ein bisschen gehen müssen. Gute Idee von uns :D Wir machten also den Teig, stellten ihn in den Ofen, damit er bei geringer Temperatur gehen kann und bereiteten Quarkspeise und Rührei zu. Gegen 8.30 / 9 Uhr konnte es endlich Frühstück geben, denn die Brezeln müssen nach dem Gehen geformt werden, in kochendes Natronwasser gegeben und anschließend gebacken werden! Ist nicht kompliziert, es dauert nur lange. Dafür waren sie auch lecker und noch so schön warm! Die anderen waren begeistert! Vor allem von der Quarkspeise! Die hatten wir mit TK-Früchten, Vanillepudding und Sahne gemacht. Wir mussten übrigens so früh starten und essen, weil es um 10 Uhr mit einer neuen Wanderung losgehen sollte - auf zu den Salmon Pools! Dabei, so erfuhren wir später, steht es um den Lachs in Kanada überhaupt nicht gut. Jeder darf fünf Stück zum Eigenbedarf fischen, Kanadiern ist die Lachsfischerei schon seit Jahren untersagt. Und in den internationalen Gewässern fischen also andere Nationalitäten die Ozeane leer... 

Die Wanderung hat Spaß gemacht, wir haben einige Deutsche getroffen, die von Ontario nach Nova Scotia gedüst sind, weil sie drei Wochen Urlaub haben und nach dem Besuch der Tante in Ontario noch entspannen wollten. (Äh, die hatten wohl die Distanz unterschätzt. Die mussten unendlich Kilometer am Tag reißen, um mit ihrem Zeitplan durchzukommen...). Sie berichteten, dass sie in einem Nationalpark von sogenannten Black Flies (sind aber leider Kriebelmücken, die Fliegen ähneln) derart belagert worden waren, dass sie schon einen Tag früher die Flucht ergriffen haben. Die Kriebelmücken, mit denen wir später auch in Kontakt gekommen sind, sind echt fies, der Stich ist zwar nicht schlimm und sie surren nicht so ekelig, aber der Stick wird sowas von dick und juckt. Das ist viel schlimmer als ein normaler Mückenstich!

Die Deutschen waren aber lieb, sie kamen aus Dortmund und erzählten viel. Die Frau erzählte von ihrem Job, sie war bei einer Krankenkasse und hatte viel mit den Handwerkskammern ("sehr hierarchisch, sehr verstaubt, wenig Mut zur Veränderung") zu tun. Sie wollte sich aber verändern, weil es ihr nicht mehr so gut dort gefiel. Witzig, wie schnell man immer in Themen ist, nur weil man die gleiche Nationalität hat. Aber ja, auf Deutsch ist ein Gespräch halt doch anders als auf Englisch, wo man immer mal nach Vokabeln suchen muss... 

Wir fuhren danach noch mit zu Len und Annette, es gab noch ein schönes Mittagessen und Biscuits. Die gab es immer. Und sie waren selbstgemacht und köstlich!! Und werden definitiv nachgebacken! Auch Quarkspeise war noch über, die wir uns gönnten. Dann fuhren Brenda und Jerome nach Hause und luden uns ein, sie zu besuchen, entweder in Sydney, wo sie wohnen oder in ihrem Cottage, das am unteren Ende vom Cabot Trail liegt. 

Auch Daniel und Agnes fuhren wenig später los, denn es sollte ja um den Cabot Trail gehen. Wir stoppten noch zwecks Nickerchen an der Kirche, man muss ja auch frisch sein! 

Joah und dann merkte Agnes plötzlich, dass irgendwas mit der Bremse nicht stimmte. Sie ließ sich bis ganz hinten durchtreten, bremste zwar, aber das fühlte sich falsch an. Daniel hat nochmal gegengecheckt, dann die Bremse am Reifen angeschaut und festgestellt, dass dort Bremsflüssigkeit ausgetreten war. Es leckte noch raus und auch auf dem Boden konnte man es sehen. Keine guten Voraussetzungen für den Cabot Trail, der echt bergig und steil ist. 

Also Leonard angerufen, er würde sicherlich jemanden kennen, der sich das angucken kann. Er schlug vor, dass wir erstmal zu denen kommen könnten. Ja, das klang nach einer guten Idee. 

Len hatte bereits den Mann von Yvette gebeten, einmal drunterzuschauen, als wir ankamen. Er sagte, der Bremsschlauch sei nicht gut genug befestigt, eine Unterlegscheibe müsste ausgetauscht werden. Er konnte nur ein bisschen helfen, aber immerhin sagte er, es sei keine Katastrophe. Len wollte am nächsten Morgen gleich mit uns in die Werkstatt bzw. noch einem Freund bescheid geben, damit der es sich anschaut. 

Wir waren ganz schön erledigt, aber die beiden wollten zum Bonfire, das den Abschluss des Festivals bilden sollte. Es war um 19 Uhr und die zwei sagten, es sei wirklich nur ein ganz entspanntes Beisammensein ohne Action. Ok, na dann :)

Ja und das war es auch. Es war ganz schön, sehr gemütlich, es gab S'Mores mit Keksen und Marshmallows, die man sich über dem Feuer rösten konnte, wir unterhielten uns auf Deutsch mit einer Québecoise, die alleine Urlaub machte und wir quatschten auch mit vielen anderen. Es ist echt schön, wenn man ein bisschen exotisch ist, weil man junger Touri aus Deutschland ist! Ein lustiger älterer Mann aus den USA sang mit irre hoher Stimme Lieder, das gehörte nicht zum Festival, war aber richtig witzig. Agnes war richtig froh, als sie irgendwann merkte, dass sie nicht die einzige war, die das richtig lustig fand! 

