Daniels Kolumne

Teil 1: Wohnen im fremden Zimmer

Wohnen im fremden Zimmer. Das ist natürlich mit viel Vertrauen in den Gastgeber und dessen Reinlichkeit verbunden. Zusätzlich sollte man aber auch bedenken, dass das derzeitige Heim auch andere Tücken aufweisen kann als nur ein Haar an einem Ort, an dem man es nicht zwangsweise erwarten würde. In unserem Fall führte das einmal zur fast völligen Zerstörung (naja fast) des Zimmers und ein anderes Mal zur ausgiebigen Nutzung von Ohrstöpseln. Aber der Reihe nach:

Betreten Sie ein fremdes Zimmer, in dem Sie planen, sich länger aufzuhalten, beachten Sie unbedingt Unebenheiten im Boden. Es könnte Ihnen sonst passieren, dass die mühevoll (oder einfach schnell in der Mikrowelle) zubereiteten Mac&Cheese in einem hohen Bogen Richtung Bett stürzen und dabei Murphys Law folgend definitiv größten Schaden anrichten. Ein geneigter Computerspieler würde hier von Splashdamage sprechen. Wenn Sie nicht wissen, was gemeint ist: Es ist verdammt nochmal überall Mac, aber noch mehr Cheese!!!

Gleiches Zimmer – andere Situation: Sie kommen von einem langen Spaziergang im Central Park wieder. Erfolgreich haben Sie die Angriffe hungriger Eichhörnchen abgewehrt und freuen nun sich darauf, sich einfach gemütlich ins Bett zu kuscheln und zu lesen. Zu Hause würden Sie jetzt die Kissen an die Wand lehnen und sich die Decke bis zum Bauchnabel hochziehen. Dabei haben Sie eventuell noch einen warmen Kakao in der Hand (ich mag ihn ja lieber kalt). Aber halt! Eventuell steht das Bett vor einem Fenster, so dass der dazugehörige Vorhang ebenfalls über ihrem Bett hängt. Würden Sie nun dem bekannten heimlichen Ablauf folgen, könnte dies dazu führen, dass Sie die Gardinenstange von ihrer Halterung lösen und Sie von einem weißen Seidenvorhang begraben werden. Folglich erschrecken Sie und hin ist der Kakao. Ratzupaltuff! 

Nun, in unserem Fall hatten wir immer genug Zeit, den Schaden zu bereinigen. Zumindest kam bis jetzt noch keine Beschwerde über neue Flecken auf Bettdecken oder Vorhängen. Oh und es ist immer gut zu wissen, wo sich Werkzeuge im fremden Haushalt befinden. Das erleichtert die Reparatur abgerissener Teekannendeckel oder eben auch von Gardinenstangen erheblich!

Kommen wir nun zu den Ohrstöpseln. Selbst wenn Sie das Glück haben, ein sehr sauberes, schönes und auf den ersten Blick ruhiges Zimmer auf Reisen Ihr Eigen nennen zu können, rate ich zur Obacht. Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen es mal so richtig kalt wird und ich meine nicht minus zwei Grad Deutschland „oh-ich-friere“-kalt. Sondern so richtig kalt. Ich kann verstehen, dass man an diesen Orten nicht unbedingt die klassische Fensterlüftung nutzt, um neuen Sauerstoff ins Zimmer zu bekommen. ABER MUSS ES UNBEDINGT EINE VENTILATION SEIN, DIE JEDE HALBE STUNDE ANFÄNGT, EINEN STREIT ZWISCHEN ZWEI STAUBSAUGERN NACHZUSTELLEN?!?!?!?!?!?!?! 


Teil 2: Hot Pot

Waren Sie schon einmal in NY? Ja? Dann sind Sie sicher auch mit der Metro gefahren. Falls nicht: Man stelle sich ein silbernes Ungeheuer vor, welches mit ohrenbetäubendem Lärm in einem gruseligen Schacht zum nächsten brettert. diese Ungeheuer hören auf die verschiedensten Namen und bringen einen, nachdem man den Haltestellenplan erst einmal verinnerlicht hat, zielstrebig zum angestrebten Ort...

Außer man hat noch nicht verstanden, dass den Beinamen „local“ und „express“ höchste Aufmerksamkeit zu teil werden sollte. Während der Local-Train vergleichbar mit einer Regionalbahn von Hannover nach Norddeich Mole sozusagen an jeder Milchkanne anhält, bringt der Express-Train Sie direkt von Hannover nach Borkum, ohne zu fragen, Ob Sie nicht eigentlich in Bremen aussteigen wollten. So ist es dann also auch zu erklären, dass wir auf Umwegen nach Flushing gelangt sind. 

Sie fragen sich jetzt sicher: Flushing? Ist das etwa der Ort, zu dem der geneigte New Yorker sein Geschäft – nun ja – „flusht“? Ich antworte Ihnen: Nein! Aber so richtig schön ist es da auch nicht. Allerdings: Flushing sprudelt vor Leben und Sie können sich sicher sein, Dinge zu entdecken, die Sie so bisher noch nicht gesehen haben (Anm. des Autors: aus der Perspektive einer Person, die noch nicht alles gesehen hat.) Hallo Flushing, hallo wahres Chinatown von NY. 

Namensgebend für diese Geschichte: der Hot Pot. Das klingt nach Entspannung für Körper und Geist in einem sprudelnden Wasserbecken, in dem man ausgebreitet seinen Träumen nachhängen kann und langsam schrumpelig wird. Sollten Sie wirklich auf die Idee kommen, Ihre Füße in den Hot Pot zu halten, dürfte Sie das anwesende Restaurantpersonal allerdings einigermaßen interessiert beobachten. Was auch verständlich ist, da Sie gerade auf einem Tisch sitzen, in dessen Mitte sich ein eimerförmiges Objekt befindet, aus welchem Sie eigentlich eine Suppe herauslöffeln sollten. Stattdessen halten Sie da ihre Füße rein. Der Hot Pot ist also Fondue auf asiatisch. Sie bestellen eine Grundsuppe, von der jeder mitlöffelt. Das Besondere: Die Zutaten bestellen Sie separat dazu und werfen diese dann in die sprudelnde Grundsubstanz, anstatt sie separat zu essen.

Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass gefrorene Nudeln auch ihren Charme haben, aufgewärmt aber doch besser schmecken. Wer seine Freunde ärgern will, bestellt all das abgefahrene Zeug (Sie wissen schon… Das Zeug, das sogenannte Reporter bei Galileo und Co. in asiatischen Ländern bestellen und runterwürgen). Für eher konservative, westliche Gaumen empfehlen sich Nudeln, Gemüse, Tofu und Huhn. Wenn man mit dem örtlichen Besteck nicht so recht umzugehen weiß, wird aus der ganzen Sache aber auf jeden Fall ein großer Spaß für alle Beteiligten. 


Teil 3: Schnee

Meine Güte. Ist das viel Schnee. Und das auch noch in so kurzer Zeit.

 

Situation A) Echt kalt, aber wenigstens sieht man noch Dinge.

 

Einen Tag später...

Situation B) Ist das ein Auto unter diesem weißen Haufen? Hm?! Könnte auch die Bushaltestelle sein.

 

Echt beeindruckend ist, wie man hier mit diesen Massen an Schnee umgeht. Während in Deutschland das öffentliche Leben völlig zum Erliegen kommen würde, wird hier die Schaufel ausgepackt und gemeinsam mit dem Nachbarn das Auto freigeschaufelt. Seien Sie bloß der erste, sonst liegt der Kram vom Autobesitzer vor Ihnen auch noch auf Ihrem Auto! 

Noch beeindruckender ist die Gelassenheit der anderen Autofahrer, wenn ein soeben Freigeschaufelter mit Wumms (!) in die nächste Schneewehe fährt und da erst einmal auch nicht wieder wegkommt. Besser machen es dann diejenigen, welche die Straße direkt in ein Skilanglaufgebiet umwandeln. Für einen schneeunverwöhnten Europäer wie mich ein sehr skurriles Bild. Zumindest wird man nicht angepault, da man angeblich die Loipe berührt hätte.

 

Kleiner Praxistipp: Schuhe mit Profil! Alles andere führt zu großartigen (unbeabsichtigten) Verrenkungen und macht selbst den Einkauf zu einem Abenteuer.

 

Nachtrag zum Wohnen im fremden Zimmer: Die genaue Beobachtung der neuen Umgebung ist auch für das Bad unabdinglich. Aber mal ehrlich, woher soll man auch wissen, dass der Spiegel nur an der Wand lehnt?