Ja, dann ging es wieder zu den beiden und wir durften (sollten! :) ) im Haus schlafen und uns gut ausruhen! Lieb!!!


Montag, 19.06.2017 - Chéticamp

 

Gegen 8 Uhr klingelte der Wecker, denn der Mechaniker sollte ja kommen. Wir standen auf, es gab einen Kaffee und dann warteten wir. Und warteten. Und warteten, bis Annette Leonard bat, doch mal bei Russel anzurufen, wo er denn bleiben würde. Ja, eine Zeit war so richtig wohl nicht abgemacht, er würde irgendwann bald kommen. Annette machte uns also ein Frühstück mit Ei (lecker!), Früchten und Marmelade. Gegen 11 Uhr kam er dann und schaute sich das Untere des Autos an. Er konnte es sogar reparieren, er zog die Unterlegscheibe fest, ließ irgendwo Luft raus und sagte, wir sollten nun alles im Auge behalten. Wenn es noch leckt, sollten wir einfach eine neue kaufen. Uff, ein Glück. Nicht schlimm. Tausend Dank, sagten wir. 

Als wir wieder im Haus waren, sagte Annette zu uns, sie hätte eine Idee. Wir wollen ja den Cabot Trail sehen. Aber mit unserem Auto sei das keine gute Idee. Aber mit ihrem Auto schon. Ob wir Lust hätten, mit den beiden in ihrem Auto den Trail abzufahren. Das würde so 5 Stunden dauern, außerdem könnte man noch Brenda und Jerome in ihrem Landhaus besuchen. 

Agnes und Daniel waren sprachlos, Agnes hatte Freudentränen in den Augen. Was für eine tolle Idee. Vor allem schien die Sonne, es waren bestimmt 30 Grad und einfach grandioses, wolkenloses Wetter. Toll für Fotos. Sie meinten, sie würden an jedem Fotospot halten, damit wir auch nix verpassen. Sie hätten für den Tag sowieso noch keine Pläne, deshalb sei das eine willkommene Abwechslung. Ach man. Unfassbar, was wir für ein Glück (im Unglück) hatten. Die Begegnung sollte wohl sein!!!

Und dann machten wir uns um 12.30 Uhr auf den Weg, es gab noch ein Eis und Cola, damit wir den Weg gestärkt erleben könnten. Ui, und dann wurde gestoppt! Überall. Das Schöne war, dass die beiden selbst ganz happy waren, weil da auch Stopps beiwaren, an denen sie noch nie gehalten haben. Wenn alles voller Touris ist, würde man schließlich keinen Stopp einlegen. 

Wir hielten überall, manchmal fühlten wir uns wie in der Karibik. Hellblaues Meer, weißer Strand und 30 Grad!! Irgendwann knurrten die Mägen und wir wurden in ein Café eingeladen, das war schön. Es gab Sandwich und Seafood-Suppe, Agnes gönnte sich zum Nachtisch einen Black Forest Cheescake (bei dem Namen!) Unser Ziel war das Cottage von Brenda und Jerome, wir hatten uns vormittags schon angemeldet. Eigentlich wollten wir die ja zu zweit besuchen, aber daraus wurde ja bekanntlich nichts und so war es ja auch viel schöner! Len hatte sich von Brenda vegetarische Lasagne gewünscht, das kann sie wohl besonders gut :) 

Die beiden freuten sich, uns so schnell wiederzusehen. Sie haben vor einigen Jahren ein altes Haus gekauft, das echt richtig historisch aussieht, mit altem Herd und Schlafzimmer, die wie in alten Büchern aussehen. Richtig antik, großzügig und gemütlich! Wir wurden mit Käse und Brot verwöhnt und machten einen Strandspaziergang, weil deren Haus und die Nachbargrundstücke einen Zugang dazu haben. Auf dem Weg dorthin ging es durch Wald und wir sind selten so gezappelt und gesprungen, um die fiesen Mücken loszuwerden! Es gab leider auch ein paar Stiche. Aber der Blick aufs Wasser war trotz Steinstrand echt toll! Jerome erzählte uns, dass es Kojoten im Wald gibt, die aber nicht schlimm seien. Aber ein Nachbar hätte trotzdem mal 50 Stück erschossen, total blöd! 

Im Anschluss genossen wir die herrliche Lasagne und zum Nachtisch Strawberry Shortcake. Dann war es auch schon wieder 20 Uhr und wir mussten los, da wir noch zwei Stunden fahren würden. Auf der Rückfahrt sahen wir zwar keinen Elch, dafür aber einen Fuchs. Süß, wie der da stand. Wann sieht man schon mal einen Fuchs auf der Straße?!

Gegen 22.30 Uhr waren wir wieder in Chéti und sprangen noch einmal in den Pool. Wunderbar, wir schwammen dort ewig herum. Er leuchtet in verschiedenen Farben und die Wasserstrahler massieren entweder den Nacken, die LWS oder die Füße. Groggy und glücklich schliefen wir tief und fest!